Zellulose: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 12. Mai 2017, 08:47 Uhr

Zellulose
Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m·K)]: 0,040 – 0,045 Zellulose
Dampfdiffusionswiderstand μ : 1 - 2
Baustoffklasse (Brandschutz): n. DIN 4102: B2
n. DIN EN 13501: E
Druckfestigkeit: gering
Druckfestigkeit lose Schüttung: nicht beanspruchbar


Kurzbeschreibung

Wiederaufbereitetes und zerfasertes ungelesenes Zeitungspapier von den Kiosken und Zeitungsständern bildet den Grundstoff für Zellulose-Dämmstoffe.

Produktionsprozess

Zeitungspapier wird mechanisch zu Flocken zerkleinert. Durch Zugabe von Wasserdampf, Naturharzen als Bindemittel, und ggfs. Stützfasern (z. B. Jute) können die Flocken zu Platten gepresst werden. Borpräperate gewährleisten Brandschutz, Schädlings- und Schimmelresistenz, zum Brandschutz wird vereinzelt Ammoniumphosphat eingesetzt.

Hinweise zur Verarbeitung

Zellulose kann auf vier verschiedene Arten in den Baukörper eingebracht werden

  • Einblasverfahren - stark verdichtetes Einblasen zwischen Schalungskörper
  • Schüttverfahren - schütten oder aufblasen der Zellulose auf stabile Unterlage
  • Sprühverfahren - besprühen von Flächen unter Wasserzugabe
  • Verlegen d. Platten - flächiges Verlegen (nicht druckfest)

Der Dämmstoff sollte von Fachfirmen verarbeitet werden. Das gilt insbesondere beim Einblasverfahren. Diese Verarbeitung muss fachgerecht und mit großer Sorgfalt vorgenommen werden, damit keine unsichtbaren Hohlräume entstehen. Insbesondere beim Einblas- und Schüttverfahren-Verfahren können vermehrt Feinstäube entstehen, welche die Atemwege belasten können. Deshalb sind vorsorglich Atemschutzmaske bzw. Absaugvorrichtungen zu empfehlen. Zellulose ist konstruktiv dauerhaft vor Nässe zu schützen.

Einsatzbereiche

Schüttung für horizontale + leicht geneigte Flächen, Einblasverfahren als Zwischensparren- und Holzrahmenbau-Dämmung, Sprühverfahren vorwiegend an Außenwänden, Platten z. B. als Zwischensparrendämmung. Die Anwendungsgrenztemperatur liegt bei ca. 100° C.

Baubiologische Stellungnahme

Ungelesenes Altpapier liegt in so großen Mengen vor, um ca. 4/5 des Bedarfs an Wärmedämmstoffen in der BRD (derzeit ca. 25 Mio. m³) abzudecken. Der Dämmstoff hat eine hohe Lebensdauer und kann nach fachgerechtem Ausbau wiederverwendet werden. Kleinere Zellulosefasern können lungengängig sein. Bei sachgerechter Verarbeitung und Beachtung der Atemschutzempfehlungen sind aber keine Gesundheitsbeeinträchtigungen zu erwarten, auch nicht durch die Druckerschwärze. Wichtig ist der dauerhaft wärmebrückenfreie Einbau durch erfahrene Betriebe. Kontrolle ist durch Thermografie möglich. Zellulosefasern verschwelen bei Beflammung, es entstehen ähnliche Zersetzungsrückstände wie bei der Verbrennung von Holz - CO2, CO, Wasser und additivabhängige Stoffe.

Borathaltige Stoffe, siehe: Borate

Produktionsprozess von Zellulose

Zur korrekten ökologischen Bewertung von Naturfaserdämmstoffen gehört auch ein Blick auf die Prozessketten. Daraus lassen sich bereits umweltfreundliche Produktionsweisen bzw. etwaige Umweltrisiken aus dem Herstellungsprozess ableiten.

Die Prozesskette zur Herstellung von Zellulosedämmstoff ist denkbar einfach mit geringstem Rohstoff- und Energieeinsatz. Allerdings werden den meisten Zellulosedämmstoffen borathaltige Flammschutzmittel beigefügt, die aus gesundheitlichen Gründen – insbesondere für die ausführenden Handwerker – in die Kritik geraten sind. So ist Borsäure als sogenannter „Nichtnotifizierter alter biozider Wirkstoff gemäß EU-Verordnung 1451/2007“ wegen seines reproduktions-toxischen Potenzials gelistet. Derzeit wird im Rahmen der EU-Umweltgesetzgebung ein Verwendungsverbot von Borsäure über 5,5 % Anteil diskutiert. Als alternatives Flammschutzmittel wird von einigen Herstellern Ammoniumphosphat eingesetzt, das laut „ökologischem Baustofflexikon“ als vergleichsweise gesundheits- und umweltverträglich gilt, (Bewertung des Umweltbundesamtes, UBA-Texte 25/01: Anwendung unproblematisch).

Quelle

Herbert Danner, Baubiologe (IBN), Bauzentrum München, Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0, Juni 2010, S. 38, 39, 57

Siehe auch