Formaldehyd: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. April 2010, 21:56 Uhr

Formaldehyd (chemisch: MethanalHCHO) ist einer der bekanntesten und am besten erforschten Luftschadstoffe in Innenräumen. Durch ihre vielfältige industrielle Anwendung bei der Herstellung von Holzwerkstoffen, Dämmmaterialien, Farben, Reinigungsmitteln und Kosmetika ist die Substanz in der Raumluft üblicherweise nachweisbar. Holzwerkstoffe (Spanplatten, beschichtete Spanplatten, Tischlerplatten, Furnierplatten, Faserplatten) bzw. Produkte aus Holzwerkstoffen wie z. B. Möbel, Türen, Paneele sind nach wie vor die wichtigsten Quellen für Formaldehyd in Innenräumen.

In der Holzwerkstoffindustrie ist Formaldehyd ein wichtiger Bestandteil von Klebstoffen. Eingesetzt werden unter anderem Harnstoff-Formaldehydleimharze (UF-Leime), Phenol-Formaldehydleimharze (PF-Leime), Melamin-Formaldehydleimharze (MF-Leime) und Aminoplastmischleimharze (MUF-Leime).

Nach großflächiger Anwendung und Einbau solchermaßen gefertigter Holzwerkstoffe kam es in der Vergangenheit und kommt es in Einzelfällen auch heute noch in Schulgebäuden zu erhöhten Einträgen von Formaldehyd in die Raumluft.

In Deutschland sind seit Beginn der 1980er-Jahre die Formaldehydemissionen aus Holzwerkstoffen geregelt. Die Chemikalien-Verbotsverordnung schreibt vor, dass nur solche Holzwerkstoffplatten in den Handel gebracht werden dürfen, die nachgewiesenermaßen eine Ausgleichskonzentration von 0,1 ppm unter definierten Prüfbedingungen nicht überschreiten („Emissionsklasse E1“). Ausgenommen hiervon sind Holzwerkstoffe zur Beschichtung beispielsweise für den Möbelbau, die auch heute noch deutlich mehr Formaldehyd emittieren dürfen. Als Fußbodenverlegeplatten beispielsweise sind E1-Holzwerkstoffprodukte heute Standard. Besonders formaldehyd - arme Holzwerkstoffprodukte (Ausgleichskonzentration in der Prüfkammer < 0,05 ppm unter definierten Bedingungen) sind am Umweltzeichen Blauer Engel zu erkennen. Die Höhe der Formaldehydabgabe von Holzwerkstoffen wird mitentscheidend durch die raumklimatischen Bedingungen beeinflusst. So führen höhere Raumlufttemperaturen und höhere relative Luftfeuchte zum Anstieg der Emissionsraten.

Einige Hersteller verzichten auf den Zusatz von Formaldehyd in Holzwerkstoffprodukten und verwenden stattdessen Polyurethan-Klebstoffe zur Verleimung. Die hierbei eingesetzten Diisocyanate sind zwar bei der Herstellung toxikologisch ebenfalls nicht unbedenklich, bleiben danach aber fest im Holzwerkstoff eingebunden und gelangen so nicht in die Raumluft. Als gesundheitliche Wirkung bei der Exposition mit Formaldehyd in Innenräumen steht die Reizwirkung auf Schleimhäute im Vordergrund des Interesses. Bei lang anhaltender hoher Belastung mit Formaldehyd, die in früheren Jahrzehnten an einigen Arbeitsplätzen auftrat, kann die Reizung zu einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut führen, aus der sich Krebs entwickeln kann. Von der Internationalen Behörde für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer – IARC) wurde Formaldehyd im Jahr 2004 als „krebserzeugend für den Menschen“ eingestuft.

Olfaktorisch wird Formaldehyd als „stechend“ wahrgenommen. Nach Einschätzung der WHO kann Formaldehyd von einzelnen Personen bereits ab 0,03 mg/m³ geruchlich wahrgenommen werden. Bereits 1977 empfahl das Bundesgesundheitsamt (BGA) einen Formaldehyd-Richtwert von 0,1 ppm (= 0,12 mg/m³) in der Innenraumluft, unabhängig von den in der Praxis vorliegenden Raumlufttemperaturen und Luftfeuchtigkeiten. Angesichts der Neuwertung der krebserzeugenden Wirkung von Formaldehyd wurde dieser Wert 2006 vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) überprüft und bestätigt. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission schloss sich diesem Vorschlag an. Nach Ansicht dieser Gremien besteht unterhalb von 0,1 ppm Formaldehyd kein nennenswertes Krebsrisiko.


Quelle


Siehe auch