Holzfaserdämmstoff: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Behandlung zum vorbeugenden Brandschutz sowie gegen Schädlinge erfolgt mit Ammoniumsulfat oder Borsalz.
Die Behandlung zum vorbeugenden Brandschutz sowie gegen Schädlinge erfolgt mit Ammoniumsulfat oder Borsalz.


===Hinweise zur Verarbeitung===
=== Hinweise zur Verarbeitung ===
Bei Herstellung und Verarbeitung entstehen beim Schneiden und Sägen [[Feinstaub|Feinstäube]], welche
Bei Herstellung und Verarbeitung entstehen beim Schneiden und Sägen [[Feinstaub|Feinstäube]], welche
die Atemwege belasten können. Deshalb sind vorsorglich Atemschutzmaske und Absaugvorrichtungen zu empfehlen. Die imprägnierten Platten sollten nur im Außenbereich eingesetzt und verarbeitet werden. Beim Schneiden und Sägen sollte Spezialwerkzeug eingesetzt werden, damit die Verarbeitung möglichst mühelos und mit sauberen Schnittkanten erfolgen kann. Unbeschädigte Platten können nach Rückbau wieder eingesetzt werden.
die Atemwege belasten können. Deshalb sind vorsorglich Atemschutzmaske und Absaugvorrichtungen zu empfehlen. Die imprägnierten Platten sollten nur im Außenbereich eingesetzt und verarbeitet werden. Beim Schneiden und Sägen sollte Spezialwerkzeug eingesetzt werden, damit die Verarbeitung möglichst mühelos und mit sauberen Schnittkanten erfolgen kann. Unbeschädigte Platten können nach Rückbau wieder eingesetzt werden.


===Einsatzbereiche===
=== Einsatzbereiche ===
Die verschiedenen Produkte sind durch ihre Vielfalt am Bau nahezu universell einsetzbar. Es gibt flexible Dämmplatten für die [[Zwischensparrendämmung]] in [[Dach]], [[Wand]] und Decke, stabile und feuchtigkeitsabweisende (hydrophobiert, latexiert oder bituminiert) Dämmplatten zur flächigen Anwendung als [[Aufsparrendämmung|Aufsparren-]] und Fassadendämmung ([[Wärmedämmverbundsystem (Holzfaser)|Wärmedämmverbundsystem]] WDVS), unterschiedlich druckfeste Produkte als Trittschalldämmung für den Fußbodenbereich, Dämmplatten für Flächenheizsysteme in [[Wand]] und Fußboden, sowie wetterbeständige Fassadenplatten. Die Anwendungsgrenztemperatur liegt bei 110° C.
Die verschiedenen Produkte sind durch ihre Vielfalt am Bau nahezu universell einsetzbar. Es gibt flexible Dämmplatten für die [[Zwischensparrendämmung]] in [[Dach]], [[Wand]] und Decke, stabile und feuchtigkeitsabweisende (hydrophobiert, latexiert oder bituminiert) Dämmplatten zur flächigen Anwendung als [[Aufsparrendämmung|Aufsparren-]] und Fassadendämmung ([[Wärmedämmverbundsystem (Holzfaser)|Wärmedämmverbundsystem]] WDVS), unterschiedlich druckfeste Produkte als Trittschalldämmung für den Fußbodenbereich, Dämmplatten für Flächenheizsysteme in [[Wand]] und Fußboden, sowie wetterbeständige Fassadenplatten. Die Anwendungsgrenztemperatur liegt bei 110° C.


===Baubiologische Stellungnahme===
;Trittschall- und Wärmedämmung im Bodenbereich:
Die Holzfasern haben einen leicht abfedernden Effekt ohne in der Höhe nachzugeben. Das wirkt Gelenkproblemen entgegen. <ref name="Doser" />
 
;Wärmedämmung von Wänden innen und außen:
Diese können direkt verputzt werden. Hier verwendet man vorzugsweise festere und stabilere Platten mit ca. 250 kg/m³ Rohdichte. Weichere Dämmplatten mit etwas besserem Dämmwert sind zum Beispiel als Aufdachdämmung zu empfehlen. <br />
Bei der Dämmung von Außenfassaden bieten die Holzfasern den Vorteil der [[Dampfdurchlässigkeit]]. Wenn ein auf diesen Dämmstoff abgestimmter Putz verwendet wird (fast alle Holzfaseranbieter haben auch ein geprüftes und bauaufsichtlich zugelassenes Putzsystem im Angebot), kann man praktisch keine Probleme mit [[Baufeuchte|Feuchtigkeit]] und [[Schimmel]] bekommen. <br />
Im Innenbereich können Holzfaser-Dämmplatten auch mit [[Lehmputz]] kombiniert verwendet werden. Die Kombination der beiden altbewährten Baustoffe sorgt für einen Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich der Raumluft. Zusätzlich kann auch eine Wandheizung eingebracht werden, wobei Lehm die Strahlungswärme gleichmäßig verteilt. <ref name="Doser" />
 
=== Baubiologische Stellungnahme ===
Ein hervorragendes und vielseitig einsetzbares heimisches Produkt, [[diffusionsoffen]] und klimaregulierend mit guten [[Wärmedämmung|Wärmedämmeigenschaften]] sowie Schutz vor [[Sommerlicher Wärmeschutz|sommerlicher Hitze]] und guten Eigenschaften zur [[Schalldämmung]]. Im Brandfall entstehen ähnliche Produkte wie bei Verbrennung von Holz - [[CO2|CO<sub>2</sub>]], [[CO]], Wasser und additivabhängige Stoffe.
Ein hervorragendes und vielseitig einsetzbares heimisches Produkt, [[diffusionsoffen]] und klimaregulierend mit guten [[Wärmedämmung|Wärmedämmeigenschaften]] sowie Schutz vor [[Sommerlicher Wärmeschutz|sommerlicher Hitze]] und guten Eigenschaften zur [[Schalldämmung]]. Im Brandfall entstehen ähnliche Produkte wie bei Verbrennung von Holz - [[CO2|CO<sub>2</sub>]], [[CO]], Wasser und additivabhängige Stoffe.


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==== Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Trockenverfahren ====
==== Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Trockenverfahren ====
{{Anker|Trockenverfahren}}
{{Anker|Trockenverfahren}}
Zur Herstellung formstabiler und druckbelastbarer Dämmplatten im Trockenverfahren werden die Fasern unmittelbar nach dem Aufschlussprozess auf die für den Beleimungsprozess notwendige Restfeuchte getrocknet, und anschließend in einem Beleimungskanal oder -turm mit einem Bindemittel (meist [[PUR]]-Harzleim) beleimt oder Kunstofffasern verwendet. Die beleimten Fasern werden
Zur Herstellung formstabiler und druckbelastbarer Dämmplatten im Trockenverfahren werden die Fasern unmittelbar nach dem Aufschlussprozess auf die für den Beleimungsprozess notwendige Restfeuchte getrocknet, und anschließend in einem Beleimungskanal oder -turm mit einem Bindemittel (meist [[PUR]]-Harzleim) beleimt. Die beleimten Fasern werden ausgestreut, auf die gewünschte Plattendicke gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet.  
ausgestreut, auf die gewünschte Plattendicke gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet. Der Anteil der künstlichen Verbindungsstoffe beträgt je nach Hersteller ca. 4 - 12 %.<ref name="Doser" />


Bei der Herstellung flexibler Holzfaserdämmplatten werden die Fasern nach der Trocknung mit textilen Bindefasern verstärkt. Die Mischung wird über eine Formstraße zu einem endlosen Strang geformt. Bei der anschließenden Trocknung und Abkühlung kommt es zum partiellen Aufschmelzen und Vernetzen der Bindefasern. Die Verwendung von [[PUR]]-Harzleim
Bei der Herstellung flexibler Holzfaserdämmplatten werden die Fasern nach der Trocknung mit textilen Bindefasern verstärkt. Die Mischung wird über eine Formstraße zu einem endlosen Strang geformt. Bei der anschließenden Trocknung und Abkühlung kommt es zum partiellen Aufschmelzen und Vernetzen der Bindefasern. Die Verwendung von [[PUR]]-Harzleim ist hier nicht erforderlich.
ist hier nicht erforderlich.


'''Vorteil im Trockenverfahren:''' geringerer Energieverbrauch als im Nassverfahren, keine Begrenzung einschichtiger Platten auf 4 cm.<br />
'''Vorteil im Trockenverfahren:''' geringerer Energieverbrauch als im Nassverfahren, keine Begrenzung einschichtiger Platten auf 4 cm.<br />
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Eine Beigabe von Klebstoffen ist bei diesem Verfahren nicht mehr erforderlich. Bei einzelnen Produkten (z. B. [[Unterdeckplatte]]n) werden aber harz-, latex- oder bitumenhaltige Zusatzmittel eingesetzt, um beispielsweise die wasserabweisenden Eigenschaften zu verbessern. Die aufgeschlämmten Fasern werden zuerst in Bütten zwischengelagert und anschließend auf einer Formmaschine zu Faserkuchen geformt. Nach dem mechanischen Auspressen eines Großteils des Wassers wird der Faserkuchen auf Länge geschnitten bevor er in einem Trockenkanal bei Temperaturen zwischen 160 und 220° C getrocknet wird. Anschließend werden die Platten auf Format geschnitten (konfektioniert). Mit diesem Verfahren können Dämmplatten mit einer Stärke von bis zu 4 cm hergestellt werden. Für größere Dämmstärken müssen einzelne Schichten miteinander verleimt werden, z. B. unter Verwendung von Weißleim (Polyvinylacetat/Essigsäurevinylester) oder Wasserglas, oder pflanzlicher Stärke. <br />
Eine Beigabe von Klebstoffen ist bei diesem Verfahren nicht mehr erforderlich. Bei einzelnen Produkten (z. B. [[Unterdeckplatte]]n) werden aber harz-, latex- oder bitumenhaltige Zusatzmittel eingesetzt, um beispielsweise die wasserabweisenden Eigenschaften zu verbessern. Die aufgeschlämmten Fasern werden zuerst in Bütten zwischengelagert und anschließend auf einer Formmaschine zu Faserkuchen geformt. Nach dem mechanischen Auspressen eines Großteils des Wassers wird der Faserkuchen auf Länge geschnitten bevor er in einem Trockenkanal bei Temperaturen zwischen 160 und 220° C getrocknet wird. Anschließend werden die Platten auf Format geschnitten (konfektioniert). Mit diesem Verfahren können Dämmplatten mit einer Stärke von bis zu 4 cm hergestellt werden. Für größere Dämmstärken müssen einzelne Schichten miteinander verleimt werden, z. B. unter Verwendung von Weißleim (Polyvinylacetat/Essigsäurevinylester) oder Wasserglas, oder pflanzlicher Stärke. <br />
Weißleim kann ohne Lösemittel und Weichmacher hergestellt werden. Über Wasserglas (auch Hauptbestandteil umweltfreundlicher Silikatfarben) und pflanzlicher Stärke sind dem Verfasser bei sachgerechter Anwendung keine negativen Umweltauswirkungen bekannt.
Weißleim kann ohne Lösemittel und Weichmacher hergestellt werden. Über Wasserglas (auch Hauptbestandteil umweltfreundlicher Silikatfarben) und pflanzlicher Stärke sind dem Verfasser bei sachgerechter Anwendung keine negativen Umweltauswirkungen bekannt.
Platten für den Außenbereich müssen wasserabweisend sein und enthalten deshalb ca. 1-2% Paraffin. [[Unterdeckplatte]]n müssen besonders witterungsbeständig sein und werden daher mit Latex oder Bitumen vergütet.<ref name="Doser" />


'''Vorteil im Nassverfahren:''' keine Verwendung toxischer [[PUR]]-Bindemittel erforderlich, da die holzeigenen Bindemittel (Lignin) genutzt werden können. <br />
'''Vorteil im Nassverfahren:''' keine Verwendung toxischer [[PUR]]-Bindemittel erforderlich, da die holzeigenen Bindemittel (Lignin) genutzt werden können. <br />
'''Nachteil:''' Erhöhter Energieverbrauch. Schichtverleimung mit Vinylacetat, dieser Stoff ist in der [[MAK-Liste]] als krebsverdächtig eingestuft.
'''Nachteil:''' Erhöhter Energieverbrauch. Schichtverleimung mit Vinylacetat, dieser Stoff ist in der [[MAK-Liste]] als krebsverdächtig eingestuft.


==Quelle==
== Quelle ==
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/rgu/beratung_foerderung/bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2_pdf.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 37, 38, 49
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/rgu/beratung_foerderung/bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2_pdf.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 37, 38, 49 - ... mit Ergänzungen siehe: Einzelnachweise
 
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Doser"> Doser, ''Holzfaser - was ist das'' - [[Doser Holzfaser-Dämmsysteme GmbH]], 2013 </ref>
</references>


==Siehe auch==
==Siehe auch==