Auf einen Blick

Die Klima- und Lüftungstechnik kann einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der CO2-Minderungsziele in Deutschland leisten. Schon jetzt stehen Systeme und Technologien zur Verfügung, die aus welchen Gründen auch immer, nicht oder nur unzureichend bei Neubauten und in der Sanierung zum Einsatz kommen.

Klimaschutzziele der Bundesregierung bis zum Jahr 2020:
30 % - 40 %ige Reduktion der Treibhausgase um 147 bis 270 Mio. Tonnen pro Jahr

Potenziale für regenerative Energien in der Klima- und Lüftungstechnik bis 2020:

CO2-Reduktion pro Jahr
Basis 147 Mio to
Wärmerückgewinnung:
in Nichtwohngebäuden 5,85 Mio. to 4,0 %
in Wohngebäuden 6,43 Mio. to 4,3 %
Klimatisierung:
Solare Klimasysteme 0,4 – 0,6 Mio. to 0,3 %
Geothermische Klimasysteme 0,74 Mio. to 0,5 %
Indirekte Verdunstungskühlung 0,3 Mio. to 0,2 %
Freie Kühlung über Wassersysteme 0,25 Mio. to 0,2 %
Summe: ca. 14 Mio. to 9,5 %

Alleine die heute verfügbaren Technologien zur Nutzung der regenerativen Energien in der Klima- und Lüftungstechnik können rund 9% zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung bis 2020 beitragen.

Damit leistet die Klima- und Lüftungstechnik einen wesentlichen Betrag zur Energieeinsparung | CO2 – Reduktion | Ressourcenschonung und zum Klimaschutz

Vorwort

In der Entschließung des Europäischen Parlamentes mit Empfehlungen an die Kommission zu Heizen und Kühlen aus erneuerbaren Energiequelle (2005/2122(INI)) vom 14. Februar 2006 wird gefordert, dass die Evaluierung und die Nutzung des wirtschaftlichen Potenzials zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien beim Heizen und Kühlen in der EU von derzeit etwa 10 % auf einen realistischen und ehrgeizigen und wenigstens doppelt so hohen Anteil im Jahr 2020 steigen soll. Die Bundesregierung wird noch im Jahr 2007 mit einem neuen Klimaschutzprogramm das Maßnahmenpaket auf den Weg bringen, mit dem die Beschlüsse der Europäischen Union umgesetzt werden sollen.

  • Um eine 30 %ige Reduktion der Treibhausgase bis 2020 zu erreichen, müssen 147 Mio. t im Vergleich zum Jahr 2005 gemindert werden.
  • Das reicht aber nicht. Eine Reduktion um 40 % bedeutet dagegen eine Senkung von 270 Mio. t gegenüber dem Niveau von 2005.

Mit einem Anstieg des Anteils von erneuerbaren Energien im Wärme- und Kältebereich soll ein erheblicher Beitrag zur europäischen Energieversorgungssicherheit, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Verbesserung der Umwelt geleistet werden. Weiterhin soll eine signifikante Reduzierung der Nachfrage in Europa nach konventionellen Energien, des allgemeinen Energieverbrauchs der EU im Heiz- und Kühlbereich, der Abhängigkeit insbesondere von Öl und Gas und zur Senkung der Energiekosten für die privaten und gewerblichen Verbraucher erreicht werden.

Mit dem vorliegenden Status-Report Nr. 10 „Regenerative Energien in der Klima- und Lüftungstechnik“ zeigt das Fachinstitut Gebäude-Klima e.V. als wesentlicher Verband der deutschen Klima- und Lüftungstechnik in Industrie und Wissenschaft die verschiedenen Systeme und Verfahren zur Nutzung von Regenerativen Energien in der Klima- und Lüftungstechnik auf. Das Fachinstitut Gebäude Klima e.V. setzt sich für den Grundsatz der Energieeffizienz und die verstärkte Verwendung von Regenerativen Energien unter Berücksichtigung der Behaglichkeit, des Raumkomforts, der Hygiene und der Gesundheit der Nutzer ein.

Das Fachinstitut Gebäude-Klima e.V. wünscht sich Rahmenbedingungen für eine technologie- und energieträgerneutrale Förderung und eine Beschleunigung bei der Implementierung der hohen Energieeinsparpotenziale in den Neubau und in den Gebäudebestand.

Im Folgenden werden verschiedene Technologien zur Nutzung regenerativer Energien erläutert und die möglichen Potenziale beschreiben.

Solare Klimatisierung

 
Vergleich Primärenergieaufwand für thermische / elektrische Kälteerzeugung in Abhängigkeit des solaren Deckungsanteiles

Im Folgenden werden die Systeme beschrieben, die die solare Wärme zum Beispiel aus Sonnenkollektoren direkt oder indirekt für die Klimatisierung von Gebäuden verwenden können.

Elektrische Systeme für die Lüftung und Klimatisierung, die über netzgekoppelte Photovoltaiksysteme versorgt werden, sind nicht Gegenstand der Betrachtung, weil sich diese Systeme prinzipiell nicht von den konventionellen Systemen unterscheiden. In Deutschland und Europa hat sich die Betrachtungsweise durchgesetzt, dass die photovoltaische Stromerzeugung als Teil des Stromnetzes angesehen wird und nicht als Teil des Gebäudes.

Grundsätzlich wird in Abhängigkeit der verwendeten Technologie ab einem solaren Deckungsanteil von 25 bis 40 % die Schwelle erreicht, die eine Primärenergieeinsparung durch solare Kühlung ermöglicht. Ein solarer Deckungsanteil von 70 % bedeutet demnach, dass 70 % der zum Antrieb des Kühlverfahrens notwendigen thermischen Energie von der Solaranlage geliefert werden. Bei realistischen solaren Deckungsanteilen im Bereich von 70 bis 85 % sind – bezogen auf eine gleichwertige konventionelle Referenzanlage – Primärenergieeinsparungen zwischen 30 und 60 % möglich.

dient Zeilenumbruch

Thermische Kälteerzeugung – Klimakaltwassererzeugung aus Solarenergie

 
Systeme mit solarthermischer Kaltwassererzeugung

Thermische Kaltwassererzeuger erzeugen Kälte, indem sich das in der Anlage befindliche Stoffpaar durch Wärmezufuhr trennt und unter Wärmeabgabe vereinigt. Die thermischen Randbedingungen werden durch das eingesetzte Stoffpaar und durch das Verfahren bestimmt. Die heute für die klimatechnische Anwendung zur Verfügung stehenden Systeme sind:

  • Absorptionskälteanlagen mit dem Arbeitspaar H2O / LiBr (Wasser / Lithiumbromid)
  • Absorptionskälteanlagen mit dem Arbeitspaar NH3 / H2O (Ammoniak / Wasser)
  • Adsorptionskälteanlagen mit Silicagel und Wasser

Solarthermische Kaltwassersysteme haben den Vorteil, dass im gesamten System bekannte und kommerziell verfügbare Komponenten eingesetzt werden können:

 
Mögliche Primärenergieeinsparung bei solarer Kaltwassererzeugung in Abhängigkeit des relativen Anteils für neu installierte Systeme
  • Solarkollektoren
  • Thermische Kaltwassererzeuger
  • Alle verfügbaren Nur-Luft- und Luft-Wasser-Klimasysteme
 
Mögliche CO2 -Einsparung bei solarer Kaltwassererzeugung
Mögliche Primärenergieeinsparung durch thermische Kälteerzeugung

Nach einer Schätzung werden in Deutschland pro Jahr Kaltwassererzeuger mit einer Gesamtkälteleistung von etwa 1.100 MW verkauft. Dies beinhaltet die Maschinen für Neubau und Sanierung. Unterstellt man, dass ca. 40 % davon für die Komfortklimatisierung eingesetzt und diese mit 700 Vollbenutzungsstunden betrieben werden, so ergibt sich für die jährlich neu verkauften Kaltwassererzeuger ein Gesamtstrombedarf von ca. 263,4 GWh (EER = 3,5).

dient Zeilenumbruch

Siehe: Absorptionskälteanlagen | Adsorptionskälteanlagen

Thermische Klimaprozesse – Sorptionsklimasysteme

Konventionelle Klimasysteme benötigen eine externe Kälteerzeugung zur Kühlung und Entfeuchtung der Luft. In Sorptionsklimasystemen kann die Luft über sorptive Materialien entfeuchtet und über die Verdunstung von Wasser (Verdunstungskühlung) gekühlt werden. Eine intelligente Kopplung von Entfeuchtungskomponenten, Wärme-(Kälte-) Rückgewinnungssystemen und Wasserbefeuchtern in einem Klimazentralgerät kann eine vollständig klimatisierte Luft ohne externe Kältemaschine erzeugen. Der Kälteprozess findet quasi direkt in der Luft in einem offenen Prozess mit Wasser als Kältemittel statt.

Man unterscheidet in der Praxis zwei Systeme:

  • Sorptionsklimasysteme mit festen Absorbern
  • Sorptionsklimasysteme mit flüssigen Absorbern

Beide Verfahren arbeiten nach dem selben Prinzip. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass bei festen Absorbern der Absorber wechselweise von Zuluft und von Regenerationsluft durchströmt werden muss, während bei flüssigen Systemen die Absorptionsflüssigkeit zwischen Absorption und Regeneration gepumpt werden kann.

Damit der Prozess kontinuierlich ablaufen kann, muss das Wasser aus den Absorptionsmedien wieder entfernt werden. Diese Austreibung geschieht durch Wärmezufuhr. Vorteilhaft bei beiden Systemen ist, dass keine sehr hohen Temperaturen für das Austreiben des Wassers notwendig sind und deshalb sehr einfach solare Wärme oder Niedertemperaturabwärme aus industriellen Prozessen und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen verwendet werden kann.

Beide Verfahren können somit überall dort eingesetzt werden, wo die Luft gekühlt und ggf. entfeuchtet werden soll. Prinzipbedingt ist bei diesen Systemen gleichzeitig eine sehr effiziente Wärme- und ggf. auch Feuchterückgewinnung vorhanden (vergl. Abschnitt xxx). Dies ermöglicht auch einen energieeffizienten Betrieb im Winter.

 
Schon bei einem Anteil von 30 % kann eine Primärenergieeinsparung von etwa 100 GWh erreicht werden
 
Mögl. zusätzl. CO2-Minderung bei Absorptionsklimasystemen p.a.
Mögliche Primärenergieeinsparung durch Sorptionsklimasysteme

Nach einer Erhebung von Beck im Jahr 2000 werden in Deutschland pro Jahr ca. 38.000 RLT-Zentralgeräte mit einer Luftleistung von insgesamt 658 Mio m3/h verkauft. Unterstellt man, dass 60 % des Luftvolumenstromes Zuluft und davon 49 % mit Kühlung ausgestattet sind, dann ergibt sich ein jährlicher Primärenergiebedarf für Kühlung von rund 331 GWh. In sehr vielen Fällen ist ein alternativer Einsatz von Sorptionsklimasystemen mit Solar- oder Abwärmenutzung möglich.

dient Zeilenumbruch

Siehe: Sorptionsklimasysteme mit festen Absorbern | Sorptionsklimasysteme mit flüssigen Absorbern

Geothermische Energie — Nutzung der Erdwärme und Erdkälte

Oberflächennahe geothermische Energie ist besonders für die Nutzung in Klima- und Lüftungssystemen geeignet. Die Temperatur des ungestörten Untergrundes beträgt im Tiefen bis ca. 100 m 8 °C bis 12 °C. Die Nutzung dieses Energiereservoirs kann durch verschiedene Systeme erfolgen:

  • Grundwassernutzung: Diese Art der Nutzung ist dort möglich, wo durch Saug- und Förderbrunnen ein geschlossener und entsprechend ergiebiger Wasserkreislauf möglich ist. Die Instandhaltung und der Betrieb können abhängig von den lokalen Vorschriften und Gegebenheiten aufwändig sein.
  • Erdwärmetauscher: Horizontal (Erdkollektoren) oder vertikal (Erdsonden) verlegte Kunststoffrohre bilden einen Wärmeübertrager mit dem Untergrund. Die Leistungsfähigkeit dieses Wärmetauschersystems ist abhängig von den thermischen Eigenschaften des Untergrundes und der Grundwasserverhältnisse. Je tiefer die Rohre verlegt sind, desto unabhängiger ist das System von der klimatischen Umgebung.
 
Saisonale Nutzung eines geothermischen Systems
  • Energiefundamente: Diese Systeme sind besonders wirtschaftlich, da hierbei die manchmal ohnehin notwendigen Gründungspfähle, Fundamentplatten, Pfahlwände usw. zusätzlich nur mit einem Kunstoffrohrsystem ausgestattet werden müssen. Ansonsten ist die Funktion analog den Erdwärmetauschern.

Abhängig vom notwendigen Temperaturniveau und der Leistungsfähigkeit des Systems kann die geothermische Energie auf vielfältige Weise im Gebäude genutzt werden. Im Sommer dient der Untergrund als Wärmesenke. Die notwendige Kühlenergie wird dem Gebäude entzogen und dem Untergrund zugeführt. Dies kann direkt (Abschnitt 3.1) oder

über die Nutzung einer Kältemaschine oder Wärmepumpe (Abschnitt 3.2) geschehen.

dient Zeilenumbruch

Direkte Nutzung der Erdkälte

Flächenkühlung

In Abhängigkeit des Temperaturniveaus des aus dem Erdreich strömenden Trägermediums und der erreichbaren Leistung (Wärmesenke) können ohne eine zusätzliche Kältemaschine verschiedenartige Raumkühlsysteme im Gebäude zum Einsatz kommen:

  • Decken-, Wand- und Brüstungskonvektoren bis ca. 14 - 16 °C Austrittstemperatur aus dem Erdreich
  • Kühlsegel, Kühl- und Putzdecken mit Kapillarrohrmatten bis ca. 16 -18 °C.
  • Bauteilaktivierung bis ca. 18 - 20 °C
 
Übersicht über Raumkühlsysteme

Alle diese Systeme zur Raumkühlung können sowohl im Neubau wie auch bei der Sanierung eingesetzt werden (Bauteilaktivierung durch spezielle Systeme). Grundsätzlich können diese Systeme aufgrund der hohen Systemtemperaturen die Luft nicht entfeuchten. Es muss sogar besonders darauf geachtet werden, dass an keiner Stelle des Systems Kondensat auftreten kann. Insbesondere in feuchtwarmer Witterung (z.B. auch in Flusstälern) muss die Leistung des Systems gegebenenfalls durch eine Anhebung der Systemtemperatur gedrosselt werden, damit die Vorlauftemperatur sicher oberhalb der Taupunkttemperatur des Raumes liegt.

In vielen Fällen sollte ein derartiges System mit einem Klima- und Lüftungssystem kombiniert werden, bei dem die Luft auch entfeuchtet werden kann. Es empfehlen sich hierbei insbesondere sorptive Systeme (siehe Abschnitt 2.2).

dient Zeilenumbruch
Erdreich-Luft-Wärmeübertrager
 
Erdreich-Luft-Wärmeübertrager für ein Wohngebäude

Erdreich-Luft-Wärmeübertrager können die Außenluft bei einem Lüftungssystem im Winter vorheizen und im Sommer vorkühlen. Die Luft wird hierzu über im Erdreich verlegte Rohrsysteme angesaugt. Bei sorgfältiger Planung, Installation und Wartung können diese Systeme den Energiebedarf für die Lüftung und Vorkühlung merklich senken.

Eine weitere Verbreitung haben derartige Systeme im Bereich der Wohnungslüftung gefunden. Dort steht üblicherweise der notwendige Platz zur Verfügung, und die Dimensionen erlauben einen kostengünstigen Einsatz von geeigneten Rohrmaterialien und Systemausführungen.

Vielfach werden auch größere Lüftungsanlagen an Erdreich-Luft-Wärmeübertrager angeschlossen. Die dort verwendeten Rohrmaterialien (oftmals Abwasserrohre aus Beton) sind aber kritisch bezüglich einer ausreichenden Lufthygiene anzusehen.

dient Zeilenumbruch
 
Energieeinsparpotenziale durch Erdreich-Wärmeübertrager
 
CO2-Minderung durch Erdreich-Wärmeübertrager im Wohnungsbau
Mögliche Primärenergieeinsparung durch Erdreich-Wärmeübertrager bei Lüftungsanlagen im Wohnungsbau

Das Diagramm zeigt die mögliche Primärenergieeinsparung, wenn Lüftungsanlagen im Wohnungsbau mit Erdreich-Wärmeübertrager ausgerüstet werden. Nimmt man beispielsweise an, dass zu einem zukünftigen Zeitpunkt 10 % des gesamten Gebäudebestandes mit Lüftungsanlagen ausgerüstet sind, dann ergeben sich beim Einbau von Erdreich- Wärmeübertragern zusätzliche Energieeinsparungen von 729 GWh pro Jahr [6], [7].

dient Zeilenumbruch

Nutzung der Erdkälte über Kältemaschinen

 
Einbindung einer Kältemaschine/Wärmepumpe in ein Gesamtkonzept für geothermische Gebäudetemperierung

Reicht das Temperaturniveau des aus dem Erdreich strömenden Trägermediums nicht aus, um die erforderliche Kühlaufgabe zu übernehmen, dann kann das Erdreich als Wärmesenke für eine Kältemaschine verwendet werden. Dies ist zum Beispiel dann notwendig, wenn die Zuluft des Gebäudes für die Klimatisierungsaufgabe entfeuchtet werden muss. Die notwendige Kaltwassertemperatur für die Entfeuchtung beträgt dann ca. 6 bis 8 °C und dies steht im Erdreich nicht zur Verfügung.

Der elektrische Energiebedarf für den Betrieb der Kältemaschine sinkt mit steigender Temperatur im Kondensatorkreis. Bei wassergekühlten Kältemaschinen ist eine Rückkühlung über die Außenluft üblich (nasse oder trockene Kühltürme). Die Systemtemperaturen im Rückkühlkreis liegen damit in der Praxis zwischen 25 °C und 40 °C. Nutzt man die Wärmesenke Erdreich, dann kann man mit geeigneten Kältemaschinen die Systemtemperaturen

im Rückkühlkreis absenken. Damit steigt die Leistung der Kältemaschine, und der elektrische Energiebedarf sinkt. Oft kann auf einen zusätzlichen Kühlturm ganz verzichtet werden.

dient Zeilenumbruch
 
Mögl. zusätzl. Primärenergieminderung durch Nutzung des Erdreichs als Wärmesenke p.a. (EERStandard = 3,5 und EERgeothermisch = 5,2)
 
Mögl. zusätzl. CO2-Minderung durch Nutzung des Erdreichs als Wärmesenke p.a. (EERStandard = 3,5 und EERgeothermisch = 5,2)
Mögliche Primärenergieeinsparung durch die Nutzung des Erdreiches als Wärmesenke bei der Klimakaltwassererzeugung.

Analog der Schätzung der pro Jahr in Deutschland verkauften Kaltwassererzeuger [2] und den Abschätzungen nach Abschnitt 2.1 beträgt der Gesamtstrombedarf der jährlich neu verkauften Kaltwassererzeuger für die Gebäudeklimatisierung ca. 263 GWh Primärenergie (Neubau und Sanierung).

Das Diagramm zeigt die Auswirkungen auf den Energiebedarf unter der Annahme, dass 10 bis 30 % der neu ausgelieferten Kaltwassersysteme (Neubau und Sanierung) mit einer geothermischen Rückkühlung ausgestattet werden.

Wenn 30 % der neu installierten Systeme mit geothermischer Rückkühlung ausgestattet werden, beträgt die Energieeinsparung ca. 34 GWhPrimär Strom oder 13 %.

dient Zeilenumbruch

Freie Kühlung

Freie Kühlung über Kühlturm und Lüftungszentralgerät

Eine seit Jahrtausenden verwendete Methode zur Kühlung ist die Verdunstung von Wasser. Neben der direkten Nutzung der Verdunstungskühlung im Klimazentralgerät (siehe Abschnitt 2.2) kann die Verdunstungskühlung auch indirekt über Kühltürme oder WRG-Fortluftwärmeübertrager mit Kreislaufverbundsystem genutzt werden. Hier ist jedoch zu beachten, dass bei diesen Systemen insbesondere im Sommer in Abhängigkeit der Feuchtkugeltemperatur für die Nutzung zur Kühlung nur vergleichsweise hohe Kühlwassertemperaturen erreicht werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Trennung der Funktionen Luft- oder Raumkühlung und Luftentfeuchtung. Für die Anwendung in der Klimatechnik ist die freie Kühlung nicht nutzbar für die Entfeuchtung. Für den Entfeuchtungsbetrieb passt ideal ein Sorptionsklimasystem (siehe Abschnitt 2.2). Wie bei der Nutzung der Erdkälte ist bei den Raumkühlsystemen darauf zu achten, dass diese Systeme mit hohen Wassertemperaturen arbeiten können (siehe Abschnitt 3.1.1). Für die Nutzung mit freier Kühlung ist eine Systemtemperatur oberhalb 18 °C anzustreben.

Man unterscheidet folgende Bauarten:

 
Bauarten von Kühltürmen
  • Offene Kühltürme: Das zu kühlende Wasser wird mittels Sprühdüsen über Kunststoff-Rieseleinbauten verteilt. Das Kühlwasser ist offen in direktem Kontakt mit der Luft. Es erfolgt eine sensible und latente Wärmeübertragung an die Außenluft.
  • Geschlossene Kühltürme: Die zu kühlende Flüssigkeit (Wasser oder Glykol-Wasser-Mischung) zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf in einem Wärmeübertrager. Dieser wird von außen mit einem separaten Kreislauf mit Wasser besprüht. Es erfolgt eine sensible und latente Wärmeübertragung an die Außenluft.
  • Trockene Rückkühlung: Wasser zirkuliert nur in einem geschlossen Kreislauf, und der Wärmetauscher wird nicht besprüht. Es erfolgt nur eine sensible Wärmeübertragung an die Außenluft.
  • Hybride Kühltürme: Ein hybrider Kühlturm ist eine Kombination von geschlossenem und trockenem Rückkühler. Je nach Außenkonditionen erfolgt die Wärmeübertragung sensibel, latent oder in Kombination.
dient Zeilenumbruch

Systeme der freien Kühlung über Kühlturm können in vielfältiger Ausführung in Gebäuden auch in Kombination mit Kältemaschinen installiert werden (vorzugsweise bei der Raumkühlung). Bedingung ist lediglich, dass die notwendigen Systemtemperaturen bei den entsprechenden Außentemperaturen und -feuchten zusammenpassen. Zu beachten ist außerdem, dass der Wasserbedarf und die Wasseraufbereitung ein wesentlicher wirtschaftlicher Aspekt sein können. Mit einem hybriden Kühlturm erreicht man in der Praxis Kühlwassertemperaturen etwa 4 K über der Feuchtkugeltemperatur. In München rechnet man zum Beispiel mit einer maximalen Feuchtkugeltemperatur von

21 °C, was eine Kühlwassertemperatur von 25 °C zur Folge hätte. Dies bedeutet, dass diese Systeme in heißen und feuchten Sommern vorwiegend in der Nacht betrieben werden sollten, damit eine ausreichend tiefe Kühlwassertemperatur erreicht wird. Deshalb eignen sich vorwiegend speichernde Systeme wie die Bauteilaktivierung für die Nutzung der freien Kühlung.

dient Zeilenumbruch
 
PE-einsparpotenziale durch Nutzung freier Kühlung für die Gebäudeklimatisierung (Kältemaschine EER = 3,5)
 
CO2-Einsparpotenziale durch Nutzung freier Kühlung für die Gebäudeklimatisierung (Kältemaschine EER = 3,5)

Die Abbildung zeigt die Auswirkungen auf den Energiebedarf bei der Kälteerzeugung unter der Annahme, dass 10 bis 30 % der neu installierten Kältesysteme (Neubau und Sanierung) mit einer freien Kühlung ausgestattet werden. Wenn 30 % so ausgeführt werden, dann beträgt die Primärenergieeinsparung ca. 79 GWh oder 30 %.

dient Zeilenumbruch

Ventilatorgestützte Nachtkühlung

In Gebäuden mit hohem thermischem Speichervermögen und moderaten inneren Lasten kann die Nachtlüftung den Raumkomfort signifikant verbessern. Kriterien für die Nutzung der Nachtlüftung im Sommer zur Kühlung sind:

  • Ein moderates Klima: Das heißt, dass die Nachttemperaturen außen über einen ausreichenden Zeitraum deutlich unter den Temperaturen im Gebäude liegen müssen.
  • Die Außenluftqualität (Gerüche, Schadstoffe, Feinstaub) muss ausreichend sein.
  • Einbruchsschutz und Sicherheitsauflagen.
  • Brandschutz und -auflagen.
  • Witterungswechsel wie z. B. Schlagregen und Wind.
  • Lärmschutz und Akustik.

Dies bedeutet, dass eine Nachtlüftung ausschließlich über die Fenster in vielen Fällen nicht dauerhaft wirksam sein kann. Je nach den Randbedingungen können unterschiedliche Mechanismen der ventilatorgestützten freien Kühlung zum Einsatz kommen:

 
Beispiele für Temperatur-verhalten bei freier Nachtlüftung
  • Zu- und Abluftsysteme mit variablem Luftvolumenstrom.
  • Abluftsysteme mit variablem Luftvolumenstrom und Nachströmung über geeignete Außenluftelemente.
  • Hybride Lüftung als Kombination von freien und ventilatorgestützten Systemen.

Systeme mit ventilatorgestützter Nachtlüftung zur Kühlung setzen eine integrierte Betrachtungsweise von Gebäuden und Anlagentechnik voraus und müssen auch so geplant werden. Dies bedeutet, dass diese Technologie nicht isoliert betrachtet werden kann. Eine energetische Bewertung ist deshalb schwer darstellbar und es wurde deshalb in diesem Bericht darauf verzichtet.

dient Zeilenumbruch

Kühlung über indirekte Verdunstungskühlung

In Zusammenhang mit einer effizienten Wärmerückgewinnung kann in Klimazentralgeräten die Kühlwirkung von verdunstendem Wasser für die Kühlung der Zuluft eingesetzt werden. Man nutzt die Kühlwirkung in den mitteleuropäischen Klimazonen meist indirekt, das heißt, man feuchtet die in den Raum geführte Luft nicht auf. Bei sogenannten direkten Systemen (Verdunstungskühler, Dessert-Cooler, usw.) wird die Zuluft gekühlt aber auch gleichzeitig befeuchtet. Diese Systeme eignen sich nur für heiße und trockene Klimazonen. Es werden im Allgemeinen folgende Systeme unterschieden:

 
Bsp Klimasystem mit adiabater Verdunstungskühlung
Indirekte Verdunstungskühlung mit Abluft

Die Abluft wird durch Versprühen von Wasser so weit wie möglich abgekühlt. Durch eine effiziente Wärmeübertragung wird die „Kälte“ dann auf den Zuluftstrom übertragen. Diese Systeme eignen sich besonders dann, wenn im Kühlfall die Ablufttemperatur nach der Verdunstung kleiner als die Außenlufttemperatur ist. Zum Beispiel, wenn in einem Gebäude die Räume durch die Speicherung oder durch zusätzliche Raumkühlsysteme relativ

kühl bleiben und die Auffeuchtung nicht groß ist.

dient Zeilenumbruch
 
Bsp Klimasystem mit adiabater Umluftkühlung
Indirekte Verdunstungskühlung mit Außenluft

Bei diesen Systemen wird die Außenluft durch Versprühen von Wasser so weit wie möglich abgekühlt, die „Kälte“ wird dann auf den Zuluftstrom oder auf einen Umluftstrom übertragen. Diese Systeme eignen sich besonders dann, wenn im Kühlfall die Außenlufttemperatur nach der Verdunstung kleiner als die Raumtemperatur ist. Zum Beispiel wenn in einem Gebäude die Raumlasten relativ hoch sind (z. B. in der Industrie).

dient Zeilenumbruch
Einsparpotenziale durch die indirekte Verdunstungskühlung
 
Mögl. PE-Einsparung durch Nutzung indirekter Verdunstungskühlung p.a.
 
Mögl. CO2-Einsparung durch Nutzung indirekter Verdunstungskühlung p.a.

Die Diagramme zeigen die möglichen zusätzlichen jährlichen Einsparungen an Kälteenergie, wenn ein entsprechender Anteil dieser Geräte mit einer indirekten Verdunstungskühlung ausgestattet wird. Voraussetzung für diese Technologie ist auch der Einsatz eines effizienten Wärmerückgewinnungssystems (siehe hierzu auch Abschnitt 5.1.1). Die Randbedingungen sind analog der Sorptionsklimasysteme in Abschnitt 2.2 gewählt.

dient Zeilenumbruch

Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung

 
Lüftungswärmebedarf von Wohngebäuden

Der Lüftungswärmebedarf wird in Zukunft aufgrund des hohen Wärmedämmstandards in Deutschland einen dominierenden Anteil am Energiebedarf von Wohn- und Nichtwohngebäuden erreichen. Im Bereich der Niedrigenergie- und Passivhäuser werden mindestens 50 % der Heizwärme durch die Lüftung verursacht. Das Beispiel Passivhaus zeigt, dass nur durch den Einsatz einer Wärmerückgewinnung der Heizwärmebedarf deutlich reduziert werden kann.

dient Zeilenumbruch
Wärmerückgewinnung ist eine Regenerative Energiequelle!
 
Regenerativer Anteil der Wärmerückgewinnung

Oft stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Wärmerückgewinnung aus der Lüftung eine Regenerative Energiequelle darstellt. Diese Frage ist zunächst nicht so einfach zu beantworten und ist stets eine Frage der gewählten Bilanzgrenze. Man kann jedoch Folgendes feststellen:

  1. Die Wärmequelle Außenluft wird üblicherweise als Regenerative Energiequelle angesehen (Bsp Außenluft-Wärmepumpe zur Beheizung). Damit ist die Außenluft eine Umweltenergie und die Abluft einer Lüftungsanlage wird zur Außenluft, wenn sie das Gebäude verlässt. Die Nutzung der Abluft als Wärmequelle ist aufgrund des höheren Temperaturniveaus in jedem Fall effizienter als die Nutzung der Außenluft.
  2. Ein großer Teil der inneren Wärmequellen in Gebäuden stammt aus regenerativen Quellen:
    1. Passive solare Gewinne über die Verglasung (100 % regenerativ)
    2. Personen (100 % regenerativ)
    3. Der regenerative Anteil des Strombedarfes (derzeit ca. 10 % mit steigenderTendenz)
    4. Der regenerative Anteil der Raumheizung, z. B. Biomasse, Geothermische Energie, Umweltenergie (derzeit ca. 10 % mit stark steigender Tendenz)

Damit stammen die Lüftungswärmeverluste zu ca. 40 % aus regenerativen Quellen. Mit einer Wärmerückgewinnung kann diese Wärme zu einem großen Teil wiederverwertet werden. Ergänzend kommt hinzu, dass die Wärmerückgewinnung auch die Energie, die das WRG-System bereits wiedergewonnen und in das Gebäude zurückgeführt hat, erneut verfügbar machen kann. Zurück gewonnene Energie wird also mehrfach zurückgewonnen.

dient Zeilenumbruch

Weitere Inhalte folgen in Kürze


Quelle

FIA-Projekt
Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie

Fachinstitut Gebäude-Klima e. V.
Autor: Dipl.-Ing. Claus Händel