48.760
Bearbeitungen
K |
|||
(28 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Als '''Baufeuchte''' bezeichnet man vorrangig die Feuchte in Mauerwerk und [[Rohbau]], die in der Bauphase in den Neubau gebracht wird. Vor allem der Einbau von Baustoffen wie Beton, Mörtel, Nassestrich, Putz und Farben sind die Hauptursachen für Baufeuchte. Um die [[Luftfeuchtigkeit|relative Luftfeuchtigkeit]] zu verringern und Feuchteschäden zu vermeiden ist es entscheidend während der Bauphase und in den ersten Heizperioden ausreichend zu lüften. Darüber hinaus sollte schon bei der Wahl der Baustoffe auf einen geringen Feuchtigkeitsgehalt geachtet werden (z.B. durch den Einsatz von Dünnbettmörtel, Trockenestrich). | Als '''Baufeuchte''' bezeichnet man vorrangig die Feuchte in Mauerwerk und [[Rohbau]], die in der Bauphase in den Neubau gebracht wird (siehe auch: [[Einbaufeuchte]]). Vor allem der Einbau von Baustoffen wie Beton, Mörtel, Nassestrich, Putz und Farben sind die Hauptursachen für Baufeuchte. Um die [[Luftfeuchtigkeit|relative Luftfeuchtigkeit]] zu verringern und Feuchteschäden zu vermeiden ist es entscheidend während der Bauphase und in den ersten Heizperioden ausreichend zu lüften. Darüber hinaus sollte schon bei der Wahl der Baustoffe auf einen geringen Feuchtigkeitsgehalt geachtet werden (z.B. durch den Einsatz von Dünnbettmörtel, Trockenestrich). | ||
Eine Feuchtebelastung innerhalb einer | Eine Feuchtebelastung innerhalb einer Wärmedämmkonstruktion, z. B. im [[Dach]], kann verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann durch eine undichte [[Dachhaut]] Wasser eindringen (Anschlusspunkte, Nahtstellen, Unwetter, Nagetiere). Dies können große Mengen Feuchtigkeit sein, bei denen das Wasser in den bewohnten Raum tropft. Geringe Leckagen können zu einer schleichenden Auffeuchtung führen. Diese ist oft begleitet durch [[Schimmel]]befall der in der Konstruktion enthaltenen Materialien. Eine Belastung der Konstruktion durch Feuchtigkeit kann aber auch von innen erfolgen durch: | ||
Zum Beispiel kann durch eine undichte [[Dachhaut]] Wasser eindringen (Anschlusspunkte, Nahtstellen, Unwetter, Nagetiere). Dies können große Mengen Feuchtigkeit sein, bei denen das Wasser in den bewohnten Raum tropft. Geringe Leckagen können zu einer schleichenden Auffeuchtung führen. Diese ist oft begleitet durch [[Schimmel]]befall der in der Konstruktion enthaltenen Materialien. Eine Belastung der Konstruktion durch Feuchtigkeit kann aber auch von innen erfolgen durch: | |||
; Vorhersehbare Feuchtebelastung: | ; Vorhersehbare Feuchtebelastung: | ||
Zeile 8: | Zeile 7: | ||
* [[Wärmebrücke]]n | * [[Wärmebrücke]]n | ||
;Unvorhergesehene Feuchtebelastung: | ;Unvorhergesehene Feuchtebelastung: | ||
* Konvektion, d. h. Luftströmung (Undichtheiten in der Luftdichtungsebene) (s.u.) | * [[Konvektion]], d. h. Luftströmung (Undichtheiten in der Luftdichtungsebene) (s.u.) | ||
* Konstruktiv bedingter Feuchtetransport (z. B. Flankendiffusion durch angrenzendes Mauerwerk) (s.u.) | * Konstruktiv bedingter [[Feuchtetransport]] (z. B. [[Flankendiffusion]] durch angrenzendes Mauerwerk) (s.u.) | ||
* Erhöhte Einbaufeuchte der verwendeten Baustoffe (s.u.) | * Erhöhte [[Einbaufeuchte]] der verwendeten Baustoffe (s.u.) | ||
* Nicht koordinierter Bauablauf | * Nicht koordinierter Bauablauf <ref name="Qu_001" /> | ||
Zeile 20: | Zeile 19: | ||
{{Hinweis|Eine Dampfbremse mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 2,3 m lässt im Winter nach [[DIN 4108]]-3 pro Tag ca. 5 g Feuchtigkeit pro Quadratmeter in die Konstruktion eindringen.}} | {{Hinweis|Eine Dampfbremse mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 2,3 m lässt im Winter nach [[DIN 4108]]-3 pro Tag ca. 5 g Feuchtigkeit pro Quadratmeter in die Konstruktion eindringen.}} | ||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|[[Bild:BPhys GD 1 07_Dachschn.Diffusion-01.jpg| | |[[Bild:BPhys GD 1 07_Dachschn.Diffusion-01.jpg|right|thumb|200px|Diffusion erfolgt planmäßig]] | ||
|} | |} | ||
'''Diffusion erfolgt planmäßig''' <br /> | '''Diffusion erfolgt planmäßig''' <br /> | ||
Zeile 31: | Zeile 30: | ||
=== [[Flankendiffusion]] === | === [[Flankendiffusion]] === | ||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|[[Bild:BPhys GD 1 09_Dachschn.Flankendiffusion-01.jpg| | |[[Bild:BPhys GD 1 09_Dachschn.Flankendiffusion-01.jpg|right|thumb|200px|Unvorhergesehen: <br /> Feuchteeintrag über Bauteilflanken]] | ||
|} | |} | ||
'''Unvorhergesehen: Feuchteeintrag über Bauteilflanken''' <br /> | '''Unvorhergesehen: Feuchteeintrag über Bauteilflanken''' <br /> | ||
Zeile 37: | Zeile 36: | ||
'''Beispiel:''' Einbindende, luftdicht verputzte Mauerwerkswand. <br /> | '''Beispiel:''' Einbindende, luftdicht verputzte Mauerwerkswand. <br /> | ||
Sind außen diffusionsdichte Konstruktionen auf der Innenseite mit Dampfbremsen versehen, die keine oder nur geringe Rücktrocknung | Sind außen diffusionsdichte Konstruktionen auf der Innenseite mit Dampfbremsen versehen, die keine oder nur geringe Rücktrocknung ermöglichen, droht die Auffeuchtung und damit ein Bauschaden auch bei [[Luftdichtung|luftdichter Ausführung]]. | ||
ermöglichen, droht die Auffeuchtung und damit ein Bauschaden auch bei [[Luftdichtung|luftdichter Ausführung]]. | |||
'''Mehr zum Thema siehe: [[Flankendiffusion]]''' | '''Mehr zum Thema siehe: [[Flankendiffusion]]''' | ||
Zeile 45: | Zeile 43: | ||
=== [[Einbaufeuchte|Feuchte Baustoffe]] === | === [[Einbaufeuchte|Feuchte Baustoffe]] === | ||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|[[Bild:BPhys GD 1 10_Dachschn.Baust._Feuchte-01.jpg| | |[[Bild:BPhys GD 1 10_Dachschn.Baust._Feuchte-01.jpg|right|thumb|200px|Unvorhergesehen: <br /> Feuchtigkeit aus Baustoffen]] | ||
|} | |} | ||
'''Unvorhergesehen: Feuchtigkeit aus Baustoffen''' <br /> | '''Unvorhergesehen: Feuchtigkeit aus Baustoffen''' <br /> | ||
Zeile 55: | Zeile 53: | ||
=== [[Konvektion]] === | === [[Konvektion]] === | ||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|[[Bild:BPhys GD 1 08_Dachschn.Konvektion-01.jpg| | |[[Bild:BPhys GD 1 08_Dachschn.Konvektion-01.jpg|right|thumb|200px|Unvorhergesehen: <br /> Luftströmung (Konvektion)]] | ||
|} | |} | ||
'''Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion)''' <br /> | '''Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion)''' <br /> | ||
Bewegt sich Luft in Form einer Strömung, spricht man von [[Konvektion]]. Dies kann in Wärmedämmkonstruktionen erfolgen, wenn Fugen in der [[Dampfbremse]]bene vorhanden sind. Zwischen Innenraum- und Außenklima besteht bedingt durch den Temperaturunterschied auch ein Druckgefälle, das durch die Luftströmung nach Ausgleich strebt. Durch Konvektion können an einem Tag mehrere 100 g Feuchtigkeit in die Dämmung eingetragen werden und dort als [[Tauwasser]] ausfallen. | Bewegt sich Luft in Form einer Strömung, spricht man von [[Konvektion]]. Dies kann in Wärmedämmkonstruktionen erfolgen, wenn Fugen in der [[Dampfbremse]]bene vorhanden sind. Zwischen Innenraum- und Außenklima besteht bedingt durch den Temperaturunterschied auch ein Druckgefälle, das durch die Luftströmung nach Ausgleich strebt. Durch Konvektion können an einem Tag mehrere 100 g Feuchtigkeit in die Dämmung eingetragen werden und dort als [[Tauwasser]] ausfallen. | ||
< | |||
<!-- | |||
;Beispiel: | |||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|valign="top"| [[Bild:BPhys GD 1 05_Konvekt_Fuge_Feuchte1-01.jpg| | |valign="top"| [[Bild:BPhys GD 1 05_Konvekt_Fuge_Feuchte1-01.jpg|right|thumb|200px|800 g [[Tauwasser]] <br /> durch 1 mm Fuge]] | ||
|} | |} | ||
Durch eine fugenfreie Dämmkonstruktion mit einer [[Dampfbremse]] mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 30 m diffundieren pro Normwintertag 0,5 g Wasser pro Quadratmeter in die [[Konstruktion]] ein. | Durch eine fugenfreie Dämmkonstruktion mit einer [[Dampfbremse]] mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 30 m diffundieren pro Normwintertag 0,5 g Wasser pro Quadratmeter in die [[Konstruktion]] ein. | ||
Im gleichen Zeitraum strömt per Konvektion über eine 1 mm breite Fuge in der [[Dampfbremse]] 800 g Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion ein. Das entspricht einer Verschlechterung um den Faktor 1600. | Im gleichen Zeitraum strömt per [[Konvektion]] über eine 1 mm breite Fuge in der [[Dampfbremse]] 800 g Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion ein. Das entspricht einer Verschlechterung um den Faktor 1600. | ||
Bauschäden durch [[Schimmel]]bildung drohen, wenn feuchtwarme Raumluft im Winter z. B. durch Fugen in der Dampfbrems- und [[Luftdichtung]]sebene in die Wärmedämmkonstruktion eindringt und große Mengen [[Tauwasser]] entstehen. | Bauschäden durch [[Schimmel]]bildung drohen, wenn feuchtwarme Raumluft im Winter z. B. durch Fugen in der Dampfbrems- und [[Luftdichtung]]sebene in die Wärmedämmkonstruktion eindringt und große Mengen [[Tauwasser]] entstehen.--> | ||
'''Mehr zum Thema siehe: [[Konvektion]]''' | '''Mehr zum Thema siehe: [[Konvektion]]''' <br clear="all" /> | ||
<br clear="all" /> | ==Fazit == | ||
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Studie<ref name="Qu_01" />: | |||
Die Gesamtmenge an [[Feuchtigkeit]] wird häufig unterschätzt.<br /> | Die Gesamtmenge an [[Feuchtigkeit]] wird häufig unterschätzt.<br /> | ||
Beim Massivbau kann durch die Neubaufeuchtigkeit eine erhebliche Feuchtigkeitsmenge hinzugefügt werden. Wenn sich dann auf der Innenseite eine diffusionsdichte Folie aus [[Polyethylen]] und außen eine Bitumendachbahn als Vordeckung befindet, kann es schnell zu einem [[Bauschaden]] kommen. | Beim Massivbau kann durch die Neubaufeuchtigkeit eine erhebliche Feuchtigkeitsmenge hinzugefügt werden. Wenn sich dann auf der Innenseite eine diffusionsdichte Folie aus [[Polyethylen]] und außen eine Bitumendachbahn als Vordeckung befindet, kann es schnell zu einem [[Bauschaden]] kommen. | ||
Die vielfältigen Möglichkeiten des Feuchteeintrags zeigen, dass im Baualltag die Feuchtebelastung einer [[Konstruktion]] nie auszuschließen ist. Wenn es darum geht schadens- und [[schimmel]]frei zu bauen, ist die Erhöhung des Trocknungsvermögens eine wesentlich effektivere und sicherere Lösung, als sich darauf zu konzentrieren, möglichst wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen zu lassen. | Die vielfältigen Möglichkeiten des Feuchteeintrags zeigen, dass im Baualltag die Feuchtebelastung einer [[Konstruktion]] nie auszuschließen ist. Wenn es darum geht schadens- und [[schimmel]]frei zu bauen, ist die Erhöhung des Trocknungsvermögens eine wesentlich effektivere und sicherere Lösung, als sich darauf zu konzentrieren, möglichst wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen zu lassen. | ||
{{Textrahmen01| | {{Textrahmen01| | ||
* '''Feuchte kann auf vielfältige Weise in die [[Konstruktion]] eindringen. Feuchtebelastungen können nicht völlig ausgeschlossen werden.''' | * '''Feuchte kann auf vielfältige Weise in die [[Konstruktion]] eindringen. Feuchtebelastungen können nicht völlig ausgeschlossen werden.''' | ||
Zeile 85: | Zeile 83: | ||
* '''Entscheidend für die [[Bauschadensfreiheit]] einer Konstruktion: hohe Trocknungsreserven.''' | * '''Entscheidend für die [[Bauschadensfreiheit]] einer Konstruktion: hohe Trocknungsreserven.''' | ||
}} | }} | ||
{{Textrahmen01| | {{Textrahmen01| | ||
'''Intelligentes Feuchtemanagement - Sicherheitsformel:'''<br /> | '''Intelligentes Feuchtemanagement - Sicherheitsformel:'''<br /> | ||
Zeile 95: | Zeile 92: | ||
Konstruktionen, die außen diffusionsoffen sind, haben eine größere Trocknungsreserve als außenseitig diffusionsdichte Konstruktionen. | Konstruktionen, die außen diffusionsoffen sind, haben eine größere Trocknungsreserve als außenseitig diffusionsdichte Konstruktionen. | ||
}} | }} | ||
== Beste Sicherheit == | == Beste Sicherheit == | ||
{|align="right" | {|align="right" | ||
|[[Bild:BPhys GD 1 24_Dachqerschn_Sommer-Winter-01.jpg| | |[[Bild:BPhys GD 1 24_Dachqerschn_Sommer-Winter-01.jpg|right|thumb|200px|Bestes Mittel: <br />[[Intelligente Dampfbremse|Intelligente Bahnen]]]] | ||
|} | |} | ||
[[Dampfbremse|Dampfbremsbahnen]] mit einem [[ | [[Dampfbremse|Dampfbremsbahnen]] mit einem [[Feuchtevariabilität|feuchtevariablen]] Diffusionswiderstand bieten der Konstruktion den besten Schutz gegen [[Tauwasser]]schäden. | ||
* Sie sind im Winter diffusionsdichter und schützen die Dämmung optimal vor eindringender [[Feuchte]]. | * Sie sind im Winter diffusionsdichter und schützen die Dämmung optimal vor eindringender [[Feuchte]]. | ||
* Im Sommer können sie ihren [[Diffusionswiderstand]] sehr weit absenken und gewährleisten so bestmögliche | * Im Sommer können sie ihren [[Diffusionswiderstand]] sehr weit absenken und gewährleisten so bestmögliche [[Rücktrocknung]]sbedingungen. | ||
<br clear="all" /> | <br clear="all" /> | ||
==Einzelnachweise== | |||
<references> | |||
<ref name="Qu_001"> ''Moll bauökologische Produkte GmbH'': WISSEN 2014/15 - [[Bauphysik Studie#Feuchtebelastungen der Konstruktion|''Studie „Berechnung des Bauschadensfreiheitspotential von Wärmedämmungen in Holz- und Stahlbaukonstruktionen“ '']], 2012, S. 65 (- oder zum [[WISSEN 2014/15 - pro clima#Studie|Download]])</ref> | |||
<ref name="Qu_01"> [[Bauphysik Studie#Hohe Einbaufeuchte von Baustoffen|dito, S. 66-67]] </ref> | |||
</references> | |||
{{NAV Bphys gd1}} | {{NAV Bphys gd1}} |