Wärmedämmstoff, ökologisch: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juni 2011, 19:14 Uhr

Betrachtung der Vor- und Nachteile ökologischer Dämmstoffe in der Praxis

Das Kostenargument

Konventionelle Dämmstoffe können wegen größerer Produktionsmengen günstiger angeboten werden als die meisten Naturdämmstoffe. Das gilt aber nicht in jedem Fall. Der Dämmstoff Zellulose, ist preislich konkurrenzfähig, vor allem bei Einblasdämmung von Hohlräumen. Auch andere Naturbaustoffe liegen preislich durchaus im Rahmen, insbesondere, wenn neben dem Materialpreis auch die Handwerksleistung berücksichtigt wird.

bauphysikalische Nachteile

Naturfaserdämmstoffe erfüllen derzeit keine erhöhten Brandschutzanforderungen, wie sie die Landesbauordnungen für bestimmte Gebäude fordern, und sind deshalb nur bei einer eingeschränkten Auswahl an Gebäuden einsetzbar. Ebenso wenig sind sie im Perimeterbereich und auf Flachdächern bauaufsichtlich zugelassen.

Konventionelle Dämmstoffe sind teilweise in WLG 0,022 – 0,035 eingestuft und erreichen dadurch mit geringeren Dämmstoffstärken eine ähnlich gute Wärmedämmung wie Naturfaserdämmstoffe mit WLG 0,040 bei dickeren Dämmstoffschichten. Bei Wärmedämmverbundsystemen aus Holzfaserdämmstoffen im Nassverfahren werden derzeit nur Dämmstoffstärken bis maximal 16 cm angeboten. Dies reicht unter Umständen nicht aus, um spezielle Fördergelder zu erhalten. Eine 2-lagige Wärmedämmung ist zwar technisch möglich, aber mit einem erhöhten Aufwand und höheren Kosten verbunden.

bauphysikalische Vorteile

Dämmstoffe aus Naturfasern zeichnen sich durch ihre günstige Dampfdiffusionsfähigkeit aus, d. h. dass Feuchte, die in den Dämmstoff eingedrungen ist auch leicht wieder ausdiffundieren kann. Sie können aufgrund ihrer hygroskopischen Faserstruktur deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen (Sorptionsfähigkeit) als die meisten konventionelle Dämmstoffe ohne gleichzeitig ihre günstigen Wärmedämmeigenschaften einzubüßen. [1]
Sorptionsfeuchte - Quelle: [1]
MF = Mineralfaser, PS = Polystyrol


Vereinzelte Naturdämmstoffe verfügen neben günstiger Wärmeleitfähigkeit von WLG 0,040 über eine hohe Rohdichte sowie eine hohe spezifische Wärmekapazität und dadurch sowohl über einen guten sommerlichen Hitze- als auch winterlichen Wärmeschutz. Verschiedene Forschungsergebnisse zum Thema bestätigen dies. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik (FIB) kommt in einer Versuchsreihe zu dem Ergebnis, dass insbesondere schwere Holzfaserdämmstoffe die Temperaturspitzen deutlich abmildern können und die Raumtemperaturen insgesamt wesentlich ausgeglichener sind, als beispielsweise bei leichter Mineralwolle. [1]
Wärmespeicherfähigkeit - Quelle: [1]
Dachdämmung je 10 cm


Allerdings spielen beim sommerlichen Wärmeschutz noch andere Faktoren eine wesentliche Rolle, z. B. der Standort des Gebäudes, Fläche und Verschattung von Fenstern, die Lüftung und die Wärmespeicherkapazität von Wänden, Fußböden und Decken.

Eigenleistung

Grundsätzlich eignen sich Naturfaserdämmstoffe für Eigenleistung geschickter Heimwerker. Sie sind in der Regel einfach und gesundheitsfreundlich zu verarbeiten, insbesondere Hohlraumschüttungen und Zwischensparrendämmungen. Eine gute Atemschutzmaske ist dennoch bei Arbeiten mit hoher Staub- bzw. Faserbelastung anzuraten. Dämmungen im Einblasverfahren sind Aufgabe von Fachbetrieben.
Problem Bauphysik: Allerdings erfordert der fachgerechte Einbau von Dämmstoffen zumindest bauphysikalische Grundkenntnisse. Deshalb sollte ein Fachplaner konsultiert werden, der Problemstellen entdecken und Empfehlungen geben kann, bzw. in der Lage ist ein Sanierungskonzept auszuarbeiten. Ohne Berücksichtigung wichtiger Detailfragen erwächst ein bauphysikalisches Risiko, das erhebliche Bauschäden und hohe Kosten zur Folge haben kann.


Quelle

Herbert Danner, Baubiologe (IBN), Bauzentrum München, Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0, Juni 2010, S. 17, 18

Einzelnachweis

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Fraunhofer Institut, Vortrag zum Fachforum ökologische Dämmstoffe, Bauzentrum München, 26.4.2010.

Siehe auch