Biokraftstoff

Aus Wissen Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Biokraftstoff

Allgemein

Zu den Biokraftstoffen zählen reines Pflanzenöl und Biodiesel (beide ersetzen Diesel) und Bioethanol (ersetzt Ottokraftstoff). Diese Kraftstoffe werden auch als die erste Biokraftstoff-Generation bezeichnet, die bereits am Markt verbreitet ist und maßgeblich zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen im Verkehrsbereich beiträgt. Zur zweiten Generation zählen Biomass-to-Liquid (BtL, synthetischer Biokraftstoff; kann Diesel und Ottokraftstoff ersetzen) und Methan aus aufbereitetem Biogas (Biomethan; ist erdgasgleich und kann in Erdgasfahrzeugen eingesetzt werden). Auch Ethanol aus Lignocellulose zählt zur 2. Biokraftstoffgeneration. Diese noch nicht oder wie Biomethan nur sehr eingeschränkt am Markt verfügbaren Biokraftstoffe versprechen einige Vorteile hinsichtlich Flächeneffizienz, technischen Anforderungen und sauberer Verbrennung.

Statistik

Kraftstoffverbrauch Deutschland 2012
(Quelle: BAFA, erdgas mobil, DVFG, BMF, FNR (2013))

In 2012 wurden Deutschland 53 Mio. Tonnen Kraftstoff verbraucht. Neben Dieselkraftstoff mit 59,5% und Ottokraftstoff mit 33,3% lag der Anteil biogener Kraftstoffe bei 3,8 Mio. t bzw. 5,7 Prozent - bezogen auf den Energiegehalt.

Biodiesel bleibt mit 2,5 Mio. Tonnen der wichtigste Biokraftstoff in Deutschland. Er wird als Reinkraftstoff und vor allem über die Beimischung zu normalem Diesel genutzt. Pflanzenölkraftstoff fand ausschließlich als Reinkraftstoff in angepassten Motoren Verwendung, während Bioethanol nahezu vollständig über die Beimischung zu Ottokraftstoff vertrieben wurde. Der Bioethanolabsatz in Deutschland stieg in 2012 auf über 1,3 Mio. t.

Neben der Schonung fossiler Ressourcen spielt der ökologische Aspekt auch hier eine wichtige Rolle: Biotreibstoffe können einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass die vorgegebenen Ziele der CO2-Einsparung erreicht werden können. Im Jahr 2012 wurden durch die Nutzung von Biokraftstoffen fast 5 Mio. t CO2 -äq. eingespart.

Biokraftstoffe in Deutschland

Entwicklung Biokraftstoffe in Deutschland
(Quelle: BAFA, BMF, FNR (August 2013))
Biokraftstoffverbrauch in Deutschland 2012
(Quelle: BAFA, BMF, FNR (August 2013))

Den größten Marktanteil der in Deutschland verbrauchten Biokraftstoffe macht der meist aus Rapsöl hergestellte Biodiesel aus. Im Dieselkraftstoff „B 7“ ist er mit einem Anteil bis zu sieben Prozent enthalten. Neben der Beimischung wird Biodiesel in Nutzfahrzeugflotten als Reinkraftstoff (B100) verwendet.

Ein weiterer Rein-Biokraftstoff ist Rapsölkraftstoff. In umgerüsteten Motoren ist er vor allem in der Land- und Forstwirtschaft eine Alternative.

In dem seit 2011 erhältlichen Super-Benzin „E 10“ sind bis zu zehn Prozent Bioethanol enthalten. Ethanol, das in Deutschland vor allem aus Getreide oder Zuckerrüben erzeugt wird, ist darüber hinaus Hauptkomponente des Kraftstoffs E85, einem Gemisch aus 85 % Ethanol und 15 % Ottokraftstoff. Dieser Kraftstoff kann in sogenannten Flexible Fuel Vehicles (FFV) verwendet werden.

Neben den heute verfügbaren flüssigen Biokraftstoffe kann Biomethan als gasförmige Alternative Erdgas als Kraftstoff ersetzen. Dafür wird das Biogas aus Energiepflanzen und landwirtschaftlichen Reststoffen auf Erdgasqualität aufbereitet. In dieser Form kann es an Tankstellen über das bestehende Erdgasnetz verfügbar gemacht werden.

Besondere Erwartungen werden auf Kraftstoffoptionen gesetzt, die die Biomasse noch effizienter nutzen. Vor allem Ethanol aus Lignozellulose und synthetische Biokraftstoffe, auch BtL-Kraftstoffe (Biomass-to-Liquid) genannt, könnten dazu erheblich beitragen. So setzt die Bundesregierung große Hoffnungen auf das bioliq-Konzept – ein Verfahren, mit dem synthetische Biokraftstoffe für Diesel- und Benzinmotoren erzeugt werden. Ihr Einsatz in Pkw, Lkw und Schiffsmotoren bis hin zum Flugzeugtriebwerk ist denkbar, sie verbrennen sehr sauber und verbinden das Potenzial hoher Flächenerträge mit einer breit einsetzbaren Rohstoffpalette inklusive organischer Reststoffe. Gelingt es, diese Potenziale in der Praxis zu erschließen, können BtL-Kraftstoffe wesentliche Beiträge zur künftigen Energieversorgung leisten.

Biokraftstoffe und Nachhaltigkeit

Allen in Deutschland, aber auch der EU abgesetzten Biokraftstoffen ist gemein, dass sie seit 2011 besondere Anforderungen im Bezug auf ihre nachhaltige Erzeugung erfüllen müssen. Über die Nachhaltigkeitsverordnung (BioKraft-NachV) sind Kriterien definiert, die sicherstellen, dass beim Biomasseanbau weltweit keine wertvollen Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere – wie Moore oder Regenwälder – verloren gehen. Zudem müssen Biokraftstoffe über die gesamte Wertschöpfungskette ab 2011 mindestens 35 Prozent Treibhausgase gegenüber fossilen Kraftstoffen einsparen – eine positive Umweltwirkung ist somit gesetzlich vorgeschrieben. Diese Vorgaben erhöhen sich ab 2017 auf 50%. Neuanlagen, die ab 2016 in Betrieb gegangen müssen ab dem Jahr 2018 sogar eine THG-Einsparung von 60% erreichen.


Kraftstoffvergleich

Eigenschaften von Biokraftstoffen
Dichte
[kg/l]
Heizwert
[MJ/kg]
Heizwert
[MJ/l]
Viskosität
bei 20°C
[mm²/s]
Cetan-
zahl
Oktan-
zahl
(ROZ)
Flamm-
punkt
[°C]
Kraftstoff-
äquivalenz
[l]
Dieselkraftstoff 0,83 43,1 35,87 5,0 50 80 1
Rapsölkraftstoff 0,92 37,6 34,59 74,0 40 317 0,96
Biodiesel 0,88 37,1 32,65 7,5 56 120 0,91
Biomass-to-Liquid (BtL) 1) 0,76 43,9 33,45 4,0 > 70 88 0,97
Ottokraftstoff 0,74 43,9 32,48 0,6 92 < 21 1
Bioethanol 0,79 26,7 21,06 1,5 8 > 100 < 21 0,65
Ethyl-Tertiär-Butyl-Ether
(ETBE)
0,74 36,4 26,93 1,5 102 < 22 0,83
Biomethanol 0,79 19,7 15,56 3 > 110 0,48
Methyl-Tertiär-Butyl-Ether
(MTBE)
0,74 35,0 25,90 0,7 102 - 28 0,80
Dimetylether (DME) 0,67 2) 28,4 19,03 60 0,59
Biomethan 0,72 5) 50,0 36,00 3) 130 1,4 4)
Wasserstoff GH2 0,016 120,0 1,92 < 88 2,8

1) Werte auf Grundlage von FT-Kraftstoffen, 2) bei 20°C, 3) [MJ/m³], 4) Biomethan in [kg], 5) [kg/m³] - Quelle: FNR

TREIBHAUSGAS-EMISSIONEN

Einsparung von CO2-Emissionen 2008
durch Bioenergie gesamt 57,2 Mio. t CO2
durch Biokraftstoffe 8,33 Mio. t CO2
durch Strom aus flüssiger Biomasse 0,86 Mio. t CO2
durch Wärme aus flüssiger Biomasse 1,55 Mio. t CO2

Quelle: BMU/AGEE-Stat (Juni 2009)

RAHMENBEDINGUNGEN BIOKRAFTSTOFFE

Ziel 2010
In der Richtlinie 2003/30/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 8. Mai 2003 zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor ist folgendes Ziel definiert:
5,75 % aller Otto- und Dieselkraftstoffe sollen bis zum 31. Dezember 2010 Biokraftstoffe sein1)
EU-Ziel 2020
10 % erneuerbare Energien im Transportsektor
Deutschland-Ziel 2020
7% THG-Einsparung der 2020 in Verkehr gebrachten Kraftstoffe (Basis sind Referenzwerte für OK und DK, 7% THG-Reduktion entspricht einem Biokraftstoffanteil von 10 – 12%)


Für beigemischte und auf die Quote angerechnete Biokraftstoffe gibt es keine Steuerentlastung:

  • Energiesteuer Dieselkraftstoff: 47,04 Cent/l
  • Energiesteuer Ottokraftstoff: 65,45 Cent/l
Energiesteuergesetz (EnergieStG)
Jahr Biodiesel Pflanzenöl
(Energiesteuer in Cent/l)
Aug. 2006 9,00 0,00
2007 9,00 2,15
2008 14,88 9,85
2009 18,29 18,25
2010 24,50 26,33
2011 30,41 33,22
2012 42,22 45,03
2013 45,03 45,03
2014 45,03 45,03

Der Einsatz von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft ist steuerbefreit.

Besonders förderwürdige Biokraftstoffe
  • Ethanol mit einem Ethanolanteil von 70 – 90 %, z. B. E85 (steuerbegünstigt hinsichtlich des Ethanolanteils)
  • Biomethan als Reinkraftstoff (steuerbefreit bis 2015)
  • BtL und Ethanol aus Cellulose (steuerbefreit bis 2015)


Kraftstoffbedarfsprognose Deutschland 2003–2025

Kraftstoffbedarf: Entwicklung und Prognose 2003 - 2025 (Quelle: Mineralölwirtschaftsverband - Ölprognose 2006) (Quelle: FNR)

Dank effektiverer Technologien wird der Kraftstoffbedarf Deutschland in den nächsten Jahren merklich sinken. Vor allem bei Ottokraftstoffen wird sich das bemerkbar machen. Wurden 2003 noch 25.900 t Ottokraftstoff benötigt, werden es 2025 nur noch 13.600 t sein.



Quelle

dient Zeilenumbruch
Sie haben Anregungen und wollen bei dem WISSEN Wiki mitmachen? . ==> bitte hier lang