Definition

Die Ökobilanz untersucht Umweltaspekte und potentielle Umweltauswirkungen im Verlauf des Lebenswegs eines Produkts unter besonderer Berücksichtigung folgender allgemeiner Kriterien Nutzung von Ressourcen menschliche Gesundheit und ökologische Auswirkungen.

Die Ökobilanz teilt sich in 4 Phasen:

  1. Festlegung des Zieles und Untersuchungsrahmens
  2. Sachbilanz
  3. Wirkungsabschätzung
  4. Auswertung

In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Firmen, Institute, Verbände und öffentliche Einrichtungen mit der Ökobilanzierung von Dämmstoffen beschäftigt. Dabei hatten die verschiedenen Einrichtungen teils sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt bzw. Ziele verfolgt. Teils stand der Primärenergieaufwand bei der Produktion im Vordergrund der Bilanzierung, teils die klimarelevanten Treibhauspotenziale, mal die Entsorgungsproblematik und mal gesundheitsrelevante Auswirkungen für Handwerker und Bewohner.

Mit größtmöglicher Sorgfalt wurde hier nun versucht, aus verschiedenen Basisarbeiten ein möglichst repräsentatives Gesamtergebnis zu den ökologischen Auswirkungen zu erhalten, obwohl ein Vergleich der ausgewählten Literatur aufgrund unterschiedlicher Schwerpunkte und Ausgangsparameter sehr schwierig ist. Der Anspruch auf Vollständigkeit ist mit der nachfolgenden Datensammlung und den anschließenden Bewertungen nicht verbunden.

Alle 4 Arbeiten haben sich mit dem Primärenergieaufwand bei der Herstellung beschäftigt. Die Ergebnisse der einzelnen Arbeiten hierzu weichen teilweise voneinander ab, sind aber in der Regel plausibel. Im Ausnahmefall ergeben sich vereinzelt auch größere Abweichungen vom Trend, die dann nicht mehr plausibel erscheinen und deshalb nicht mehr in den Durchschnittswert des Gesamtergebnisses der Tabelle einfließen. Die Daten in der Tabelle sind Durchschnittwerte der vorliegenden Basisdaten, gerechnet auf Grundlage von U-Werten 0,3 W/m²K, bzw. 0,22 W/m²K beim Primärenergieaufwand.

Die Studie des Katalyse Instituts im Auftrag des Umweltministeriums in Schleswig-Holstein bilanzierte außerdem den Heizwert der Dämmstoffe als mögliche Energiequelle nach der Entsorgung, deren Erderwärmungspotenzial (GWP) sowie das Versauerungspotenzial.

Für die ökologische Bewertung wurden Daten aus folgender Literatur herangezogen:

  • Hochbaukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten, SIA Zürich, 1995
  • Wärmedämmstoffe im Vergleich, Umweltinstitut München, 1997
  • Ecobis – öffentliches Baustoffinformationssystem, Bundesbauministerium, 2000
  • Umweltverträglichkeit v. Gebäudedämmstoffen, Umweltministerium Schleswig-Holstein, 2003

In den meisten Ökobilanzen werden nur die gängigsten Dämmstoffe bilanziert, deshalb werden in nachstehender Tabelle auch nur die wichtigsten Dämmstoffe dargestellt.

Ökobilanz wichtiger Wärmedämmstoffe

Ökobilanz wichtiger Wärmedämmstoffe im Gesamtüberblick

Normierter Parameter: U-Wert = 0,3 W/m²K bei PE-Aufwand = 0,22 W/m²K Vorlage:TabF2

Material/ Produkt Heizwert
.
[MJ/kg]
PE-Aufwand
.
[MJ/m²]
GWP
.
[kg CO2-Eq./m²]
Versauerungs-potenzial (AP)
[kg SO2-Eq./kg]
Dichte
.
[kg/m³]
Dämmstoff- dicke
[m]
Lambda
.
[W/mK]
Flachs 12,3 116 1,405 0,005 30 0,13 0,040
Hanf 16,0 53 -1,950 0,024 25 0,14 0,045
Holzfasern 18,0 447 -9,110 0,024 160 0,14 0,045
Holzspäne 18,0 47 -11,844 0,014 80 0,14 0,045
Holzwolle-LBP 17,0 728 122,877 0,422 520 0,28 0,090
Korkplatte/-schrot 16,7 230 -23,744 0,051 120 0,14 0,045
Schafwolle 20,4 48 -0,076 0,011 30 0,13 0,040
Zelluloseflocken 24,7 38 -4,570 0,005 40 0,13 0,040
Zelluloseplatten 17,0 142 7,390 0,056 80 0,13 0,040
Kalziumsilikat 0,0 x x x 200 0,19 0,060
Mineralschaum 0,0 108 10,313 0,018 115 0,14 0,045
Schaumglas 0,0 467 16,873 0,104 105 0,13 0,040
Glaswolle 0,0 102 5,335 0,04 23 0,11 0,035
Steinwolle 0,0 400 27,979 0,19 160 0,13 0,040
Polyesterfaser 22,0 247 7,606 0,05 15 0,14 0,045
Polystyrol EPS 15 39,9 247 6,125 0,04 15 0,13 0,040
Polystyrol XPS 47,0 516 14,867 0,1 36 0,11 0,035
Polyurethan PUR 25,0 445 14,03 0,1 30 0,09 0,030

Zusammenfassende Bewertung natürlicher Dämmstoffe

Umfassende Ökobilanzen berücksichtigen die umwelt- und gesundheitsrelevanten Aspekte von Bauprodukten in allen 6 Lebensphasen von der „Wiege bis zur Bahre“ (Rohstoffe, Transport, Produktion, Verarbeitung, Nutzung und Entsorgung). Bei dieser umfassenden Betrachtungsweise ergibt sich für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen – abgesehen von singulären Abweichungen bei der Detailbetrachtung einzelner Produkte (z. B. PE-Aufwand bei HWLP) – ein insgesamt erfreulich positives Gesamtbild.

Die Rohstoffe sind natürlichen Ursprungs und werden auch bei nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft in einem überschaubaren Zeitraum wieder von der Natur bereitgestellt.

Die Transportwege sind im Regelfall kurz, da auf eine regionale Wirtschaftsweise meist größter Wert gelegt wird. Die meisten Rohstoffe werden in Mitteleuropa geerntet und verarbeitet. Sowohl Bauherr, als auch Architekt und Handwerker sollten zur Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe möglichst auf regionale Produkte achten und Rohstoffe, die weite Transportwege erfordern bzw. vom anderen Ende der Erdkugel stammen möglichst vermeiden.

Die Produktion erfolgt in der Regel in einfachen Prozessketten mit geringem Energieaufwand und minimalen Umweltbelastungen.

Die gesundheitlichen und ökologischen Risiken bei der Verarbeitung natürlicher Dämmstoffe sind unter Beachtung entsprechender Arbeitsschutzbedingungen (z. B. Staubschutzmasken) äußerst gering.

Gesundheitliche Auswirkungen für Bewohner sind weder bekannt und bei sachgerechter Verarbeitung auch nicht zu erwarten.

Rückbau und Entsorgung bzw. Wiederaufbereitung sind im Regelfall ohne größere Probleme möglich. Lediglich die Wiederaufbereitung großflächig verklebter Produkte (z. B. WDVS) erfordert einen sehr hohen Aufwand. In diesem Fall ist eine thermische Verwertung wegen des günstigen Heizwertes der natürlichen Dämmstoffe möglich und sinnvoll.

Zusammenfassende Bewertung konventioneller Dämmstoffe

Zur ökologischen Bewertung von Naturdämmstoffen und einer korrekten Abwägung im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen ist auch ein Blick in deren Herstellungsprozess sinnvoll.

Die Herstellung von Polystyrol-Schaumdämmstoffen in Betrieben der Großchemie ist mit aufwändigen und umweltbelastenden chemischen Prozessen verbunden. In den verarbeitenden Betrieben sind umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig.

Das Produkt Polystyrol als Vorprodukt der synthetischen Schaumdämmstoffe EPS und XPS basiert auf den fossilen Rohstoffen Erdöl, Erdgas und Steinkohle. Bei der Herstellung sind Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt, z. B. Benzol (toxisch) und Ethylen (hochentzündlich). Das daraus hergestellte Styrol ist ebenfalls toxisch und steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. (Quelle: ECOBIS 2000, Gisbau)

Bei der Herstellung von PUR und deren chemischer Rohstoffe sind Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt. Deshalb ist beim Umgang mit dem Ausgangsmaterial Isocyanate generell erhöhte Vorsicht geboten. Im Brandfall kann hochtoxische Blausäure entstehen. (Quelle: ECOBIS 2000, Gisbau)

Die Herstellung von Glasfaser-Dämmstoffen basiert im Wesentlichen auf dem Einsatz natürlicher Mineralien, häufig unter dem Zusatz großer Mengen Altglas. Je nach Anteil des Zusatzes an Altglas variiert der Aufwand an zugeführter Energie. Als Bindemittel werden in der Regel gesundheitlich bedenkliche Phenol-Formaldehydharze eingesetzt.

Die Herstellung von Steinwolle-Dämmstoffen basiert auf dem Einsatz natürlicher Mineralien, häufig unter dem Zusatz großer Mengen Altglas. Der Herstellungsprozess ist mit hohem Energieaufwand verbunden. Als Bindemittel werden in der Regel gesundheitlich bedenkliche Phenol-Formaldehydharze eingesetzt.

Verbraucherschutz

Ein weiterer großer Vorteil der Naturdämmstoffe ist die Transparenz für Handwerker und Bauherren durch die in der Branche übliche Volldeklaration der Inhaltsstoffe eines Produktes. Darüber hinaus sorgen verschiedene Gütesiegel für einen maximalen Gesundheits- und Verbraucherschutz. Bei Naturdämmstoffen bietet das Label natureplus größtmögliche Sicherheit für den Konsumenten in den Bereichen Gebrauchstauglichkeit, Gesundheitsverträglichkeit und Umweltverträglichkeit.

naturePlus ist der Internationale Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen e.V. Er verknüpft durch seine Mitglieder die Interessen von Herstellern, Händlern, Verbraucher- und Umweltorganisationen, Planern, Beratern und Anwendern sowie Prüfinstituten. Der Verein fördert den Umwelt- und Gesundheitsschutz im Bauwesen und die Verbraucherinformation hinsichtlich umweltverträglicher und gesundheitlich unbedenklicher Produkte. Zu diesem Zweck verleiht er Produkten, die strengen Kriterien betreffend Umwelt, Gesundheit und Funktionalität genügen, das Qualitätszeichen natureplus für qualitativ hochwertige Baustoffe, Bauprodukte und Einrichtungsgegenstände. Produkte, die dieses Label tragen, sind für die Gesundheit unbedenklich, umweltgerecht hergestellt und funktionell einwandfrei. Eine umfangreiche und turnusmäßige Prüfung nach strengen Kriterien garantiert, dass der hohe Anspruch auch erfüllt wird. Alle ausgezeichneten Produkte inklusive der Auswahlkriterien sind im Internet nachzulesen unter www.natureplus.org.


Quelle

Bauzentrum München
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www.muenchen.de/bauzentrum
Ökologische Wärmedämmstoffe

Das Bauzentrum München ist eine Einrichtung der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt.

Autor:
Herbert Danner, Baubiologe (IBN)
Planungs- und Beratungsbüro für energieeffizientes, ökologisches und gesundes Bauen und Sanieren.
Stand: Juli 2009