Flüchtige organische Verbindung: Unterschied zwischen den Versionen

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"Flüchtig" bedeutet, dass diese Stoffe wegen ihres niedrigen Siedepunktes bzw. hohen Dampfdrucks schnell verdampfen (verflüchtigen).
"Flüchtig" bedeutet, dass diese Stoffe wegen ihres niedrigen Siedepunktes bzw. hohen Dampfdrucks schnell verdampfen (verflüchtigen).


Gemäß Definition der [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) sind VOC Organische Substanzen mit einem Siedebereich von 50 bis 250°C. Zu den VOC zählen z.B. Verbindungen der Stoffgruppen [[Alkane]]/[[Alkene]], Aromaten, [[Terpene]], Halogenkohlenwasserstoffe, [[Ester]], [[Aldehyde]] und [[Ketone]].<br>
Gemäß Definition der [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) sind VOC Organische Substanzen mit einem Siedebereich von 60° bis 250° C. Zu den VOC zählen z.B. Verbindungen der Stoffgruppen [[Alkane]]/[[Alkene]], Aromaten, [[Terpene]], [[Halogenierte Verbindungen|Halogenkohlenwasserstoffe]], [[Ester]], [[Aldehyde]] und [[Ketone]].<br />
Vorkommen: in vielen Lösemitteln, Hölzern, Farben, Dichtmassen. <br>
Vorkommen: in vielen Lösemitteln, Hölzern, Farben, Dichtmassen. <br />
Dem Verbraucher auch bekannt als: Eau de Cologne, dem typischen "Neugeruch" bei Neuwagen und Wohnungseinrichtung, der süßliche Geruch von [[Polystyrol|Styropor]], überhaupt die Ausgasungen diverser Baustoffe, Teppich, Möbel, Kleber, Farbanstriche und Duftkerzen. Quasi alles Riechbare und mehr.<br/>  
Dem Verbraucher auch bekannt als: Eau de Cologne, dem typischen "Neugeruch" bei Neuwagen und Wohnungseinrichtung, der süßliche Geruch von [[Polystyrol|Styropor]], überhaupt die Ausgasungen diverser Baustoffe, Teppich, Möbel, Kleber, Farbanstriche und Duftkerzen. Quasi alles Riechbare und mehr.<br />  
Die Abklingzeit kann 10 Tage aber auch 3 Jahre dauern.  
Die Abklingzeit kann 10 Tage aber auch 3 Jahre dauern.  


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Das führte unter Anderem zur Erstellung der "Empfehlungen für Innenraumluft" durch das [[Umweltbundesamt]] (UBA). Bislang hat sie einen "empfehlenden" Charakter, findet aber zunehmende Beachtung im öffentlichen wie auch im privaten Bau. Städte wie München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Zürich legen bereits maximaler Emissionswerte als Vorgabe öffentlicher Bauausschreibungen bestimmter Gebäudearten (zB Kindergärten) fest. Die Überprüfung erfolgt regulär bei der Bauabnahme durch ein unabhängiges Prüfinstitut.
Das führte unter Anderem zur Erstellung der "Empfehlungen für Innenraumluft" durch das [[Umweltbundesamt]] (UBA). Bislang hat sie einen "empfehlenden" Charakter, findet aber zunehmende Beachtung im öffentlichen wie auch im privaten Bau. Städte wie München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Zürich legen bereits maximaler Emissionswerte als Vorgabe öffentlicher Bauausschreibungen bestimmter Gebäudearten (zB Kindergärten) fest. Die Überprüfung erfolgt regulär bei der Bauabnahme durch ein unabhängiges Prüfinstitut.


====Mögliche Emissionsquellen====
==== Mögliche Emissionsquellen ====
* Bauprodukte: [[Styrol]] (Styropor), [[Polyurethan]] (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben   
* Bauprodukte: [[Styrol]] (Styropor), [[Polyurethan]] (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben   
* Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel  
* Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel  
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{{{TabH1/2}}Tabelle 4: Häufig in Innenräumen gemessene VOC und deren Quellen; <sup>1)</sup> außer [[Formaldehyd]], der zur Gruppe der VVOC gehört
{{{TabH1/2}}Tabelle 4: Häufig in Innenräumen gemessene VOC und deren Quellen;  
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| width="200" | '''VOC und VOC-Gruppen''' || width="560" | '''Quellen'''
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| '''[[Aromatische Verbindungen|Naphthalin]]''' || Bitumenplatten, Teerkleber, Teerpappen, Mottenschutz
| '''[[Aromatische Verbindungen|Naphthalin]]''' || Bitumenplatten, Teerkleber, Teerpappen, Mottenschutz
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| '''[[Alkohole]]''' || Reiniger, Lösemittel, Abbauprodukte u.a. aus Weichmachern
| '''[[Alkohole]]''' || Reiniger, Lösemittel, Abbauprodukte u.a. aus [[Weichmacher]]n
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| '''[[Aldehyde]]''' <sup>1)</sup> || Küchendunst, Desinfektionsmittel, Alkydharzfarben, Ölfarben, Abbauprodukte aus Linoleum, Korkfußböden, Holzprodukte
| '''[[Aldehyde]]''' <sup>1)</sup> || Küchendunst, Desinfektionsmittel, Alkydharzfarben, Ölfarben, Abbauprodukte aus Linoleum, Korkfußböden, Holzprodukte
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| '''[[Ketone]]''' || Lösemittel (z. B. Methylethylketon), Stoffwechselprodukte, UV-gehärtete Lackoberflächen
| '''[[Ketone]]''' || Lösemittel (z. B. Methylethylketon), Stoffwechselprodukte, UV-gehärtete Lackoberflächen
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| '''[[Ester]]''' || Lösemittel, Weichmacher, Heizkostenverteiler (Metylbenzonat)
| '''[[Ester]]''' || Lösemittel, [[Weichmacher]], Heizkostenverteiler (Metylbenzonat)
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| '''[[Glykolether]]''' || Lösemittel in wasserlöslichen Farben und Lacken, Reiniger
| '''[[Glykolether]]''' || Lösemittel in wasserlöslichen Farben und Lacken, Reiniger
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| '''Sonstige Verbindungen''' || Bindemittel (Phenol), Desinfektionsmittel (Kresole), Dichtungsmassen (Butanonoxim)
| '''Sonstige Verbindungen''' || Bindemittel (Phenol), Desinfektionsmittel (Kresole), Dichtungsmassen (Butanonoxim)
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<sup>1)</sup> außer [[Formaldehyd]], der zur Gruppe der VVOC gehört
Weitere der Gruppe zugehöriger Stoffe: <br />
Weitere der Gruppe zugehöriger Stoffe: <br />
- '''[[Siloxane]]''' <br />
- '''[[Siloxane]]''' <br />
- '''Stickstoff- und schwefelhaltige organische Verbindungen:''' <br />
- '''Stickstoff- und schwefelhaltige organische Verbindungen:''' <br />
Viele '''Amine''', '''Aniline''' und andere basische organische Verbindungen werden als Produkthilfsmittel eingesetzt. Sie sind in der Innenraumluft sehr selten nachweisbar und meist geruchlich auffällig. <br /> '''Dimethylformamid''' kann in geringen Mengen von Acrylgewebe in die Raumluft abgegeben werden, ebenso u. U. aus geformten kaschierten Kunststoffteilen. Schwefelhaltige organische Verbindungen werden z. B. als '''Odorierungsmittel''' (zur Wahrnehmbarkeit bei Gasaustritt) von Stadt- und Erdgas eingesetzt.
Viele '''Amine''', '''Aniline''' und andere basische organische Verbindungen werden als Produkthilfsmittel eingesetzt. Sie sind in der Innenraumluft sehr selten nachweisbar und meist geruchlich auffällig. <br />  
'''Dimethylformamid''' kann in geringen Mengen von Acrylgewebe in die Raumluft abgegeben werden, ebenso u. U. aus geformten kaschierten Kunststoffteilen. Schwefelhaltige organische Verbindungen werden z. B. als '''Odorierungsmittel''' (zur Wahrnehmbarkeit bei Gasaustritt) von Stadt- und Erdgas eingesetzt. <ref name="Q1" />


''Quelle Tabelle 4 und nachfolgenden Absatz: [http://www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/doc/2663.php Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden] ''


====Gesundheitliche Wirkung====
====Gesundheitliche Wirkung====
Zu den Möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zählen unter Anderem: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Leistungsfähigkeit, Infektionsanfälligkeit, Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, bleibende Gesundheitsschäden, Irritationen von Augen, Nase, Rachen, Nasenlaufen, Augentränen, trockene Schleimhäute, trockene Haut, Juckreiz. (Quelle: Pluschke, 1996)
Zu den Möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zählen unter Anderem: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Leistungsfähigkeit, Infektionsanfälligkeit, Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, bleibende Gesundheitsschäden, Irritationen von Augen, Nase, Rachen, Nasenlaufen, Augentränen, trockene Schleimhäute, trockene Haut, Juckreiz. <ref name="Q2" />
   
   
Die Toxizität (Giftigkeit) von VOCs ist sehr unterschiedlich. Benzol gilt beispielsweise als krebserregend. Andere VOCs gelten als gesundheitlich irritativ oder erzeugen allergene Wirkungen. Studien des Helmholtz-Institutes Leipzig UFZ belegen eine hohe Anfälligkeit von Säuglingen und Kleinkindern auf VOCs in Innenräumen allgemein mit entsprechenden Langzeitfolgen. Für die meisten VOCs fehlen bislang wissenschaftlich detaillierte und fundierte Erkenntnisse zur gesundheitlichen Wirkung.  
Die Toxizität (Giftigkeit) von VOCs ist sehr unterschiedlich. Benzol gilt beispielsweise als krebserregend. Andere VOCs gelten als gesundheitlich irritativ oder erzeugen allergene Wirkungen. Studien des [[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung|Helmholtz-Institutes Leipzig UFZ]] belegen eine hohe Anfälligkeit von Säuglingen und Kleinkindern auf VOCs in Innenräumen allgemein mit entsprechenden Langzeitfolgen. Für die meisten VOCs fehlen bislang wissenschaftlich detaillierte und fundierte Erkenntnisse zur gesundheitlichen Wirkung.  


Diverse VOCs natürlichen Ursprungs wie [[Terpene]] aus natürlichen Harzen, Naturölen, Naturfarben werden grundsätzlich als harmloser eingestuft. Jedoch in höherer Konzentration und/oder bei lang anhaltender Einwirkung können auch diese irritativ und allergen wirken. Bei Wenigen ist eine Toxizität nachgewiesen wie bei den Enantiomeren (+)-α-Pinen und (-)-α-Pinen.
Diverse VOCs natürlichen Ursprungs wie [[Terpene]] aus natürlichen Harzen, Naturölen, Naturfarben werden grundsätzlich als harmloser eingestuft. Jedoch in höherer Konzentration und/oder bei lang anhaltender Einwirkung können auch diese irritativ und allergen wirken. Bei Wenigen ist eine Toxizität nachgewiesen wie bei den Enantiomeren [[α-_und_β-Pinen|(+)-α-Pinen und (-)-α-Pinen]].
 
Andererseits wird einzelnen [[Terpene]]n bei entsprechender Dosierung eine positive Auswirkung nachgesagt, speziell bei Herzkreislauferkrankungen, aber auch nur dann, sofern keine Allergien vorliegen! <ref name="Q3" />


Andererseits wird einzelnen [[Terpene]]n bei entsprechender Dosierung eine positive Auswirkung nachgesagt, speziell bei Herzkreislauferkrankungen, aber auch nur dann, sofern keine Allergien vorliegen! <br/>
Siehe Endbericht: [http://www.zirbe.info/Anbieter/?download=Wohlbefinden_Endbericht.pdf "Zirbe fürs Wohlbefinden" - PDF 2,9 MB]


===TVOC===
===TVOC===
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[[Bild:Wohngesundheit UBA TVOC.jpg|thumb|right|300px|TVOC Empfehlung des Umweltbundesamtes]]
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'''TVOC''' - ''engl.: Total Volatile Organic Compounds'' <br/>
'''TVOC''' - ''engl.: Total Volatile Organic Compounds'' <br />
deutsch: '''Summe aller flüchtigen organische Verbindungen'''
deutsch: '''Summe aller flüchtigen organische Verbindungen'''


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'''SVOC''' ''engl.: Semi Volatile Organic compounds'' - deutsch: '''schwer flüchtige organische Verbindungen'''
'''SVOC''' ''engl.: Semi Volatile Organic compounds'' - deutsch: '''schwer flüchtige organische Verbindungen'''


SVOCs belasten die Innen[[raumluft]] primär langfristig und spielen unter anderem beim [[Fogging]]-Phänomen eine entscheidende Rolle. Die Ausgasung erfolgt weniger stark, dafür über einen längeren Zeitraum, oft über ein bis zwei Jahre und teilweise noch wesentlich länger. Zu diesen Verbindungen zählen u.a.: langkettige Alkane: Heptadecan bis Pentatriacontan (C17 bis C35) Fettalkohole: Tetradecanol, Hexadecanol, Octadecanol Fettsäuren: Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure Fettsäureester: Methylpalmitat, Methylstearat, Butylpalmitat, Cetylpalmitat, Stearylpalmitat Phthalsäureester: Dimethyl-, Dibutyl-, Diisobutyl-, Benzylbutyl-, Bis(2-ethylhexyl)- und Dioctylphthalat Glykolverbindungen Polyethylenglycole, Propylenglykol und sonstige: Adipate, Sebacate, Tri[[terpene]], Terephthalate, Squalen, Siloxaneoben.  
SVOCs belasten die Innen[[raumluft]] primär langfristig und spielen unter anderem beim [[Fogging]]-Phänomen eine entscheidende Rolle. Die Ausgasung erfolgt weniger stark, dafür über einen längeren Zeitraum, oft über ein bis zwei Jahre und teilweise noch wesentlich länger. Zu diesen Verbindungen zählen u.a.:  
* '''langkettige [[Alkane]]:''' Heptadecan bis Pentatriacontan (C17 bis C35)  
* '''Fettalkohole:''' Tetradecanol, Hexadecanol, Octadecanol  
* '''Fettsäuren:''' Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure  
* '''Fettsäureester:''' Methylpalmitat, Methylstearat, Butylpalmitat, Cetylpalmitat, Stearylpalmitat  
* '''Phthalsäureester:''' Dimethyl-, Dibutyl-, Diisobutyl-, Benzylbutyl-, Bis(2-ethylhexyl)- und Dioctylphthalat  
* '''Glykolverbindungen''' Polyethylenglycole, Propylenglykol  
* '''Sonstige''': Adipate, Sebacate, Tri[[terpene]], Terephthalate, Squalen, Siloxaneoben.  


Quellen für SVOC Emissionen können unter anderem sein:
Quellen für SVOC Emissionen können unter anderem sein:
* phosphororganische Flammschutzmittel aus vielen elektronischen Geräten
* phosphororganische [[Flammschutzmittel]] aus vielen elektronischen Geräten
* Phthalate (Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen)
* Phthalate ([[Weichmacher]] in zahlreichen Kunststoffen)
* Topfkonservierer und andere Biozide (Farben, Lacke, Kleber)
* Topfkonservierer und andere Biozide (Farben, Lacke, Kleber)
* Pyrethroide und andere Biozide (Holzschutz, Insektensprays, Teppiche)
* Pyrethroide und andere Biozide (Holzschutz, Insektensprays, Teppiche)
* Glykolverbindungen (manche davon reproduktionstoxisch) in zahlreichen Klebern und auch in vielen sogenannten und sogar „ausgezeichneten“ lösemittelfreien Farben
* Glykolverbindungen (manche davon reproduktionstoxisch) in zahlreichen Klebern und auch in vielen sogenannten und sogar „ausgezeichneten“ lösemittelfreien Farben


===MVOC===
===MVOC===
'''MVOC''' ''engl.: Microbial Volatile Organic Compounds'' - deutsch: '''mikrobiell produzierte flüchtige organische Verbindungen'''
'''MVOC''' ''engl.: Microbial Volatile Organic Compounds'' - deutsch: '''mikrobiell produzierte flüchtige organische Verbindungen'''


'''MVOC''' sind durch Mikroorganismen erzeugte flüchtige organische Verbindungen: Bei Auftreten von [[Schimmelpilz]]wachstum infolge von [[Feuchtigkeit]]sschäden in Innenräumen können flüchtige Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen, z. B. verschiedene [[Alkohole|Alkohol]]-, [[Aldehyde|Aldehyd]]- und [[Ketone|Ketonverbindungen]] in die Raumluft gelangen. Einige dieser mikrobiell produzierten flüchtigen Stoffe sind weitgehend spezifisch für Mikroorganismen, andere allerdings können auch von verschiedenen anderen Quellen stammen, wie einige [[Terpene]] oder aromatische Kohlenwasserstoffe, wie z. B. Toluol. Die Stoffe, die in erster Linie mikrobiellen Quellen zuzuordnen sind, werden MVOC genannt. Die MVOC kann man mit speziellen Verfahren in der Raumluft messen und als Indikatoren für die Gegenwart mikrobieller Schäden heranziehen. MVOC kommen in Innenräumen in der Regel in deutlich geringeren Konzentrationen (unter 1 μg/m³) vor als VOC. Sie können aber aufgrund ihrer geringen Geruchsschwelle zu Geruchswahrnehmungen führen. Besonders bei [[Schimmelpilz]]schäden,
'''MVOC''' sind durch Mikroorganismen erzeugte flüchtige organische Verbindungen: Bei Auftreten von [[Schimmelpilz]]wachstum infolge von [[Feuchtigkeit]]sschäden in Innenräumen können flüchtige Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen, z. B. verschiedene [[Alkohole|Alkohol]]-, [[Aldehyde|Aldehyd]]- und [[Ketone|Ketonverbindungen]] in die Raumluft gelangen. Einige dieser mikrobiell produzierten flüchtigen Stoffe sind weitgehend spezifisch für Mikroorganismen, andere allerdings können auch von verschiedenen anderen Quellen stammen, wie einige [[Terpene]] oder aromatische Kohlenwasserstoffe, wie z. B. Toluol. Die Stoffe, die in erster Linie mikrobiellen Quellen zuzuordnen sind, werden MVOC genannt. Die MVOC kann man mit speziellen Verfahren in der Raumluft messen und als Indikatoren für die Gegenwart mikrobieller Schäden heranziehen. MVOC kommen in Innenräumen in der Regel in deutlich geringeren Konzentrationen (unter 1 μg/m³) vor als VOC. Sie können aber aufgrund ihrer geringen Geruchsschwelle zu Geruchswahrnehmungen führen. Besonders bei [[Schimmelpilz]]schäden, die nicht gleich mit dem bloßen Auge erkennbar sind, können MVOC-Messungen bei der Erfassung des Schadens hilfreich sein.
die nicht gleich mit dem bloßen Auge erkennbar sind, können MVOC-Messungen bei der Erfassung des Schadens hilfreich sein.


Gesundheitliche Risiken sind von einer Belastung mit MVOC nicht ableitbar. Die Indikatorwirkung der MVOC steht im Vordergrund des Interesses und auffällige Messbefunde sollten ausschließlich als Anlass für eine sorgfältige
Gesundheitliche Risiken sind von einer Belastung mit MVOC nicht ableitbar. Die Indikatorwirkung der MVOC steht im Vordergrund des Interesses und auffällige Messbefunde sollten ausschließlich als Anlass für eine sorgfältige Suche nach versteckten mikrobiellen Quellen gesehen werden.
Suche nach versteckten mikrobiellen Quellen gesehen werden.


===OVOC===
===OVOC===
'''OVOC''' ''engl.: Odour Active Volatile Organic Compounds'' - deutsch: '''geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen'''
'''OVOC''' ''engl.: Odour Active Volatile Organic Compounds'' - deutsch: '''geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen'''


Die meisten flüchtigen organischen Verbindungen werden in den üblichen, niedrigen Innenraumluftkonzentrationen geruchlich nicht wahrgenommen. Geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen, die auch in sehr niedrigen Konzentrationen und dadurch bedingt unter Umständen auch über längere Zeit eine geruchliche Wahrnehmung auslösen, bezeichnet man als Geruchsstoffe. Sie haben ein Molekulargewicht unter 300 g/mol, einen relativ niedrigen Siedepunkt und gehen leicht in die Gasphase über. Häufig enthalten sie polare funktionale Gruppen wie Hydroxy- oder Carbonylgruppen oder Heteroatome wie Schwefel oder Stickstoff. In den vorangegangenen Absätzen wurden bereits einige Beispiele geruchsaktiver flüchtiger organischer Verbindungen
Die meisten flüchtigen organischen Verbindungen werden in den üblichen, niedrigen Innenraumluftkonzentrationen geruchlich nicht wahrgenommen. Geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen, die auch in sehr niedrigen Konzentrationen und dadurch bedingt unter Umständen auch über längere Zeit eine geruchliche Wahrnehmung auslösen, bezeichnet man als Geruchsstoffe. Sie haben ein Molekulargewicht unter 300 g/mol, einen relativ niedrigen Siedepunkt und gehen leicht in die Gasphase über. Häufig enthalten sie polare funktionale Gruppen wie Hydroxy- oder Carbonylgruppen oder Heteroatome wie Schwefel oder Stickstoff. In den vorangegangenen Absätzen wurden bereits einige Beispiele geruchsaktiver flüchtiger organischer Verbindungen genannt, wie [[Terpene]], 2-Ethylhexanol, [[Aldehyde]], [[Ketone]], [[Ester]], [[Halogenierte Verbindungen|halogen-]], stickstoff- oder schwefelhaltige organische Verbindungen sowie einige MVOC. Eine Verbindung neuerer Art ist das Butanonoxim, dass z. B. bei der Aushärtung von Dichtungsmassen in die Raumluft abgegeben werden kann. Geruchsstoffe stellen eine große analytische Herausforderung dar, da sie bereits in Konzentrationen weit unterhalb der üblichen Bestimmungsgrenze von 1 μg/m³ eine Geruchswahrnehmung auslösen können und man mit routinemäßigen VOC-Messungen Geruchsstoffe oft nicht erfasst. <ref name="Q4" />
genannt, wie [[Terpene]], 2-Ethylhexanol, [[Aldehyde]], [[Ketone]], [[Ester]], halogen-, stickstoff- oder schwefelhaltige organische Verbindungen sowie einige MVOC. Eine Verbindung neuerer Art ist das Butanonoxim, dass z. B. bei der Aushärtung von Dichtungsmassen in die Raumluft abgegeben werden kann. Geruchsstoffe stellen eine große analytische Herausforderung dar, da sie bereits in Konzentrationen weit unterhalb der üblichen Bestimmungsgrenze von 1 μg/m³ eine Geruchswahrnehmung auslösen können und man mit routinemäßigen VOC-Messungen Geruchsstoffe oft nicht erfasst.
 
''Quelle Absätze MVOC und OVOC: [http://www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/doc/2663.php Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]''


===Bauliche Umsetzung===
===Bauliche Umsetzung===
Das Forschungsprojekt des [[Sentinel-Haus Institut]]s Freiburg mit der Bundesstiftung Umwelt und Folgeprojekte belegen, dass es möglich ist VOC Konzentrationen, unabhängig von der Bauweise (Massiv oder [[Holzbau]]), unterhalb der UBA-Empfehlung von 1000 µg/m³ zu erstellen. Das [[Sentinel-Haus Institut]] bietet seither Baubeteiligten Schulungen und Projektbegleitungen für den Neubau und beim [[Sanieren]] an, diese Zielwerte zu erreichen.
Das Forschungsprojekt des [[Sentinel Haus Institut]]s Freiburg mit der [[Deutsche Bundesstiftung Umwelt|Bundesstiftung Umwelt]] und Folgeprojekte belegen, dass es möglich ist VOC Konzentrationen, unabhängig von der Bauweise (Massiv oder [[Holzbau]]), unterhalb der [[UBA]]-Empfehlung von 1000 µg/m³ zu erstellen. Das [[Sentinel Haus Institut]] bietet seither Baubeteiligten Schulungen und Projektbegleitungen für den Neubau und beim [[Sanieren]] an, diese Zielwerte zu erreichen.


===Übersicht===
===Übersicht===
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| semi volatile organic compounds
| semi volatile organic compounds
| schwer flüchtige org. Verbindungen
| schwer flüchtige org. Verbindungen
| Weichmacher
| [[Weichmacher]]
| > C17 (n-Hexadekan) - C22 (n-Docosan)
| > C17 (n-Hexadekan) - C22 (n-Docosan)
| align="right" |260° - 400°C
| align="right" |260° - 400°C
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|-   
|-   
| '''POM, [[PAK]]'''  
| '''POM, [[PAK]]'''  
| particulate organic matter, <br/>[[Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe]]
| particulate organic matter, <br />[[Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe]]
| staubgebundene org. Verbindungen
| staubgebundene org. Verbindungen
| aus Bitumen
| aus Bitumen
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<div style="clear: both; visibility: hidden;">dient Zeilenumbruch</div>
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===Literatur===
* Ökologisches Baustoff-Lexikon: Bauprodukte, Chemikalien, Schadstoffe, Ökologie, Innenraum - Autoren: Gerd Zwiener, Hildegund Mötzl
* Nachhaltiges Bauen mit "wohngesunden" Baustoffen - Autor: Josef Spritzendorfer
* Innenraumklima - Autoren: Reto Coutalides, Roland Ganz, Walter Sträuli
* [http://www.sentinel-haus.eu/fileadmin/downloads/pdf/Wissenschaft/Zusammenfassung_Raumschadstoffe_01.pdf Sentinel-Haus: Raumschadstoffe] PDF 800 KB
* [http://www.natureplus.org/uploads/media/natureplus_Fachpressedienst_08-06.pdf natureplus fordert besseren Schutz vor Formaldehyd] PDF 65 KB
* [http://www.toxcenter.de/stoff-infos/p/propiconazol.pdf Propiconazol] PDF 11 KB
* [http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/30455/innenraumbewertung2007.pdf/?command=downloadContent&filename=innenraumbewertung2007.pdf Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Referenz- und Richtwerten] PDF 740 KB
* [http://www.umweltbundesamt.de/bauprodukte/dokumente/AgBB-Bewertungsschema2008.pdf Umweltbundesamt: AgBB-Bewertungsschema 2008] PDF 235 KB


===Weblinks===
===[[Lösemittelfreiheit|Lösemittelfreie Produkte]]===
* [http://www.umweltbundesamt.de/bauprodukte/ Umweltbundesamt: Bauprodukte]
''Dieser Absatz wurde ausgelagert, siehe:'' [[Lösemittelfreiheit|Lösemittelfreie Produkte]]
* [http://www.akoeh.de/6_1_kriterien.php AKÖH Kriterien]  
 
* [http://www.sentinel-haus.eu Sentinel-Haus Institut]
 
===Auflistung relevanter VOCs nach AGÖF===
''Dieser Absatz wurde ausgelagert, siehe:'' [[CAS-Nummern]]
 
 
;Eine umfassende Entscheidungshilfe für die Bewertung von VOC Belastungen bieten Empfehlungen des [[Umweltbundesamt]]es,
siehe: [[AgBB]]
 
Beispiel: [http://www.natureplus.org/fileadmin/user_upload/_pdf/npg_liste.pdf Schema zur Bewertung von VOC-Emissionen aus Bauprodukten zur Auszeichnung mit dem Qualitätszeichen natureplus®]
 
 
 
 
==Einzelnachweise==
<references>
<ref name="Q1"> [[BMU]] - ''[http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-fuer-innenraumhygiene-in-schulgebaeuden Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]'', Tabelle 4 und folgende Absätze</ref>
<ref name="Q2"> Pluschke, 1996</ref>
<ref name="Q3"> www.zirbe.info: ''Zirbe fürs Wohlbefinden'' - Endbericht</ref>
<ref name="Q4"> [[BMU]] - ''[http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-fuer-innenraumhygiene-in-schulgebaeuden Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]'' - Absätze MVOC und OVOC</ref>
</references>
 
==Literatur==
* Bundesgesundheitsbl., B. Seifert, ''[http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/publikationen/ad-hoc/TVOC.pdf Richtwerte für die Innenraumluft: Die Beurteilung der Innenraumluftqualität mit Hilfe der Summe der flüchtigen organischen Verbindungen (TVOC-Wert)'']. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 42 (1999) S. 270-278 - PDF 151 KB
* Bundesgesundheitsbl., ''[http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/innenraumhygiene/innenraumluftkontaminationen.pdf Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Referenz- und Richtwerten]'', Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 50 (2007)· S. 990–1005 - PDF 740 KB
* [[Umweltbundesamt]], ''[http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-fuer-innenraumhygiene-in-schulgebaeuden Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden]'' - PDF 874 KB
* [[Umweltbundesamt]], ''[http://www.umweltbundesamt.de/produkte/bauprodukte/dokumente/agbb_bewertungsschema_2012.pdf AgBB-Bewertungsschema 2012]'' PDF 405 KB
* [[Umweltbundesamt]], ''[http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2199.pdf Schimmelpilz-Leitfaden]'' - PDF 500 KB
* [[Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner]] e.V., ''[http://www.dbu-online.de/fileadmin/grafiken/Sonstiges/Leitlinie_Langfassung_11_2011_Umweltmed.Praxis.pdf Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie]'', Berlin, 2011 - PDF 300 KB
* Gerd Zwiener, Hildegund Mötzl, ''Ökologisches Baustoff-Lexikon: Bauprodukte, Chemikalien, Schadstoffe, Ökologie, Innenraum''
* Josef Spritzendorfer, ''Nachhaltiges Bauen mit "wohngesunden" Baustoffen''
* [[Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung]] UFZ, ''[http://www.sentinel-haus.eu/fileadmin/downloads/pdf/Wissenschaft/ufz_ALLERGIE_neu2670.pdf Allergien im Kindesalter]'' - PDF 370 KB
* Reto Coutalides, Roland Ganz, Walter Sträuli, ''Innenraumklima''
* Erich Schöndorf, ''Von Menschen und Ratten. Über das Scheitern der Justiz im Holzschutzmittelskandal''
* [http://www.natureplus.org/uploads/media/natureplus_Fachpressedienst_08-06.pdf natureplus fordert besseren Schutz vor Formaldehyd] - PDF 65 KB
* Hans-Ulrich Hill, ''Chronisch krank durch Chemikalien'', Oktober 2012
* Hans-Ulrich Hill, ''Umweltschadstoffe und Neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns (Demenzkrankheiten)'', März 2012
* Gemeinschaftswerk des Sentinel Haus Partner- Netzwerkes, ''Mit Sicherheit gesund Bauen'', Dezember 2011
* toxcenter.de ''[http://www.toxcenter.de/stoff-infos/p/propiconazol.pdf  Propiconazol]'' - PDF 11 KB
 
== Weblinks ==
* [http://www.umweltbundesamt.de Umweltbundesamt]
* [http://www.natureplus.org/produkte/ natureplus: Produkte]
* [http://www.natureplus.org/produkte/ natureplus: Produkte]
* [http://www.tuv.com/de/toxproof_zertifikat.html TÜV: Toxproof Zertifikat]  
* [http://www.tuv.com/de/toxproof_zertifikat.html TÜV: Toxproof Zertifikat]
* [http://www.akoeh.de/6_1_kriterien.php AKÖH Kriterien]
* [http://www.baubook.info/oeg/ Österreich: Baubook - öffentliche Gebäude]
* [http://www.baubook.info/oeg/ Österreich: Baubook - öffentliche Gebäude]
* [http://www.enius.de/schadstoffe/voc.html enius: VOC]
* [http://www.enius.de/schadstoffe/voc.html enius: VOC]
* [http://www.agoef.de/agoef/oewerte/orientierungswerte.html AGÖF: Orientierungswerte]
* [http://www.agoef.de/agoef/oewerte/orientierungswerte.html AGÖF: Orientierungswerte]
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCchtige_organische_Verbindungen Wikipedia: VOC]


==Quellen==
==Quellen==
* [http://www.spritzendorfer.de Josef Spritzendorfer]  
* Josef Spritzendorfer, [[EGGBI]], ''[http://www.eggbi.eu/fileadmin/EGGBI/PDF/EGGBI_Zusammenfassung__Raumschadstoffe_VOC.pdf Zusammenfassung Raumschadstoffe VOC]'', PDF - Abgerufen April 2016
 
== Siehe auch ==
* [[Sentinel Haus Institut]]
 
 


{{Rechtshinweis}}
[[Kategorie:Wohngesundheit]][[Kategorie:Qualitätssicherung]][[Kategorie:Stoffkunde]][[Kategorie:Glossar]]
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Version vom 2. August 2016, 13:09 Uhr

Flüchtige organische Verbindung - VOC engl.: Volatile Organic Compound

"Flüchtig" bedeutet, dass diese Stoffe wegen ihres niedrigen Siedepunktes bzw. hohen Dampfdrucks schnell verdampfen (verflüchtigen).

Gemäß Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind VOC Organische Substanzen mit einem Siedebereich von 60° bis 250° C. Zu den VOC zählen z.B. Verbindungen der Stoffgruppen Alkane/Alkene, Aromaten, Terpene, Halogenkohlenwasserstoffe, Ester, Aldehyde und Ketone.
Vorkommen: in vielen Lösemitteln, Hölzern, Farben, Dichtmassen.
Dem Verbraucher auch bekannt als: Eau de Cologne, dem typischen "Neugeruch" bei Neuwagen und Wohnungseinrichtung, der süßliche Geruch von Styropor, überhaupt die Ausgasungen diverser Baustoffe, Teppich, Möbel, Kleber, Farbanstriche und Duftkerzen. Quasi alles Riechbare und mehr.
Die Abklingzeit kann 10 Tage aber auch 3 Jahre dauern.

Wohngift VOC

Allgemein wird eine massive Zunahme von Erkrankungen durch Schadstoffe in Wohnungen, Büros, Schulen, Kindergärten und Arbeitsplätzen registriert. Während die gesundheitlichen Risiken von Formaldehyd seit Langem bekannt sind, besteht noch Uneinigkeit in der Gesundheitsgefährdung zahlreicher VOCs. Seitens der Medizin wird das Belastungspotential durch VOCs zunehmend für die wachsende Zahl von Allergikern (über 25 % in Deutschland) erkannt und werden Allergiker bewusst auf das Minimierungsgebot von Emissionen bei der Auswahl von Wohnraum verwiesen.

Das führte unter Anderem zur Erstellung der "Empfehlungen für Innenraumluft" durch das Umweltbundesamt (UBA). Bislang hat sie einen "empfehlenden" Charakter, findet aber zunehmende Beachtung im öffentlichen wie auch im privaten Bau. Städte wie München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Zürich legen bereits maximaler Emissionswerte als Vorgabe öffentlicher Bauausschreibungen bestimmter Gebäudearten (zB Kindergärten) fest. Die Überprüfung erfolgt regulär bei der Bauabnahme durch ein unabhängiges Prüfinstitut.

Mögliche Emissionsquellen

  • Bauprodukte: Styrol (Styropor), Polyurethan (PU-Schaum), Holzschutzmittel, Hölzer, Tapeten, Farben
  • Einrichtungsgegenstände: lackierte und verleimte Möbel
  • Textilien
  • Haushalts- und Bürogeräte: Drucker, Kopierer
  • Verbrennungsprozesse: Tabakrauch, offener Kamin, Öfen, Kerzen, Kochen, Braten, Backen
  • Klebstoffe, Lösemittel, Hobby- und Bastelarbeiten
  • Wasch-, Putz-, Reinigungs-, Körperpflegemittel und Kosmetika
  • Schimmel und Personenausdünstung


Tabelle 4: Häufig in Innenräumen gemessene VOC und deren Quellen;
VOC und VOC-Gruppen Quellen
Alkane, Alkene und Cycloalkene Außenluft, Kfz-Verkehr, Kraftstoffe, Lösemittel („Solvent Naphta“) in Lacken, Harzen und Fleckentferner
Aromatische Verbindungen Kfz-Verkehr, Tabakrauch, Lösemittel, Teppichbodenrücken (z. B. Phenylcyclohexen), Hartschaumprodukte
Terpene Holz, Lösemittel, „Geruchsverbesserer“, Duftstoffzusatz
Naphthalin Bitumenplatten, Teerkleber, Teerpappen, Mottenschutz
Alkohole Reiniger, Lösemittel, Abbauprodukte u.a. aus Weichmachern
Aldehyde 1) Küchendunst, Desinfektionsmittel, Alkydharzfarben, Ölfarben, Abbauprodukte aus Linoleum, Korkfußböden, Holzprodukte
Ketone Lösemittel (z. B. Methylethylketon), Stoffwechselprodukte, UV-gehärtete Lackoberflächen
Ester Lösemittel, Weichmacher, Heizkostenverteiler (Metylbenzonat)
Glykolether Lösemittel in wasserlöslichen Farben und Lacken, Reiniger
Halogenierte Verbindungen Entfettung, Lösemittel, chemische Reinigung (Tetrachlorethen), Tippex (1.1.1-Trichlorethan), Toilettenstein (p-Dichlorbenzol)
Sonstige Verbindungen Bindemittel (Phenol), Desinfektionsmittel (Kresole), Dichtungsmassen (Butanonoxim)

1) außer Formaldehyd, der zur Gruppe der VVOC gehört


Weitere der Gruppe zugehöriger Stoffe:
- Siloxane
- Stickstoff- und schwefelhaltige organische Verbindungen:
Viele Amine, Aniline und andere basische organische Verbindungen werden als Produkthilfsmittel eingesetzt. Sie sind in der Innenraumluft sehr selten nachweisbar und meist geruchlich auffällig.
Dimethylformamid kann in geringen Mengen von Acrylgewebe in die Raumluft abgegeben werden, ebenso u. U. aus geformten kaschierten Kunststoffteilen. Schwefelhaltige organische Verbindungen werden z. B. als Odorierungsmittel (zur Wahrnehmbarkeit bei Gasaustritt) von Stadt- und Erdgas eingesetzt. [1]


Gesundheitliche Wirkung

Zu den Möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zählen unter Anderem: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Leistungsfähigkeit, Infektionsanfälligkeit, Geruchs- und Geschmackswahrnehmung, bleibende Gesundheitsschäden, Irritationen von Augen, Nase, Rachen, Nasenlaufen, Augentränen, trockene Schleimhäute, trockene Haut, Juckreiz. [2]

Die Toxizität (Giftigkeit) von VOCs ist sehr unterschiedlich. Benzol gilt beispielsweise als krebserregend. Andere VOCs gelten als gesundheitlich irritativ oder erzeugen allergene Wirkungen. Studien des Helmholtz-Institutes Leipzig UFZ belegen eine hohe Anfälligkeit von Säuglingen und Kleinkindern auf VOCs in Innenräumen allgemein mit entsprechenden Langzeitfolgen. Für die meisten VOCs fehlen bislang wissenschaftlich detaillierte und fundierte Erkenntnisse zur gesundheitlichen Wirkung.

Diverse VOCs natürlichen Ursprungs wie Terpene aus natürlichen Harzen, Naturölen, Naturfarben werden grundsätzlich als harmloser eingestuft. Jedoch in höherer Konzentration und/oder bei lang anhaltender Einwirkung können auch diese irritativ und allergen wirken. Bei Wenigen ist eine Toxizität nachgewiesen wie bei den Enantiomeren (+)-α-Pinen und (-)-α-Pinen.

Andererseits wird einzelnen Terpenen bei entsprechender Dosierung eine positive Auswirkung nachgesagt, speziell bei Herzkreislauferkrankungen, aber auch nur dann, sofern keine Allergien vorliegen! [3]


TVOC

TVOC Empfehlung des Umweltbundesamtes

TVOC - engl.: Total Volatile Organic Compounds
deutsch: Summe aller flüchtigen organische Verbindungen

In der Regel wird der VOC-Summenwert zur Raumluftbewertung herangezogen, für den es seit 2007 Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) bezüglich der Höchstwerte gibt. Dazu dienen die Methoden und Grenzwerte der Innenraumexperten Molhave und Seifert. Der Summenwert berücksichtigt nicht die unterschiedliche Toxizität beziehungsweise das irritative, allergene Potenzial der Einzelkomponenten, sondern orientiert sich an Erfahrungswerten bauüblicher Mischungsverhältnisse. Die pauschalisierende Betrachtung wird herangezogen, da wie beschrieben für viele VOCs die allgemein wissenschaftlich anerkannten Gefahrenwerte noch fehlen. Lediglich die Einhaltung der Grenzwerte einzelner, bekannt hochtoxischer Stoffe wie Benzol, werden in einer detaillierten Nachbetrachtung zusätzlich berücksichtigt.


SVOC

SVOC engl.: Semi Volatile Organic compounds - deutsch: schwer flüchtige organische Verbindungen

SVOCs belasten die Innenraumluft primär langfristig und spielen unter anderem beim Fogging-Phänomen eine entscheidende Rolle. Die Ausgasung erfolgt weniger stark, dafür über einen längeren Zeitraum, oft über ein bis zwei Jahre und teilweise noch wesentlich länger. Zu diesen Verbindungen zählen u.a.:

  • langkettige Alkane: Heptadecan bis Pentatriacontan (C17 bis C35)
  • Fettalkohole: Tetradecanol, Hexadecanol, Octadecanol
  • Fettsäuren: Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure
  • Fettsäureester: Methylpalmitat, Methylstearat, Butylpalmitat, Cetylpalmitat, Stearylpalmitat
  • Phthalsäureester: Dimethyl-, Dibutyl-, Diisobutyl-, Benzylbutyl-, Bis(2-ethylhexyl)- und Dioctylphthalat
  • Glykolverbindungen Polyethylenglycole, Propylenglykol
  • Sonstige: Adipate, Sebacate, Triterpene, Terephthalate, Squalen, Siloxaneoben.

Quellen für SVOC Emissionen können unter anderem sein:

  • phosphororganische Flammschutzmittel aus vielen elektronischen Geräten
  • Phthalate (Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen)
  • Topfkonservierer und andere Biozide (Farben, Lacke, Kleber)
  • Pyrethroide und andere Biozide (Holzschutz, Insektensprays, Teppiche)
  • Glykolverbindungen (manche davon reproduktionstoxisch) in zahlreichen Klebern und auch in vielen sogenannten und sogar „ausgezeichneten“ lösemittelfreien Farben


MVOC

MVOC engl.: Microbial Volatile Organic Compounds - deutsch: mikrobiell produzierte flüchtige organische Verbindungen

MVOC sind durch Mikroorganismen erzeugte flüchtige organische Verbindungen: Bei Auftreten von Schimmelpilzwachstum infolge von Feuchtigkeitsschäden in Innenräumen können flüchtige Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen, z. B. verschiedene Alkohol-, Aldehyd- und Ketonverbindungen in die Raumluft gelangen. Einige dieser mikrobiell produzierten flüchtigen Stoffe sind weitgehend spezifisch für Mikroorganismen, andere allerdings können auch von verschiedenen anderen Quellen stammen, wie einige Terpene oder aromatische Kohlenwasserstoffe, wie z. B. Toluol. Die Stoffe, die in erster Linie mikrobiellen Quellen zuzuordnen sind, werden MVOC genannt. Die MVOC kann man mit speziellen Verfahren in der Raumluft messen und als Indikatoren für die Gegenwart mikrobieller Schäden heranziehen. MVOC kommen in Innenräumen in der Regel in deutlich geringeren Konzentrationen (unter 1 μg/m³) vor als VOC. Sie können aber aufgrund ihrer geringen Geruchsschwelle zu Geruchswahrnehmungen führen. Besonders bei Schimmelpilzschäden, die nicht gleich mit dem bloßen Auge erkennbar sind, können MVOC-Messungen bei der Erfassung des Schadens hilfreich sein.

Gesundheitliche Risiken sind von einer Belastung mit MVOC nicht ableitbar. Die Indikatorwirkung der MVOC steht im Vordergrund des Interesses und auffällige Messbefunde sollten ausschließlich als Anlass für eine sorgfältige Suche nach versteckten mikrobiellen Quellen gesehen werden.

OVOC

OVOC engl.: Odour Active Volatile Organic Compounds - deutsch: geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen

Die meisten flüchtigen organischen Verbindungen werden in den üblichen, niedrigen Innenraumluftkonzentrationen geruchlich nicht wahrgenommen. Geruchsaktive flüchtige organische Verbindungen, die auch in sehr niedrigen Konzentrationen und dadurch bedingt unter Umständen auch über längere Zeit eine geruchliche Wahrnehmung auslösen, bezeichnet man als Geruchsstoffe. Sie haben ein Molekulargewicht unter 300 g/mol, einen relativ niedrigen Siedepunkt und gehen leicht in die Gasphase über. Häufig enthalten sie polare funktionale Gruppen wie Hydroxy- oder Carbonylgruppen oder Heteroatome wie Schwefel oder Stickstoff. In den vorangegangenen Absätzen wurden bereits einige Beispiele geruchsaktiver flüchtiger organischer Verbindungen genannt, wie Terpene, 2-Ethylhexanol, Aldehyde, Ketone, Ester, halogen-, stickstoff- oder schwefelhaltige organische Verbindungen sowie einige MVOC. Eine Verbindung neuerer Art ist das Butanonoxim, dass z. B. bei der Aushärtung von Dichtungsmassen in die Raumluft abgegeben werden kann. Geruchsstoffe stellen eine große analytische Herausforderung dar, da sie bereits in Konzentrationen weit unterhalb der üblichen Bestimmungsgrenze von 1 μg/m³ eine Geruchswahrnehmung auslösen können und man mit routinemäßigen VOC-Messungen Geruchsstoffe oft nicht erfasst. [4]

Bauliche Umsetzung

Das Forschungsprojekt des Sentinel Haus Instituts Freiburg mit der Bundesstiftung Umwelt und Folgeprojekte belegen, dass es möglich ist VOC Konzentrationen, unabhängig von der Bauweise (Massiv oder Holzbau), unterhalb der UBA-Empfehlung von 1000 µg/m³ zu erstellen. Das Sentinel Haus Institut bietet seither Baubeteiligten Schulungen und Projektbegleitungen für den Neubau und beim Sanieren an, diese Zielwerte zu erreichen.

Übersicht

Gemäß WHO werden flüchtige organische Verbindungen nach ihrem Siedepunkt und somit der resultierenden Flüchtigkeit eingeteilt:

Gruppe Beispiel Retentionsbereich Siede- bereich
VVOC very volatile organic compounds leicht flüchtige org. Verbindungen Formaldehyd, Aceton, Alkohol < C6 (n-Hexan) 50° - 100°C
VOC volatile organic compounds flüchtige organische Verbindungen div. Lösemittel, Eau de Cologne C7 - C16 60° - 260°C
SVOC semi volatile organic compounds schwer flüchtige org. Verbindungen Weichmacher > C17 (n-Hexadekan) - C22 (n-Docosan) 260° - 400°C
MVOC microbial volatile organic compounds biolog. flüchtige org. Verbindungen Stoffwechselprodukte zB von Schimmel - -
POM, PAK particulate organic matter,
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
staubgebundene org. Verbindungen aus Bitumen - > 380°C
dient Zeilenumbruch


Lösemittelfreie Produkte

Dieser Absatz wurde ausgelagert, siehe: Lösemittelfreie Produkte


Auflistung relevanter VOCs nach AGÖF

Dieser Absatz wurde ausgelagert, siehe: CAS-Nummern


Eine umfassende Entscheidungshilfe für die Bewertung von VOC Belastungen bieten Empfehlungen des Umweltbundesamtes,

siehe: AgBB

Beispiel: Schema zur Bewertung von VOC-Emissionen aus Bauprodukten zur Auszeichnung mit dem Qualitätszeichen natureplus®



Einzelnachweise

  1. BMU - Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden, Tabelle 4 und folgende Absätze
  2. Pluschke, 1996
  3. www.zirbe.info: Zirbe fürs Wohlbefinden - Endbericht
  4. BMU - Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden - Absätze MVOC und OVOC

Literatur

Weblinks

Quellen

Siehe auch


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