Multiple Chemikalien Sensitivität: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. Oktober 2010, 15:51 Uhr

MCS - die "unbequeme" Krankheit

Kaum eine Krankheit kämpft seit langem so "erfolglos" um eine öffentliche Anerkennung wie

MCS = multiple Chemikalien Sensitivität

Würde doch eine endgültige Anerkennung - vor allem auch als "Berufskrankheit" - zugleich ein Eingeständnis unserer derzeitigen "Unwissenheit" über die Auswirkungen zahlreicher Chemikalien auf unseren Körper, über Kombinationseffekte oft auch "nicht beachteter" minimaler Schadstoffkonzentrationen, über komplexe Zusammenhänge zwischen Elektrosmog, chemischen und physikalischen Umweltbelastungen, über mögliche Auswirkungen auch zahlreicher natürlicher Reizstoffe bedeuten. Wieviel einfacher ist es doch, MCS Erkrankte als "Umweltpsychopathen" darzustellen - ihre Forderungen gegenüber den oftmals sogar bekannten Verursachern einfach als unberechtigt abzuschmettern - die leider noch viel zuwenigen Umwelt- und Ganzheitsmediziner öffentlich zu disqualifizieren. Belächelt am Arbeitsplatz von den Kollegen, gemobbt von Vorgesetzten, sehr oft auch nicht ernst genommen von den engsten Familienmitgliedern - wen kann es da noch verwundern, daß die Betroffenen nach einigen Jahren "Isolation" auch tatsächlich "psychische" Veränderungen aufweisen, und damit Ihren "Gegnern" ungewollt weitere Argumente einer "eingebildeten Krankheit" liefern.

Ähnlich zahlreicher weiterer- stark umweltrelevanter "Krankheiten" wie EMS, (Elektromagnetische Hypersensitivität) ; CFS (Erschöpfungssyndrome), Autoimmunerkrankungen können wir bei MCS mit baulichen Präventionsmaßnahmen sicherlich keine "Heilung" erreichen - eine Minimierung von Umweltbelastungen kann aber nachweisbar eine Besserung des Krankheitsbildes und eine Verhinderung von zusätzlichen "Steigerungen" (sehr oft addieren sich die genannten Krankheiten im Laufe der Jahre) bewirken.

Was verstehen wir unter MCS:

Definition aus Chemikal Sensitivity Network (Silvia K.Müller)
Verschiedene Studien aus den USA von Personen, die nicht am Arbeitsplatz durch Chemikalien geschädigt wurden, gehen davon aus, dass in der Allgemeinbevölkerung inzwischen 15-30% der Menschen leicht bis mittelmäßig und 4-6% schwer chemikalienintolerant sind. Deutsche Umweltmediziner gehen von einer vergleichbaren Situation in hierzulande aus.


Aktuelle Definition Chemikaliensensibilität

  1. Die Symptome sind mit (wiederholter chemischer) Exposition reproduzierbar.
  2. Der Zustand ist chronisch.
  3. Minimale Expositionen (niedriger als vormals oder allgemein toleriert) resultieren in Manifestation des Syndroms.
  4. Die Symptome verbessern sich, oder verschwinden wenn der Auslöser entfernt ist.
  5. Reaktionen entstehen auch gegenüber multiplen nicht chemischen Substanzen.
  6. Die Symptome involvieren mehrere Organsysteme. (1999 ergänzt)

Asthma, Allergien, Migräne, Chronisches Müdigkeits Syndrome und Fibromyalgie stellen keine Ausschlussdiagnose für MCS dar.

Die Symptomatik der verschiedenen Patienten ist genauso unterschiedlich, wie unser genetisches Make-up, unsere Gesamtkörperbelastung und unser Nährstoffstatus, etc. zum Zeitpunkt der Exposition. Die Symptome betreffen mehrere Organsysteme (z.B. cerebrales, respiratotrisches, cardiovaskuläres, gastrointestinales, neurologisches, das muskuloskelettale System, sowie Augen, Nase, Ohren, Haut) und variieren in ihrer Intensität. Bei einigen Menschen erreichen sie eine solche Intensität, dass diese ihren Lebensstil dem Grad ihrer Behinderung anpassen müssen. Häufig beobachtete Symptome sind u.a. Kopfschmerzen, Ohrgeräusche, Schwindel, Erschöpfung, Sehstörungen, Bewusstlosigkeit, Rhinitis, Ekzeme, häufiges Wasserlassen, metallischer Geschmack, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Asthma, Depression, Aggression, Verwirrung, Apathie oder Konzentrationsstörungen.


Wie erkenne ich, ob ich chemikaliensensibel bin?

Wenn Sie auf Alltagschemikalien wie z.B. Zigarettenrauch, frische Farbe, Parfum, Benzin, Reinigungsmittel, bei minimalem Kontakt physische oder psychische Symptome bekommen. Dies reproduzierbar ist und andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie chemikaliensensibel sind. In diesem Falle sollten Sie einen kompetenten Umweltmediziner, oder eine erfahrene Umweltklinik zur weiteren Diagnostik und Behandlung aufsuchen.

Diagnostik

Der eindeutigste Beweis zum Vorliegen einer Chemikaliensensibilität liefert ein Doppel-Blind-Provokationstest unter umweltkontrollierten Bedingungen, nachdem der Patient gesundheitlich stabilisiert und sich in einem demaskierten Stadium befindet. Einige führenden amerikanischen und deutschen Umweltmediziner kombinieren diese Tests mit gleichzeitigem SPECT-Scan des Gehirns, AEP's (akustisch evozoierte Potentiale), Olfaktometrie und geeignete psychometrische Tests, vor und nach der Provokation um zusätzlich die Beeinträchtigung der Hirnleistung zu dokumentieren.
Zusätzlich hilfreich ist die Kontrolle der enzymalen Entgiftungsleistung (Glutathionoxydasen, Katalase, Superoxyddismutase, Cytochrom P450, etc.)


Welche Schritte sind hilfreich bei Chemikaliensensibilität?

  • Vermeiden und reduzieren von Chemikalienexpositionen im Wohnraum, auf der Arbeit und in der Freizeit
  • Reduzierung der Gesamtkörperbelastung (Sauna, Ernährung, Kontrolle der Nährstoffstatus)
  • Sanierung des Wohnraumes (keine Teppichböden, behandelte Holzdecken, Vinyltapeten, Polsterbetten, Schaumstoffmatratzen, Presspanmöbel)
  • Schaffung eines Cleanrooms
  • Essen von unkontaminierten biologischen Nahrungsmitteln (Vermeidung von Zusatzstoffen, Farbstoffen, Pestiziden, Fungiziden, Bestrahlung, genmanipulierter Nahrung) möglichst in Rotation
  • Trinken von unkontaminiertem Wasser (gefiltert oder aus Glasflaschen)
  • Tragen von schadstoffreier Kleidung
  • Benutzung eines Luftfilters zuhause und im Auto
  • Tragen von Aktivkohlemasken, oder Airsupply Luftfilter für unterwegs
  • Bei Chemikalienexposition möglichst durch den Mund atmen. Durch die Nase atmen hat einen sofortigen Effekt auf die Hirnnerven. Durch den Mund eingeatmete Chemikalien müssen erst über den Blutstrom zirkulieren und die Bluthirnschranke passieren, bevor sie das Gehirn beeinträchtigen.
  • Viel Aufenthalt an frischer Luft (nicht in der Nähe von Feldern oder Industrie, etc.)
  • Austestung und Desensibilisierung von Allergien, bzw. Sensibilitäten gegenüber Nahrungsmitteln und Inhalationsallergenen (Millertechnik, ohne Konservierungsmittel) durch eine erfahrene Umweltklinik mit Cleanroombedingungen

Quelle