47.977
Bearbeitungen
K |
K |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die '''Wasserdampfdurchlässigkeit''', die '''Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke''' bzw. der '''s<sub>d</sub>-Wert''', dient als Maß für den [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|Diffusionswiderstand]] einer Bauteilschicht. Der s<sub>d</sub>-Wert ist das Produkt aus der [[Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl]] (μ-Wert) als Materialkonstante und der Schicht[[dicke]] d des Bauteils in Metern: | Die '''Wasserdampfdurchlässigkeit''', die '''Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke''' bzw. der '''s<sub>d</sub>-Wert''', dient als Maß für den [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|Diffusionswiderstand]] einer Bauteilschicht. Der s<sub>d</sub>-Wert ist das Produkt aus der [[Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl]] (μ-Wert) als Materialkonstante und der Schicht[[dicke]] d des Bauteils in Metern: | ||
: | : <span style="font-size:140%;"> <math> \mathsf { s_{d} = \mu \cdot s} </math> </span> | ||
: µ ... Wasserdampfdiffusionswiderstand [-] <br /> | : µ ... Wasserdampfdiffusionswiderstand [-] <br /> | ||
: d ... Dicke der Baustoffschicht [m] | : d ... Dicke der Baustoffschicht [m] | ||
Zeile 11: | Zeile 11: | ||
Die [[DIN 4108-3]] unterscheidet: | Die [[DIN 4108-3]] unterscheidet: | ||
{| class="wikitable" | {| class="wikitable" | ||
| width="160px" | '''Begriff''' || width="160px" | '''s<sub>d</sub>-Wert (Bereich)''' | | width="160px" | '''Begriff''' || width="160px" | '''s<sub>d</sub>-Wert (Bereich)''' | ||
|- | |- | ||
| diffusionsoffen || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m | | diffusionsoffen || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m | ||
|- | |||
| diffusionsbremsend || align="center" | 0,5 m < s<sub>d</sub> ≤ 10 m | |||
|- | |||
| diffusionshemmend || align="center" | 10 m < s<sub>d</sub> ≤ 100 m | |||
|- | |- | ||
| | | diffusionssperrend || align="center" | 100 m < s<sub>d</sub> < 1.500 m | ||
|- | |- | ||
| diffusionsdicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m | | diffusionsdicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m | ||
Zeile 70: | Zeile 74: | ||
Entscheidend für die [[Tauwasser]]bildung ist zunächst der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert (Dampfdiffusionswiderstandszahl [-])]]. Er beschreibt die „Qualität“ des Baumaterials hinsichtlich einer Sperrwirkung. Der s<sub>d</sub>-Wert (äquivalente Luftschichtdicke [m]) berücksichtigt zusätzlich die Stärke eines Baustoffes. Mit zunehmender Materialstärke verlängert sich die Zeitdauer, die ein Wassermolekül für den Transportvorgang durch den Baustoff benötigt. | Entscheidend für die [[Tauwasser]]bildung ist zunächst der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert (Dampfdiffusionswiderstandszahl [-])]]. Er beschreibt die „Qualität“ des Baumaterials hinsichtlich einer Sperrwirkung. Der s<sub>d</sub>-Wert (äquivalente Luftschichtdicke [m]) berücksichtigt zusätzlich die Stärke eines Baustoffes. Mit zunehmender Materialstärke verlängert sich die Zeitdauer, die ein Wassermolekül für den Transportvorgang durch den Baustoff benötigt. | ||
'''[[Unterspannbahn]]en''' sind [[diffusionsoffen]] und haben einen niedrigen s<sub>d</sub>-Wert. Aufgrund der geringen Schichtdicke ist der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] jedoch vergleichsweise hoch. <br /> | '''[[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en''' sind [[diffusionsoffen]] und haben einen niedrigen s<sub>d</sub>-Wert. Aufgrund der geringen Schichtdicke ist der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] jedoch vergleichsweise hoch. <br /> | ||
;In Zahlen: | ;In Zahlen: | ||
Eine [[ | Eine [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]] mit einem [[Mikroporöse Membran|mikroporösen Funktionsfilm]] hat bei einem s<sub>d</sub>-Wert von 0,02 m und einer Dicke von 0,50 mm einen [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] von 40. Im Vergleich mit einem faserförmigen [[Wärmedämmstoff]] (μ-Wert =1) hat die Bahn eine um den Faktor 40 höhere Diffusionsdichtheit. Dadurch kann es auch an diffusionsoffenen [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en zu einem [[Tauwasser]]ausfall kommen. | ||
[[Diffusionsoffen]]e [[ | [[Diffusionsoffen]]e [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en lassen außerdem wesentlich weniger Feuchtigkeit austrocknen, als der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] und s<sub>d</sub>-Wert vermuten lassen. Grund ist die geringe/fehlende Druckdifferenz eines dünnen Bauteils unter den klimatischbedingten Situationen. | ||
;Hintergrund: | ;Hintergrund: | ||
Antrieb für einen [[Diffusion]]sstrom sind immer Druckdifferenzen. Befindet sich auf beiden Seiten das gleiche Klima (z. B. 10 °C und 80 % rel. [[Luftfeuchtigkeit]]), dann findet kein Feuchtigkeitstransport statt. Erst wenn Temperatur oder rel. Feuchtigkeit auf beiden Seiten des Bauteils unterschiedlich sind, wollen sich Moleküle über [[Diffusion]] von einer Seite zur anderen bewegen. Bei einer [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtungsbahn bestehen wegen der geringen Dicke des Materials keine Temperaturunterschiede, so dass man sich auf die Differenzen der relativen [[Luftfeuchtigkeit]]en konzentrieren kann. Diese sind im Winter bei [[Tauwasser]]gefahr an der [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtung denkbar gering, wenn innenseitig der Bahn 80 % relative [[Luftfeuchtigkeit]] und mehr bestehen und außenseitig ähnliche Feuchtigkeitssituationen vorhanden sind. | Antrieb für einen [[Diffusion]]sstrom sind immer Druckdifferenzen. Befindet sich auf beiden Seiten das gleiche Klima (z. B. 10 °C und 80 % rel. [[Luftfeuchtigkeit]]), dann findet kein Feuchtigkeitstransport statt. Erst wenn Temperatur oder rel. Feuchtigkeit auf beiden Seiten des Bauteils unterschiedlich sind, wollen sich Moleküle über [[Diffusion]] von einer Seite zur anderen bewegen. Bei einer [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtungsbahn bestehen wegen der geringen Dicke des Materials keine Temperaturunterschiede, so dass man sich auf die Differenzen der relativen [[Luftfeuchtigkeit]]en konzentrieren kann. Diese sind im Winter bei [[Tauwasser]]gefahr an der [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtung denkbar gering, wenn innenseitig der Bahn 80 % relative [[Luftfeuchtigkeit]] und mehr bestehen und außenseitig ähnliche Feuchtigkeitssituationen vorhanden sind. | ||
Sicherheitsvorteile bieten hier [[ | Sicherheitsvorteile bieten hier [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en mit [[Luftdichtungsbahn monolithisch|monolithischen Funktionsfilmen]]. Im Falle eines [[Kondensat]]ausfalls an der Innenseite der Bahn innerhalb der Konstruktion wird Feuchtigkeit aktiv durch [[Diffusion]] entlang der Molekülketten aus dem Bauteil heraus transportiert. Unter Feuchteeinfluss verringert sich der Diffusionswiderstand von pro clima [[SOLITEX MENTO]] – die Gefahr von Eisbildung sinkt. Bei [[mikroporöse Membran|mikroporösen Membran]]en hingegen kommt es durch [[Tauwasser]]bildung auf der Bahn zu einer verringerten Diffusionsfähigkeit. Feuchtigkeit kann ausschließlich passiv im gasförmigen Zustand durch die Bahnen hindurchgelangen – die Gefahr von Eisbildung (dampfsperrende Wirkung s.u.) ist höher als bei [[Luftdichtungsbahn monolithisch|monolithischen Membranen]]. | ||
== Messunsicherheiten bei hochdiffusionsoffenen Materialien == | == Messunsicherheiten bei hochdiffusionsoffenen Materialien == |