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===Kurzbeschreibung=== | ===Kurzbeschreibung=== | ||
Aus dem schnellwachsenden heimischen Rohstoff [[Hanf]] (2 -4 cm/Tag) werden Vliese, Filze | Aus dem schnellwachsenden heimischen Rohstoff [[Hanf]] (2 -4 cm/Tag) werden Platten, Vliese, Filze und Schäben hergestellt. Nach langjähriger Beschränkung (bis 1996) hat sich Nutzhanf langsam wieder in der Landwirtschaft etabliert. Der Rohstoff wird überwiegend aus deutscher Produktion gewonnen, erforderliche Restmengen aus europäischen Nachbarländern importiert, z. B. Frankreich und Rumänien. Die einzelnen Bestandteile der Hanfpflanze finden vielfältige Verwendung z. B. zur Herstellung von Narkotika und hochwertiger Öle. | ||
und Schäben hergestellt. Nach langjähriger Beschränkung (bis 1996) hat sich Nutzhanf langsam wieder | |||
in der Landwirtschaft etabliert. Der Rohstoff wird | |||
===Produktionsprozess=== | ===Produktionsprozess=== | ||
Zur Herstellung von Vliesen wird getrocknetes Hanfstroh aufgefasert und anschließend weiterverarbeitet. Dicke Vliese werden entweder durch Einweben textiler Stützfasern oder durch schichtweises Verkleben dünner Vliese mit Bindemitteln auf Stärkebasis erstellt. Der Einsatz von Borsalz oder | Zur Herstellung von Vliesen wird getrocknetes Hanfstroh aufgefasert und anschließend weiterverarbeitet. Dicke Vliese werden entweder durch Einweben textiler Stützfasern oder durch schichtweises Verkleben dünner Vliese mit Bindemitteln auf Stärkebasis erstellt. Der Einsatz von [[Borsalz]], Ammoniumphosphat oder Ammoniumsulfat sorgt für [[Baustoffklasse|Brandschutzklasse]] B2. Geringer Energieaufwand bei der Produktion und niedriger [[Primärenergie]]inhalt. Lose Hanfschäben sind nach Imprägnierung (in der Regel mit Spezialbitumen) als Schüttgut | ||
einsetzbar. Die Produktion von Stopfhanf benötigt keinerlei chemische Zusätze. | |||
===Hinweise zur Verarbeitung=== | ===Hinweise zur Verarbeitung=== | ||
Bei der Verarbeitung kann [[Feinstaub]] entstehen, deshalb wird vorsorglich das Tragen von Atemschutzmasken bzw. der Einsatz von Absaugeinrichtungen empfohlen. Belastbare Langzeiterfahrungen bezüglich einer Volumenänderung (zusammensacken) der Dämmstoffvliese liegen dem Verfasser derzeit nicht vor. Schneiden mit elektrischem Wellenschliffmesser. | Bei der Verarbeitung kann [[Feinstaub]] entstehen, deshalb wird vorsorglich das Tragen von Atemschutzmasken bzw. der Einsatz von Absaugeinrichtungen empfohlen. Belastbare Langzeiterfahrungen bezüglich einer Volumenänderung (zusammensacken) der Dämmstoffvliese liegen dem Verfasser derzeit nicht vor. Schneiden mit elektrischem Wellenschliffmesser (sog. Alligator). | ||
===Einsatzbereiche=== | ===Einsatzbereiche=== | ||
[[Wärmedämmung]] in Decken, Aussenwandkonstruktionen und Trennwänden sowie zwischen [[Sparren]], als [[Trittschalldämmung|Trittschall-]], Akustik- und Stöpfdämmung. | [[Wärmedämmung]] in Decken, Aussenwandkonstruktionen und Trennwänden sowie zwischen [[Sparren]], als [[Trittschalldämmung|Trittschall-]], Akustik- und Stöpfdämmung (z. B. beim Setzen von Fenstern/Türen). | ||
===Baubiologische Stellungnahme=== | ===Baubiologische Stellungnahme=== | ||
Hanf ist [[diffusionsoffen]] und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Hanf ist ein hautfreundlicher Dämmstoff, der sich angenehm verarbeiten lässt und relativ günstige Eigenschaften beim sommerlichen Hitzeschutz aufweist. Der Hanf für die Dämmstoffverarbeitung kommt auf relativ kurzen Transportwegen. Die Hanfpflanze ist relativ resistent gegen Schädlinge und kann deshalb mit geringem Spritzmitteleinsatz angebaut werden. Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau sind jedoch leider die Ausnahme | Hanf ist [[diffusionsoffen]] und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Hanf ist ein hautfreundlicher Dämmstoff, der sich angenehm verarbeiten lässt und relativ günstige Eigenschaften beim [[sommerlicher Wärmeschutz|sommerlichen Hitzeschutz]] aufweist. Der Hanf für die Dämmstoffverarbeitung kommt auf relativ kurzen Transportwegen. Die Hanfpflanze ist relativ resistent gegen Schädlinge und kann deshalb mit geringem Spritzmitteleinsatz angebaut werden. Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau sind jedoch leider die Ausnahme. Im Brandfall entstehen ähnliche Produkte wie bei Verbrennung von Holz - [[CO2|CO<sub>2</sub>]], [[CO]], Wasser und additivabhängige Stoffe. | ||
Borathaltige Stoffe, siehe: [[Borate]] | |||
Ein hervorragendes Naturprodukt ist der sogenannte Stopfhanf. Mit verstärktem Einsatz von Stopfhanf als Fugendämmstoff bei Fenstern und Türen könnte der massenhafte Einsatz von [[PUR]]-Ortsschaum reduziert werden. | |||
==Quelle== | |||
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN) | :Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/rgu/beratung_foerderung/bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2_pdf.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 48 | ||
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==Siehe auch== | |||
* '''[[Wärmedämmstoff#Wärmedämmstoffe_im_Überblick|Wärmedämmstoffe im Überblick]]''' | |||
[[Kategorie:Wärmedämmstoffe]][[Kategorie:Baumaterial]][[Kategorie:Glossar]] | [[Kategorie:Wärmedämmstoffe]][[Kategorie:Baumaterial]][[Kategorie:Stoffkunde]][[Kategorie:Glossar]] |
Aktuelle Version vom 12. Mai 2017, 08:40 Uhr
Hanf | ||
---|---|---|
Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K)]: | 0,040 - 0,045 | |
Dampfdiffusionswiderstand μ : | 1 - 2 | |
Baustoffklasse (Brandschutz): | n. DIN 4102: B2 n. DIN EN 13501: E | |
Druckfestigkeit: | gering |
Kurzbeschreibung
Aus dem schnellwachsenden heimischen Rohstoff Hanf (2 -4 cm/Tag) werden Platten, Vliese, Filze und Schäben hergestellt. Nach langjähriger Beschränkung (bis 1996) hat sich Nutzhanf langsam wieder in der Landwirtschaft etabliert. Der Rohstoff wird überwiegend aus deutscher Produktion gewonnen, erforderliche Restmengen aus europäischen Nachbarländern importiert, z. B. Frankreich und Rumänien. Die einzelnen Bestandteile der Hanfpflanze finden vielfältige Verwendung z. B. zur Herstellung von Narkotika und hochwertiger Öle.
Produktionsprozess
Zur Herstellung von Vliesen wird getrocknetes Hanfstroh aufgefasert und anschließend weiterverarbeitet. Dicke Vliese werden entweder durch Einweben textiler Stützfasern oder durch schichtweises Verkleben dünner Vliese mit Bindemitteln auf Stärkebasis erstellt. Der Einsatz von Borsalz, Ammoniumphosphat oder Ammoniumsulfat sorgt für Brandschutzklasse B2. Geringer Energieaufwand bei der Produktion und niedriger Primärenergieinhalt. Lose Hanfschäben sind nach Imprägnierung (in der Regel mit Spezialbitumen) als Schüttgut einsetzbar. Die Produktion von Stopfhanf benötigt keinerlei chemische Zusätze.
Hinweise zur Verarbeitung
Bei der Verarbeitung kann Feinstaub entstehen, deshalb wird vorsorglich das Tragen von Atemschutzmasken bzw. der Einsatz von Absaugeinrichtungen empfohlen. Belastbare Langzeiterfahrungen bezüglich einer Volumenänderung (zusammensacken) der Dämmstoffvliese liegen dem Verfasser derzeit nicht vor. Schneiden mit elektrischem Wellenschliffmesser (sog. Alligator).
Einsatzbereiche
Wärmedämmung in Decken, Aussenwandkonstruktionen und Trennwänden sowie zwischen Sparren, als Trittschall-, Akustik- und Stöpfdämmung (z. B. beim Setzen von Fenstern/Türen).
Baubiologische Stellungnahme
Hanf ist diffusionsoffen und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. Hanf ist ein hautfreundlicher Dämmstoff, der sich angenehm verarbeiten lässt und relativ günstige Eigenschaften beim sommerlichen Hitzeschutz aufweist. Der Hanf für die Dämmstoffverarbeitung kommt auf relativ kurzen Transportwegen. Die Hanfpflanze ist relativ resistent gegen Schädlinge und kann deshalb mit geringem Spritzmitteleinsatz angebaut werden. Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau sind jedoch leider die Ausnahme. Im Brandfall entstehen ähnliche Produkte wie bei Verbrennung von Holz - CO2, CO, Wasser und additivabhängige Stoffe.
Borathaltige Stoffe, siehe: Borate
Ein hervorragendes Naturprodukt ist der sogenannte Stopfhanf. Mit verstärktem Einsatz von Stopfhanf als Fugendämmstoff bei Fenstern und Türen könnte der massenhafte Einsatz von PUR-Ortsschaum reduziert werden.
Quelle
- Herbert Danner, Baubiologe (IBN), Bauzentrum München, Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0, Juni 2010, S. 48