Flankendiffusion: Unterschied zwischen den Versionen

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Diskutiert wurde der Feuchteeintrag durch Flankendiffusion. Dabei dringt Feuchtigkeit über die Flanke des seitlichen Luftdichtungsanschlusses, hier ein porosiertes Ziegelmauerwerk, ins Dach ein. Der Feuchtestrom umgeht dadurch die [[PE]]-Folie. (siehe Abbildungen)
Diskutiert wurde der Feuchteeintrag durch Flankendiffusion. Dabei dringt Feuchtigkeit über die Flanke des seitlichen Luftdichtungsanschlusses, hier ein porosiertes Ziegelmauerwerk, ins Dach ein. Der Feuchtestrom umgeht dadurch die [[PE]]-Folie. (siehe Abbildungen)


Unter Bauphysikern wurde der Sachverhalt zu Beginn kontrovers diskutiert, bis Künzel <ref>H.M. Künzel; ''Tauwasserschäden
Unter Bauphysikern wurde der Sachverhalt zu Beginn kontrovers diskutiert, bis Künzel <ref name="Qu_4" /> 1997 die Flankendiffusion mit Hilfe von Berechnungen des zweidimensionalen Wärme- und Feuchtetransports mit [[WUFI|WUFI 2D]] <ref name="Qu_5" /> rechnerisch nachwies.
im Dach aufgrund von Diffusion durch angrenzendes Mauerwerk''; wksb 41/1996; Heft 37, Seite 34 – 36</ref> 1997 die Flankendiffusion mit Hilfe von Berechnungen des zweidimensionalen Wärme- und Feuchtetransports mit [[WUFI]] 2D <ref>WUFI 2D 2.1 (Wärme- und Feuchte instationär); PC-Programm zur Berechnung des gekoppelten 2-dimensionalen Wärme- und Feuchtetransports in Bauteilen; [[Fraunhofer Gesellschaft|Fraunhofer-Institut für Bauphysik]]; Infos unter www.wufi.de oder siehe [[WUFI]]</ref> rechnerisch nachwies.


Nach der Berechnung erhöhte sich die Holzfeuchtigkeit über dem Ziegelmauerwerk bereits nach einem Jahr auf ca. 20 % und damit bereits über die [[schimmel]]kritische Grenze, nach 3 Jahren stieg sie auf 40 % und nach 5 Jahren auf 50 %.
Nach der Berechnung erhöhte sich die Holzfeuchtigkeit über dem Ziegelmauerwerk bereits nach einem Jahr auf ca. 20 % und damit bereits über die [[schimmel]]kritische Grenze, nach 3 Jahren stieg sie auf 40 % und nach 5 Jahren auf 50 %.
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===Flankendiffusion - Studie===
{|align="right" style="margin: 0 0 0 15px;"
|[[Bild:BPhys_GD_2Studie_26_komstruktionsaufbau.jpg|left|thumb|200px|Konstruktionsaufbau:
Einbindende Wand]]
|}
Für die Ermittlung des Einflusses des Feuchteeintrages über Bauteilflanken wird der Anschluss einer einbindenden Außenwand an eine Wärmedämmkonstruktion betrachtet. Die Konstruktion verfügt auf der Außenseite im [[Unterdach]]bereich über eine diffusionsdichte Bitumendachbahn.


Mauerwerk hat einen geringeren Diffusionswiderstand als die Dampfbrems- und Luftdichtungsebene der angrenzenden Holzbaukonstruktion. Dadurch ist es möglich, dass die Diffusion von Feuchtigkeit über diese Flanke in die Wärmedämmkonstruktion erfolgt.
Für dieses Beispiel wird eine Neubausituation gewählt. Das Mauerwerk und die Putzschicht verfügen über einen dann üblichen Feuchtegehalt von 30 kg/m³. Der faserförmige Wärmedämmstoff ist trocken eingebaut, die rel. Holzfeuchtigkeit der Dachschalung liegt bei 15 %.
Als Dampfbrems- und Luftdichtungsebenen wird bei einer Konstruktion eine diffusionshemmende [[PE]]-Folie ([[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] 50 m) eingesetzt, bei einer zweiten Konstruktion die [[Feuchtevariabilität|feuchtevariable]] pro clima [[INTELLO]] ([[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]] 0,25 bis über 10 m).
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====Ergebnisse der 2-dimensionalen Simulationsberechnung====
{|align="right" style="margin: 0 0 0 15px;"
|'''Feuchteerhöhung mit einer <br /> [[PE]]-Folie >>> <br /> Auffeuchtung = [[Bauschaden]]'''
|-
|'''Feuchtereduzierung mit der <br /> [[INTELLO]] >>> <br /> Austrocknung = Bauschadensfreiheit'''
|-
|[[Bild:BPhys_GD_2Studie_27_Flankendiffusion.jpg|left|thumb|200px|]]
|-
|style="background:#CD071E; border: 2px solid #CD071E; -moz-border-radius:10px 10px 10px 10px; -khtml-border-radius:10px; color: #FFF;" |'''Ansteigender Feuchtegehalt im <br /> Bauteil mit [[PE]]-Folie <br /> s<sub>d</sub>-Wert = 50 m konstant'''
|-
|style="background:#CCD200; border: 2px solid #CCD200; -moz-border-radius:10px 10px 10px 10px; -khtml-border-radius:10px; color: #FFF;" |'''Abnehmender Feuchtegehalt im <br /> Bauteil mit pro clima [[INTELLO]] <br /> s<sub>d</sub>-Wert = <br /> 0,25 bis > 10 m [[Feuchtevariabilität|feuchtevariabel]]'''
|}
Wird eine derartige Konstruktion mit dem 2-dimensionalen Berechnungsverfahren für Wärme- und Feuchteströme, welches in [[WUFI|WUFI 2D]] <ref name="Qu_5" /> implementiert ist, berechnet, kommt es zu folgendem Ergebnis: (s. Abbildung rechts)
Nach einem jahreszeitlich bedingten Anstieg des Feuchtegehaltes in beiden Konstruktionen befinden sich beide auf einem annähernd gleich hohen Niveau.
Bei der Variante mit der [[PE]]-Folie als Luftdichtungs- und Dampfbremsebene ist über den betrachteten Zeitraum von 4 Jahren in jedem Jahr eine deutliche Steigerung des Gesamtwassergehaltes zu beobachten (roter Graph). In dieser Konstruktion kommt es zu einer Akkumulation von Feuchtigkeit in den verwendeten Baustoffen, da keine Rücktrocknung durch die [[PE]]-Folie in Richtung Innenraum möglich ist.
Die Folge: [[Schimmel]]bildung auf dem Holz bzw. beginnende Verrottung.
Bei der Konstruktion mit der Hochleistungs-Dampfbremse [[INTELLO]] kann die enthaltende Feuchtigkeit nach innen entweichen. Das Bauteil ist vor Feuchtigkeitsansammlung geschützt – diese wird zügig in den Innenraum abgegeben (grüner Graph). Dadurch sinkt der Feuchtegehalt stetig über den Betrachtungszeitraum von 4 Jahren.
Die Konstruktionen mit [[INTELLO]] und [[DB+]] verfügen über eine hohes [[Bauschadensfreiheitspotential]].
====Schlussfolgerung bei Flankendiffusion====
Feuchteeinträge durch Flankendiffusion bei einer in die Wärmedämmkonstruktion einbindenden Innenwand, wie von Ruhe <ref name="Qu_1" />, Klopfer <ref name="Qu_2" />, <ref name="Qu_3" /> und Künzel<ref name="Qu_4" /> beschrieben, können durch [[INTELLO]] und [[DB+]] wieder aus dem Bauteil entweichen.




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===Einzelnachweise===
==Einzelnachweise==
<references>
<references>
<ref name="Qu_1">DAB 1995; Heft 8, Seite 1479</ref>
<ref name="Qu_1">DAB 1995; Heft 8, Seite 1479</ref>
<ref name="Qu_2">Klopfer, Heinz; ''Bauschäden-Sammlung'',Band 11, Günter Zimmermann (Hrsg.), Stuttgart: [[Fraunhofer Gesellschaft|Fraunhofer IRB Verlag]], 1997</ref>
<ref name="Qu_2">Klopfer, Heinz; ''Bauschäden-Sammlung'',Band 11, Günter Zimmermann (Hrsg.), Stuttgart: [[Fraunhofer Gesellschaft|Fraunhofer IRB Verlag]], 1997</ref>
<ref name="Qu_3">Klopfer, Heinz; ARCONIS: ''Wissen zum Planen und Bauen und zum Baumarkt:  Flankenübertragung bei der Wasserdampfdiffusion''; Heft 1/1997, Seite 8–10</ref>
<ref name="Qu_3">Klopfer, Heinz; ARCONIS: ''Wissen zum Planen und Bauen und zum Baumarkt:  Flankenübertragung bei der Wasserdampfdiffusion''; Heft 1/1997, Seite 8–10</ref>
<ref name="Qu_4">H.M. Künzel; ''Tauwasserschäden im Dach aufgrund von Diffusion durch angrenzendes Mauerwerk''; wksb 41/1996; Heft 37, Seite 34 – 36</ref>
<ref name="Qu_5">WUFI 2D 2.1 (Wärme- und Feuchteinstationär); ''PC-Programm zur Berechnung des gekoppelten 2-dimensionalen Wärme- und Feuchtetransports in Bauteilen''; [[Fraunhofer Gesellschaft|Fraunhofer-Institut für Bauphysik]]; Infos unter www.wufi.de oder [[WUFI]]</ref>
</references>
</references>




[[Kategorie:Bauphysik]][[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Bauphysik]][[Kategorie:Glossar]]