Baufeuchte: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Baufeuchte''' bezeichnet man vorrangig die Feuchte in Mauerwerk und [[Rohbau]], die in der Bauphase in den Neubau gebracht wird. Vor allem der Einbau von Baustoffen wie Beton, Mörtel, Nassestrich, Putz und Farben sind die Hauptursachen für Baufeuchte. Um die [[Luftfeuchtigkeit|relative Luftfeuchtigkeit]] zu verringern und Feuchteschäden zu vermeiden ist es entscheidend während der Bauphase und in den ersten Heizperioden ausreichend zu lüften. Darüber hinaus sollte schon bei der Wahl der Baustoffe auf einen geringen Feuchtigkeitsgehalt geachtet werden (z.B. durch den Einsatz von Dünnbettmörtel, Trockenestrich).
Als '''Baufeuchte''' bezeichnet man vorrangig die Feuchte in Mauerwerk und [[Rohbau]], die in der Bauphase in den Neubau gebracht wird (siehe auch: [[Einbaufeuchte]]). Vor allem der Einbau von Baustoffen wie Beton, Mörtel, Nassestrich, Putz und Farben sind die Hauptursachen für Baufeuchte. Um die [[Luftfeuchtigkeit|relative Luftfeuchtigkeit]] zu verringern und Feuchteschäden zu vermeiden ist es entscheidend während der Bauphase und in den ersten Heizperioden ausreichend zu lüften. Darüber hinaus sollte schon bei der Wahl der Baustoffe auf einen geringen Feuchtigkeitsgehalt geachtet werden (z.B. durch den Einsatz von Dünnbettmörtel, Trockenestrich).


Eine Feuchtebelastung innerhalb einer Wärmedämmkonstruktion, z. B. im [[Dach]], kann verschiedene Ursachen haben.
Eine Feuchtebelastung innerhalb einer Wärmedämmkonstruktion, z. B. im [[Dach]], kann verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann durch eine undichte [[Dachhaut]] Wasser eindringen (Anschlusspunkte, Nahtstellen, Unwetter, Nagetiere). Dies können große Mengen Feuchtigkeit sein, bei denen das Wasser in den bewohnten Raum tropft. Geringe Leckagen können zu einer schleichenden Auffeuchtung führen. Diese ist oft begleitet durch [[Schimmel]]befall der in der Konstruktion enthaltenen Materialien. Eine Belastung der Konstruktion durch Feuchtigkeit kann aber auch von innen erfolgen durch:
Zum Beispiel kann durch eine undichte [[Dachhaut]] Wasser eindringen (Anschlusspunkte, Nahtstellen, Unwetter, Nagetiere). Dies können große Mengen Feuchtigkeit sein, bei denen das Wasser in den bewohnten Raum tropft. Geringe Leckagen können zu einer schleichenden Auffeuchtung führen. Diese ist oft begleitet durch [[Schimmel]]befall der in der Konstruktion enthaltenen Materialien. Eine Belastung der Konstruktion durch Feuchtigkeit kann aber auch von innen erfolgen durch:


; Vorhersehbare Feuchtebelastung:
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* [[Wärmebrücke]]n  
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;Unvorhergesehene Feuchtebelastung:
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* Konvektion, d. h. Luftströmung (Undichtheiten in der Luftdichtungsebene) (s.u.)
* [[Konvektion]], d. h. Luftströmung (Undichtheiten in der Luftdichtungsebene) (s.u.)
* Konstruktiv bedingter Feuchtetransport (z. B. Flankendiffusion durch angrenzendes Mauerwerk) (s.u.)
* Konstruktiv bedingter [[Feuchtetransport]] (z. B. [[Flankendiffusion]] durch angrenzendes Mauerwerk) (s.u.)
* Erhöhte Einbaufeuchte der verwendeten Baustoffe (s.u.)
* Erhöhte [[Einbaufeuchte]] der verwendeten Baustoffe (s.u.)
* Nicht koordinierter Bauablauf
* Nicht koordinierter Bauablauf <ref name="Qu_001" />




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{{Hinweis|Eine Dampfbremse mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 2,3&nbsp;m lässt im Winter nach [[DIN 4108]]-3 pro Tag ca. 5&nbsp;g Feuchtigkeit pro Quadratmeter in die Konstruktion eindringen.}}
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'''Diffusion erfolgt planmäßig''' <br />
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'''Unvorhergesehen: Feuchteeintrag über Bauteilflanken''' <br />
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'''Beispiel:''' Einbindende, luftdicht verputzte Mauerwerkswand. <br />
'''Beispiel:''' Einbindende, luftdicht verputzte Mauerwerkswand. <br />
Sind außen diffusionsdichte Konstruktionen auf der Innenseite mit Dampfbremsen versehen, die keine oder nur geringe Rücktrocknung
Sind außen diffusionsdichte Konstruktionen auf der Innenseite mit Dampfbremsen versehen, die keine oder nur geringe Rücktrocknung ermöglichen, droht die Auffeuchtung und damit ein Bauschaden auch bei [[Luftdichtung|luftdichter Ausführung]].
ermöglichen, droht die Auffeuchtung und damit ein Bauschaden auch bei [[Luftdichtung|luftdichter Ausführung]].


'''Mehr zum Thema siehe: [[Flankendiffusion]]'''
'''Mehr zum Thema siehe: [[Flankendiffusion]]'''
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=== [[Einbaufeuchte|Feuchte Baustoffe]] ===
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'''Unvorhergesehen: Feuchtigkeit aus Baustoffen''' <br />
'''Unvorhergesehen: Feuchtigkeit aus Baustoffen''' <br />
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'''Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion)''' <br />
'''Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion)''' <br />
Bewegt sich Luft in Form einer Strömung, spricht man von [[Konvektion]]. Dies kann in Wärmedämmkonstruktionen erfolgen, wenn Fugen in der [[Dampfbremse]]bene vorhanden sind. Zwischen Innenraum- und Außenklima besteht bedingt durch den Temperaturunterschied auch ein Druckgefälle, das durch die Luftströmung nach Ausgleich strebt. Durch Konvektion können an einem Tag mehrere 100 g Feuchtigkeit in die Dämmung eingetragen werden und dort als [[Tauwasser]] ausfallen.
Bewegt sich Luft in Form einer Strömung, spricht man von [[Konvektion]]. Dies kann in Wärmedämmkonstruktionen erfolgen, wenn Fugen in der [[Dampfbremse]]bene vorhanden sind. Zwischen Innenraum- und Außenklima besteht bedingt durch den Temperaturunterschied auch ein Druckgefälle, das durch die Luftströmung nach Ausgleich strebt. Durch Konvektion können an einem Tag mehrere 100 g Feuchtigkeit in die Dämmung eingetragen werden und dort als [[Tauwasser]] ausfallen.
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Durch eine fugenfreie Dämmkonstruktion mit einer [[Dampfbremse]] mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 30&nbsp;m diffundieren pro Normwintertag 0,5&nbsp;g Wasser pro Quadratmeter in die [[Konstruktion]] ein.
Durch eine fugenfreie Dämmkonstruktion mit einer [[Dampfbremse]] mit einem [[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] von 30&nbsp;m diffundieren pro Normwintertag 0,5&nbsp;g Wasser pro Quadratmeter in die [[Konstruktion]] ein.


Im gleichen Zeitraum strömt per Konvektion über eine 1&nbsp;mm breite Fuge in der [[Dampfbremse]] 800&nbsp;g Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion ein. Das entspricht einer Verschlechterung um den Faktor&nbsp;1600.
Im gleichen Zeitraum strömt per [[Konvektion]] über eine 1&nbsp;mm breite Fuge in der [[Dampfbremse]] 800&nbsp;g Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion ein. Das entspricht einer Verschlechterung um den Faktor&nbsp;1600.
 
Bauschäden durch [[Schimmel]]bildung drohen, wenn feuchtwarme Raumluft im Winter z. B. durch Fugen in der Dampfbrems- und [[Luftdichtung]]sebene in die Wärmedämmkonstruktion eindringt und große Mengen [[Tauwasser]] entstehen.  


'''Unwägbarkeiten: Feuchteeinträge durch Fugen (Konvektion) können derzeit nur hilfsweise berechnet werden'''
Bauschäden durch [[Schimmel]]bildung drohen, wenn feuchtwarme Raumluft im Winter z. B. durch Fugen in der Dampfbrems- und [[Luftdichtung]]sebene in die Wärmedämmkonstruktion eindringt und große Mengen [[Tauwasser]] entstehen.-->


'''Mehr zum Thema siehe: [[Konvektion]]'''
'''Mehr zum Thema siehe: [[Konvektion]]''' <br clear="all" />
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==Fazit ==
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Studie<ref name="Qu_01" />:


==Fazit==
Die Gesamtmenge an [[Feuchtigkeit]] wird häufig unterschätzt.<br />
Die Gesamtmenge an [[Feuchtigkeit]] wird häufig unterschätzt.<br />
Beim Massivbau kann durch die Neubaufeuchtigkeit eine erhebliche Feuchtigkeitsmenge hinzugefügt werden. Wenn sich dann auf der Innenseite eine diffusionsdichte Folie aus [[Polyethylen]] und außen eine Bitumendachbahn als Vordeckung befindet, kann es schnell zu einem [[Bauschaden]] kommen.
Beim Massivbau kann durch die Neubaufeuchtigkeit eine erhebliche Feuchtigkeitsmenge hinzugefügt werden. Wenn sich dann auf der Innenseite eine diffusionsdichte Folie aus [[Polyethylen]] und außen eine Bitumendachbahn als Vordeckung befindet, kann es schnell zu einem [[Bauschaden]] kommen.


Die vielfältigen Möglichkeiten des Feuchteeintrags zeigen, dass im Baualltag die Feuchtebelastung einer [[Konstruktion]] nie auszuschließen ist. Wenn es darum geht schadens- und [[schimmel]]frei zu bauen, ist die Erhöhung des Trocknungsvermögens eine wesentlich effektivere und sicherere Lösung, als sich darauf zu konzentrieren, möglichst wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen zu lassen.
Die vielfältigen Möglichkeiten des Feuchteeintrags zeigen, dass im Baualltag die Feuchtebelastung einer [[Konstruktion]] nie auszuschließen ist. Wenn es darum geht schadens- und [[schimmel]]frei zu bauen, ist die Erhöhung des Trocknungsvermögens eine wesentlich effektivere und sicherere Lösung, als sich darauf zu konzentrieren, möglichst wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen zu lassen.
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* '''Feuchte kann auf vielfältige Weise in die [[Konstruktion]] eindringen. Feuchtebelastungen können nicht völlig ausgeschlossen werden.'''
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* '''Entscheidend für die [[Bauschadensfreiheit]] einer Konstruktion: hohe Trocknungsreserven.'''
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'''Intelligentes Feuchtemanagement - Sicherheitsformel:'''<br />  
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Konstruktionen, die außen diffusionsoffen sind, haben eine größere Trocknungsreserve als außenseitig diffusionsdichte Konstruktionen.
Konstruktionen, die außen diffusionsoffen sind, haben eine größere Trocknungsreserve als außenseitig diffusionsdichte Konstruktionen.
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== Beste Sicherheit ==
== Beste Sicherheit ==
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[[Dampfbremse|Dampfbremsbahnen]] mit einem [[feuchtevariabel|feuchtevariablen]] Diffusionswiderstand bieten der Konstruktion den besten Schutz gegen [[Tauwasser]]schäden.  
[[Dampfbremse|Dampfbremsbahnen]] mit einem [[Feuchtevariabilität|feuchtevariablen]] Diffusionswiderstand bieten der Konstruktion den besten Schutz gegen [[Tauwasser]]schäden.  
* Sie sind im Winter diffusionsdichter und schützen die Dämmung optimal vor eindringender [[Feuchte]].  
* Sie sind im Winter diffusionsdichter und schützen die Dämmung optimal vor eindringender [[Feuchte]].  
* Im Sommer können sie ihren [[Diffusionswiderstand]] sehr weit absenken und gewährleisten so bestmögliche [[Rücktrocknung]]sbedingungen.
* Im Sommer können sie ihren [[Diffusionswiderstand]] sehr weit absenken und gewährleisten so bestmögliche [[Rücktrocknung]]sbedingungen.
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==Einzelnachweise==
<references>
<ref name="Qu_001"> ''Moll bauökologische Produkte GmbH'': WISSEN 2014/15 - [[Bauphysik Studie#Feuchtebelastungen der Konstruktion|''Studie „Berechnung des Bauschadensfreiheitspotential von Wärmedämmungen in Holz- und Stahlbaukonstruktionen“ '']], 2012, S. 65 (- oder zum [[WISSEN 2014/15 - pro clima#Studie|Download]])</ref>
<ref name="Qu_01"> [[Bauphysik Studie#Hohe Einbaufeuchte von Baustoffen|dito, S. 66-67]] </ref>
</references>


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Version vom 13. Juni 2014, 13:39 Uhr

Als Baufeuchte bezeichnet man vorrangig die Feuchte in Mauerwerk und Rohbau, die in der Bauphase in den Neubau gebracht wird (siehe auch: Einbaufeuchte). Vor allem der Einbau von Baustoffen wie Beton, Mörtel, Nassestrich, Putz und Farben sind die Hauptursachen für Baufeuchte. Um die relative Luftfeuchtigkeit zu verringern und Feuchteschäden zu vermeiden ist es entscheidend während der Bauphase und in den ersten Heizperioden ausreichend zu lüften. Darüber hinaus sollte schon bei der Wahl der Baustoffe auf einen geringen Feuchtigkeitsgehalt geachtet werden (z.B. durch den Einsatz von Dünnbettmörtel, Trockenestrich).

Eine Feuchtebelastung innerhalb einer Wärmedämmkonstruktion, z. B. im Dach, kann verschiedene Ursachen haben. Zum Beispiel kann durch eine undichte Dachhaut Wasser eindringen (Anschlusspunkte, Nahtstellen, Unwetter, Nagetiere). Dies können große Mengen Feuchtigkeit sein, bei denen das Wasser in den bewohnten Raum tropft. Geringe Leckagen können zu einer schleichenden Auffeuchtung führen. Diese ist oft begleitet durch Schimmelbefall der in der Konstruktion enthaltenen Materialien. Eine Belastung der Konstruktion durch Feuchtigkeit kann aber auch von innen erfolgen durch:

Vorhersehbare Feuchtebelastung
Unvorhergesehene Feuchtebelastung


Die Wege der Feuchte

Wärmedämmkonstruktionen müssen vor Feuchtigkeitsbelastung durch die warme Innenraumluft geschützt werden. Diese Aufgabe erfüllen Dampfbrems- und Luftdichtungsbahnen.

Diffusion

Hinweis

Eine Dampfbremse mit einem sd-Wert von 2,3 m lässt im Winter nach DIN 4108-3 pro Tag ca. 5 g Feuchtigkeit pro Quadratmeter in die Konstruktion eindringen.

Diffusion erfolgt planmäßig

Diffusion erfolgt planmäßig
Die Diffusion findet aufgrund der Druckdifferenz zwischen innen und außen statt. Dabei erfolgt der Austausch nicht über Fugen, sondern durch Feuchtigkeit durch eine monolithische, luftdichte Materialschicht. Die Diffusion richtet sich in der Regel im Winter von innen nach außen, im Sommer von außen nach innen. Der Feuchteeintrag in die Konstruktion hängt vom Diffusionswiderstand (µ-Wert) des Materials ab. Der Zeitraum mit warmen Außentemperaturen in Mitteleuropa ist länger, als der mit winterlichen Temperaturen, so dass mehr Feuchtigkeit aus der Konstruktion heraus trocknen kann.


Mehr zum Thema siehe: Diffusion

Flankendiffusion

Unvorhergesehen:
Feuchteeintrag über Bauteilflanken

Unvorhergesehen: Feuchteeintrag über Bauteilflanken
Feuchtigkeit wird über eine Bauteilflanke in die Wärmedämmung eingetragen. Das Flankenbauteil ist in der Regel luftdicht, weist aber einen geringeren sd-Wert als die Dampfbremse auf.

Beispiel: Einbindende, luftdicht verputzte Mauerwerkswand.
Sind außen diffusionsdichte Konstruktionen auf der Innenseite mit Dampfbremsen versehen, die keine oder nur geringe Rücktrocknung ermöglichen, droht die Auffeuchtung und damit ein Bauschaden auch bei luftdichter Ausführung.

Mehr zum Thema siehe: Flankendiffusion

Feuchte Baustoffe

Unvorhergesehen:
Feuchtigkeit aus Baustoffen

Unvorhergesehen: Feuchtigkeit aus Baustoffen
Zusammen mit den Baustoffen wird oft viel Wasser in die Konstruktion eingebaut. Ein Beispiel zeigt, um welche Mengen es sich dabei handeln kann. Bei einem Dach mit 6/22 Sparren, e=70 cm und einem Holzgewicht von 500 kg pro Kubikmeter entfallen ca. 10 kg Holz auf den lfm Sparren. Bei Trocknung des Holzes um nur 1 % werden demnach 100 g Wasser pro Quadratmeter frei, bei 10 % sind es 1000 g, bei 20 % 2000 g Wasser, die aus den Sparren heraustrocknen und in die anderen Teile der Konstruktion gelangen können.

Mehr zum Thema siehe: Einbaufeuchte

Konvektion

Unvorhergesehen:
Luftströmung (Konvektion)

Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion)
Bewegt sich Luft in Form einer Strömung, spricht man von Konvektion. Dies kann in Wärmedämmkonstruktionen erfolgen, wenn Fugen in der Dampfbremsebene vorhanden sind. Zwischen Innenraum- und Außenklima besteht bedingt durch den Temperaturunterschied auch ein Druckgefälle, das durch die Luftströmung nach Ausgleich strebt. Durch Konvektion können an einem Tag mehrere 100 g Feuchtigkeit in die Dämmung eingetragen werden und dort als Tauwasser ausfallen.


Mehr zum Thema siehe: Konvektion

Fazit

Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Studie[2]:

Die Gesamtmenge an Feuchtigkeit wird häufig unterschätzt.
Beim Massivbau kann durch die Neubaufeuchtigkeit eine erhebliche Feuchtigkeitsmenge hinzugefügt werden. Wenn sich dann auf der Innenseite eine diffusionsdichte Folie aus Polyethylen und außen eine Bitumendachbahn als Vordeckung befindet, kann es schnell zu einem Bauschaden kommen.

Die vielfältigen Möglichkeiten des Feuchteeintrags zeigen, dass im Baualltag die Feuchtebelastung einer Konstruktion nie auszuschließen ist. Wenn es darum geht schadens- und schimmelfrei zu bauen, ist die Erhöhung des Trocknungsvermögens eine wesentlich effektivere und sicherere Lösung, als sich darauf zu konzentrieren, möglichst wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangen zu lassen.

  • Feuchte kann auf vielfältige Weise in die Konstruktion eindringen. Feuchtebelastungen können nicht völlig ausgeschlossen werden.
  • Sind die Feuchtebelastungen zu hoch, entstehen Bauschäden.
  • Dampfbremsen sind sicherer als Dampfsperren. Dampfsperren mit hohen Diffusionswiderständen lassen kaum Rücktrocknung aus dem Bauteil nach innen zu und werden somit schnell zu Feuchtigkeitsfallen.
  • Entscheidend für die Bauschadensfreiheit einer Konstruktion: hohe Trocknungsreserven.


Intelligentes Feuchtemanagement - Sicherheitsformel:
Trocknungsvermögen > Feuchtebelastung -> Bauschadensfreiheit

Nur wenn das Trocknungsvermögen kleiner ist als die Feuchtebelastung, kann ein Bauschaden entstehen.

„Je höher die Trocknungsreserve einer Konstruktion ist, umso höher kann die unvorhergesehene Feuchtebelastung sein und trotzdem bleibt die Konstruktion bauschadensfrei.“
Konstruktionen, die außen diffusionsoffen sind, haben eine größere Trocknungsreserve als außenseitig diffusionsdichte Konstruktionen.


Beste Sicherheit

Bestes Mittel:
Intelligente Bahnen

Dampfbremsbahnen mit einem feuchtevariablen Diffusionswiderstand bieten der Konstruktion den besten Schutz gegen Tauwasserschäden.


Einzelnachweise