Flüchtige organische Verbindung: Unterschied zwischen den Versionen

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====Mögliche Emissionsquellen====
====Mögliche Emissionsquellen====
* Bauprodukte: Styrol (Styropor), Polyurethan (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben   
* Bauprodukte: Styrol (Styropor), [[Polyurethan]] (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben   
* Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel  
* Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel  
* Textilien
* Textilien

Version vom 6. Oktober 2009, 17:30 Uhr

Flüchtige organische Verbindungen - VOC engl.: Volatile Organic Compounds

"Flüchtig" bedeutet, dass diese Stoffe wegen ihres niedrigen Siedepunktes bzw. hohen Dampfdrucks schnell verdampfen (verflüchtigen).

Die bekanntesten VOCs sind Alkane, Alkene, Aromate, Terpene, Halogenkohlenwasserstoffe, Ester, Aldehyde und Ketone. Dem Verbraucher auch bekannt als: Eau de Cologne, dem typischen "Neugeruch" bei Neuwagen und Wohnungseinrichtung, der süßliche Geruch von Styropor, überhaupt die Ausgasungen diverser Baustoffe, Teppich, Möbel, Kleber, Farbanstriche und Duftkerzen. Quasi alles Riechbare und mehr.
Die Abklingzeit kann 10 Tage aber auch 3 Jahre dauern. Der Siedepunkt liegt bei 60° - 250° C.

Wohngift VOC

Allgemein wird eine massive Zunahme von Erkrankungen durch Schadstoffe in Wohnungen, Büros, Schulen, Kindergärten und Arbeitsplätzen registriert. Während die gesundheitlichen Risiken von Formaldehyd seit Langem bekannt sind, besteht noch Uneinigkeit in der Gesundheitsgefährdung zahlreicher VOCs. Seitens der Medizin wird das Belastungspotential durch VOCs zunehmend für die wachsende Zahl von Allergikern (über 25 % in Deutschland) erkannt und werden Allergiker bewusst auf das Minimierungsgebot von Emissionen bei der Auswahl von Wohnraum verwiesen.

Das führte unter Anderem zur Erstellung der "Empfehlungen für Innenraumluft" durch das Umweltbundesamt (UBA). Bislang hat sie einen "empfehlenden" Charakter, findet aber zunehmende Beachtung im öffentlichen wie auch im privaten Bau. Städte wie München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Zürich legen bereits maximaler Emissionswerte als Vorgabe öffentlicher Bauausschreibungen bestimmter Gebäudearten (zB Kindergärten) fest. Die Überprüfung erfolgt regulär bei der Bauabnahme durch ein unabhängiges Prüfinstitut.

Mögliche Emissionsquellen

  • Bauprodukte: Styrol (Styropor), Polyurethan (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben
  • Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel
  • Textilien
  • Haushalts- und Bürogeräte: Drucker, Kopierer
  • Verbrennungsprozesse: Tabakrauch, Kamin, Öfen, Kerzen, Kochen, Braten, Backen
  • Klebstoffe, Lösemittel, Hobby- und Bastelarbeiten
  • Wasch-, Putz-, Reinigungs-, Körperpflegemittel und Kosmetika
  • Schimmel und Personenausdünstung

Gesundheitliche Wirkung

Zu den Möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zählen unter Anderem: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Leistungsfähigkeit, Infektionsanfälligkeit, Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, bleibende Gesundheitsschäden, Irritationen von Augen, Nase, Rachen, Nasenlaufen, Augentränen, trockene Schleimhäute, trockene Haut, Juckreiz. (Quelle: Pluschke, 1996)

Die Toxizität (Giftigkeit) von VOCs ist sehr unterschiedlich. Benzol gilt beispielsweise als krebserregend. Andere VOCs gelten als gesundheitlich irritativ oder erzeugen allergene Wirkungen. Studien des Helmholtz-Institutes Leipzig UFZ belegen eine hohe Anfälligkeit von Säuglingen und Kleinkindern auf VOCs in Innenräumen allgemein mit entsprechenden Langzeitfolgen. Für die meisten VOCs fehlen bislang wissenschaftlich detaillierte und fundierte Erkenntnisse zur gesundheitlichen Wirkung.

Diverse VOCs natürlichen Ursprungs wie Terpene aus natürlichen Harzen, Naturölen, Naturfarben werden grundsätzlich als harmloser eingestuft. Jedoch in höherer Konzentration und/oder bei lang anhaltender Einwirkung können auch diese irritativ und allergen wirken. Bei Wenigen ist eine Toxizität nachgewiesen wie bei den Enantiomeren (+)-α-Pinen und (-)-α-Pinen.

Andererseits wird einzelnen Terpenen bei entsprechender Dosierung eine positive Auswirkung nachgesagt, speziell bei Herzkreislauferkrankungen, aber auch nur dann, sofern keine Allergien vorliegen!
Siehe Endbericht: "Zirbe fürs Wohlbefinden" - PDF 2,9 MB

TVOC

TVOC Empfehlung des Umweltbundesamtes

TVOC - engl.: Total Volatile Organic Compounds
deutsch: Summe aller flüchtigen organische Verbindungen

In der Regel wird der VOC-Summenwert zur Raumluftbewertung herangezogen, für den es seit 2007 Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) bezüglich der Höchstwerte gibt. Dazu dienen die Methoden und Grenzwerte der Innenraumexperten Molhave und Seifert. Der Summenwert berücksichtigt nicht die unterschiedliche Toxizität beziehungsweise das irritative, allergene Potenzial der Einzelkomponenten, sondern orientiert sich an Erfahrungswerten bauüblicher Mischungsverhältnisse. Die pauschalisierende Betrachtung wird herangezogen, da wie beschrieben für viele VOCs die allgemein wissenschaftlich anerkannten Gefahrenwerte noch fehlen. Lediglich die Einhaltung der Grenzwerte einzelner, bekannt hochtoxischer Stoffe wie Benzol, werden in einer detaillierten Nachbetrachtung zusätzlich berücksichtigt.


SVOC

SVOC engl.: Semi Volatile Organic compounds - deutsch: schwer flüchtige organische Verbindungen

SVOCs belasten die Innenraumluft primär langfristig und spielen unter anderem beim Fogging-Phänomen eine entscheidende Rolle. Die Ausgasung erfolgt weniger stark, dafür über einen längeren Zeitraum, oft über ein bis zwei Jahre und teilweise noch wesentlich länger. Zu diesen Verbindungen zählen u.a.: langkettige Alkane: Heptadecan bis Pentatriacontan (C17 bis C35) Fettalkohole: Tetradecanol, Hexadecanol, Octadecanol Fettsäuren: Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure Fettsäureester: Methylpalmitat, Methylstearat, Butylpalmitat, Cetylpalmitat, Stearylpalmitat Phthalsäureester: Dimethyl-, Dibutyl-, Diisobutyl-, Benzylbutyl-, Bis(2-ethylhexyl)- und Dioctylphthalat Glykolverbindungen Polyethylenglycole, Propylenglykol und sonstige: Adipate, Sebacate, Triterpene, Terephthalate, Squalen, Siloxaneoben.

Quellen für SVOC Emissionen können unter anderem sein:

  • phosphororganische Flammschutzmittel aus vielen elektronischen Geräten
  • Phthalate (Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen)
  • Topfkonservierer und andere Biozide (Farben, Lacke, Kleber)
  • Pyrethroide und andere Biozide (Holzschutz, Insektensprays, Teppiche)
  • Glykolverbindungen (manche davon reproduktionstoxisch) in zahlreichen Klebern und auch in vielen sogenannten und sogar „ausgezeichneten“ lösemittelfreien Farben

Bauliche Umsetzung

Das Forschungsprojekt des Sentinel-Haus Instituts Freiburg mit der Bundesstiftung Umwelt und Folgeprojekte belegen, dass es möglich ist VOC Konzentrationen, unabhängig von der Bauweise (Massiv oder Holzbau), unterhalb der UBA-Empfehlung von 1000 µg/m³ zu erstellen. Das Sentinel-Haus Institut bietet seither Baubeteiligten Schulungen und Projektbegleitungen für den Neubau und die Sanierung an, diese Zielwerte zu erreichen.

Übersicht

Gemäß WHO werden flüchtige organische Verbindungen nach ihrem Siedepunkt und somit der resultierenden Flüchtigkeit eingeteilt:

Gruppe Beispiel Retentionsbereich Siede- bereich
VVOC very volatile organic compounds leicht flüchtige org. Verbindungen Formaldehyd, Aceton, Alkohol < C6 (n-Hexan) 50° - 100°C
VOC volatile organic compounds flüchtige organische Verbindungen div. Lösemittel, Eau de Cologne C7 - C16 60° - 260°C
SVOC semi volatile organic compounds schwer flüchtige org. Verbindungen Weichmacher > C17 (n-Hexadekan) - C22 (n-Docosan) 260° - 400°C
MVOC microbial volatile organic compounds biolog. flüchtige org. Verbindungen Stoffwechselprodukte zB von Schimmel - -
POM, PAK particulate organic matter,
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
staubgebundene org. Verbindungen aus Bitumen - > 380°C
dient Zeilenumbruch

Literatur

Weblinks