Luftwechselrate: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Luftwechselrate n<sub>50</sub> ===
=== Luftwechselrate n<sub>50</sub> ===
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{{{TabH1/2 r}} Vorgabewerte der [[Luftwechselrate|Luftwechselrate n<sub>50</sub>]] <br /> gemäß Regelwerke wie [[EnEV]], [[DIN 4108]]-7  
{{{TabH1/2 r}} Vorgabewerte der [[Luftwechselrate|Luftwechselrate n<sub>50</sub>]] <br /> gemäß Regelwerke wie [[EnEV]], [[DIN 4108]]-7  
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| ||align="right" | '''n<sub>50</sub>-Wert''' <br />[h<sup>-1</sup>]
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| Gebäude ohne raumlufttechnische Anlagen || align="right" | '''&le; 3,0'''
| Gebäude ohne raumlufttechnische Anlagen || align="right" | '''&le; 3,0'''
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| [[Passivhaus|Passivhäuser]], gemäß Empfehlung vom [[Passivhaus Institut]] || align="right" | '''&le; 0,6'''
| [[Passivhaus|Passivhäuser]], gemäß Empfehlung vom [[Passivhaus Institut]] || align="right" | '''&le; 0,6'''
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{{{TabH1/2 r}} Weitere Luftwechselraten - ohne künstliche Druckdifferenz:
| colspan="2" align="center" | '''Weitere Luftwechselraten - ohne künstliche Druckdifferenz: '''
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| raumhygienisch erforderliche Mindestanforderung || align="right" | ~ 0,3
|  width="380px"| raumhygienisch erforderliche Mindestanforderung || align="right"  width="56px" | ~ 0,3
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| valign="top" | Luftwechsel standardmäßig nach [[ENEV]]<sub>2009</sub><ref name="Qu_003" /> ||align="right" | 0,7  
| valign="top" | Luftwechsel standardmäßig nach [[ENEV]]<sub>2009</sub><ref name="Qu_003" /> ||align="right" | 0,7  
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| valign="top" | verbreitet gefundene Werte im Baubestand ||align="right" | > 10<br /> bis > 24  
| valign="top" | verbreitet gefundene Werte im Baubestand ||align="right" | > 10<br /> bis > 24  
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Die '''Luftwechselrate''' dient der Bestimmung von
Die '''Luftwechselrate''' dient der Bestimmung von
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Setzt man den Ventilatorvolumenstrom (kurz: '''Volumenstrom''') in das Verhältnis zum beheizten Gebäudevolumen, erhält man den so genannten n<sub>50</sub>-Wert. Er gibt an, wie oft das Luftvolumen bei 50 Pascal [Pa] Druckdifferenz innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird.<ref name="Qu_002" />
Setzt man den Ventilatorvolumenstrom (kurz: '''Volumenstrom''') in das Verhältnis zum beheizten Gebäudevolumen, erhält man den so genannten n<sub>50</sub>-Wert. Er gibt an, wie oft das Luftvolumen bei 50 Pascal [Pa] Druckdifferenz innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird.<ref name="Qu_002" />


=== Weitere Kenngrößen in diesem Zusammenhang ===
=== Weitere Kenngrößen ===
==== Leckagestrom w<sub>50</sub> ====
==== Leckagestrom w<sub>50</sub> ====
Man erhält den w<sub>50</sub>–Wert, wenn man den nach obigem Verfahren bei einer Druckdifferenz von 50 Pa ausgetauschten Volumenstrom zur Nettogrundfläche des Gebäudes in Beziehung setzt. Zum Berechnen der Nettogrundfläche (A<sub>F</sub>) wird die [[DIN 277]] „Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau“ herangezogen.
Man erhält den w<sub>50</sub>–Wert, wenn man den nach obigem Verfahren bei einer Druckdifferenz von 50 Pa ausgetauschten Volumenstrom zur Nettogrundfläche des Gebäudes in Beziehung setzt. Zum Berechnen der Nettogrundfläche (A<sub>F</sub>) wird die [[DIN 277]] „Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau“ herangezogen.
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==== Luftdurchlässigkeit der Hülle q<sub>50</sub> (auch w<sub>H50</sub>) ====
==== Luftdurchlässigkeit der Hülle q<sub>50</sub> (auch w<sub>H50</sub>) ====
Um den Kennwert q<sub>50</sub> zu gewinnen, wird der bei 50 Pa Druckdifferenz ausgetauschte Volumenstrom (Messverfahren siehe oben, n<sub>50</sub>-Wert) auf die Hüllfläche des Gebäudes (A<sub>E</sub>) bezogen (Innenmaß). Die Hüllfläche des untersuchten Gebäudebereichs setzt sich aus der Gesamtfläche aller Böden, Decken und Wände, die das Volumen umschließen, zusammen, einschließlich der Wände und Böden unter Erdniveau. In internationalen Normen wird die Hüllfläche zum Teil ohne Bodenflächen berechnet.
Um den Kennwert q<sub>50</sub> zu gewinnen, wird der bei 50 Pa Druckdifferenz ausgetauschte Volumenstrom (Messverfahren siehe oben, n<sub>50</sub>-Wert) auf die Hüllfläche des Gebäudes (A<sub>E</sub>) bezogen (Innenmaß). Die Hüllfläche des untersuchten Gebäudebereichs setzt sich aus der Gesamtfläche aller Böden, Decken und Wände, die das Volumen umschließen, zusammen, einschließlich der Wände und Böden unter Erdniveau. In internationalen Normen wird die Hüllfläche zum Teil ohne Bodenflächen berechnet.  


Da Leckagen sich stets in der Hüllfläche befinden, ist der Kennwert q<sub>50</sub> besonders hilfreich, wenn man die mittlere Qualität der Gebäudehülle beurteilen will.
Da Leckagen sich stets in der Hüllfläche befinden, ist der Kennwert q<sub>50</sub> besonders hilfreich, wenn man die mittlere Qualität der Gebäudehülle beurteilen will.
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In älteren Publikationen findet sich gelegentlich auch die Bezeichnung '''w<sub>H50</sub>'''.<ref name="Qu_002" />
In älteren Publikationen findet sich gelegentlich auch die Bezeichnung '''w<sub>H50</sub>'''.<ref name="Qu_002" />


Einheit: '''m³/m² x h'''  
Einheit: '''m³/m²·h'''  


Das Luftinfiltrationsmodell unterscheidet standardmäßig drei '''Luftdichtigkeitsklassen''' :  
Das Luftinfiltrationsmodell unterscheidet standardmäßig drei '''Luftdichtigkeitsklassen''' :  
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{| class="wikitable"
| width="65px"|  ||width="80px" align="center" | '''q<sub>50</sub>-Wert''' <br /> [m³/m² x h]|| valign="top" | '''Anwendung bei'''
| width="65px"|  ||width="80px" style="text-align:center" | '''q<sub>50</sub>-Wert''' <br /> <small>[m³/m²·h]</small>|| Anwendung bei
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|'''Klasse A''' || align="center" | 1 || vorelementierten Bauteilen bzw. bei geprüfter Luftdichtheit mit Leckageortung  
|'''Klasse A''' || style="text-align:center" | 1 || vorelementierten Bauteilen bzw. bei geprüfter Luftdichtheit mit Leckageortung  
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|'''Klasse B''' || align="center" | 3 || geprüfter Luftdichtheit
|'''Klasse B''' || style="text-align:center" | 3 || geprüfter Luftdichtheit
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|'''Klasse C''' || align="center" | 5 || Konstruktionen mit ungeprüfter Luftdichtheit
|'''Klasse C''' || style="text-align:center" | 5 || Konstruktionen mit ungeprüfter Luftdichtheit
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=== Wo spielen die Kenngrößen eine Rolle? ===
=== Wo spielen die Kenngrößen eine Rolle? ===
Messungen, die die obigen Kenngrößen zum Ergebnis haben, werden in Europa in der Regel nach EN 13829 durchgeführt. Die derzeit aktuellste Version dieser Norm in Deutschland ist die [[DIN EN 13829]] „Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden“ in der Ausgabe von Februar 2001.
Messungen, die die obigen Kenngrößen zum Ergebnis haben, werden in Europa in der Regel nach EN 13829 durchgeführt. Die derzeit aktuellste Version dieser Norm in Deutschland ist die [[DIN EN 13829]] „Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden“ in der Ausgabe von Februar 2001.


Die aktuelle Ausgabe der [[DIN 4108]]-7 vom Januar 2011 („Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden - Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie beispiele") stellt in Abschnitt 4 Anforderungen an die [[Luftdichtheit]]. Unter bestimmten Voraussetzungen verlangt auch die [[EnEV]], dass die in der Norm genannten Grenzwerte eingehalten werden.
Die Ausgabe der [[DIN 4108]]-7 vom Januar 2011 („Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden - Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden - Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie beispiele") stellt in Abschnitt 4 Anforderungen an die [[Luftdichtheit]]. Unter bestimmten Voraussetzungen verlangt auch die [[EnEV]], dass die in der Norm genannten Grenzwerte eingehalten werden.


Öffentliche Förderprogramme können von diesen Vorgaben abweichen – meist legen sie noch strengere Maßstäbe an. An die Luftdichtheit von [[Passivhaus|Passivhäuser]]n werden grundsätzlich höhere Anforderungen gestellt.<ref name="Qu_002" />
Öffentliche Förderprogramme können von diesen Vorgaben abweichen – meist legen sie noch strengere Maßstäbe an. An die Luftdichtheit von [[Passivhaus|Passivhäuser]]n werden grundsätzlich höhere Anforderungen gestellt.<ref name="Qu_002" />


=== Praktische Hinweise ===
{|align="right"
|[[Bild:BPhys GD q50 n50.jpg|right|thumb|360px|Vergleich der Kennwerte für die volumenbezogene Gebäudedichtheit (n<sub>50</sub>-Wert) und die hüllflächenbezogene Luftdurchlässigkeit (q<sub>50</sub>-Wert) in Abhängigkeit vom A/V-Verhältnis.]]
|}
Ein guter Vorschlag: Erforderliche Trocknungsreserve bei der statischen Diffusionsbilanz in Abhängigkeit von der Prüfung der Gebäudedichtheit.
{| class="wikitable" style="text-align:center"
| Luftdichtheits-<br />prüfung || Luftdurchlässigkeit <br />der Gebäudehülle (q<sub>50</sub>-Wert) || Jährliche Trocknungsreserve <br /> bei Diffusionsberechnung nach Glaser-Verfahren
|- style="background:#FF5726;"
| nein || > 5,0 [m³/(h·m²)] || ≥ 250 [g/m²]
|- style="background:#5EB243;"
| ja  || ≤ 3,0 [m³/(h·m²)] || ≥ 150 [g/m²]
|}


Eine gute Abschätzung zur Umrechnung bietet folgende Formel: q<sub>50</sub> = n<sub>50</sub>·(V<sub>innen</sub> / A<sub>Hülle,innen</sub>) <br />
Aufgrund der Definition von Hüllflächen und Volumina in DIN EN 13829 und EnEV ergibt sich für Einfamilienhäuser (A/V ca. 0,9 1/m]) in etwa eine Zahlenwertgleichheit von n<sub>50</sub> und q<sub>50</sub>-Wert, vgl. Abb. rechts. <ref name="Qu_004" />


== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Qu_002"> [[Ingenieurbüro n50|Ingenieurbüro n<sub>50</sub>]] </ref>
<ref name="Qu_002"> [[Ingenieurbüro n50|Ingenieurbüro n<sub>50</sub>]] </ref>
<ref name="Qu_003"> [http://www.kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Foerderprogramme/barrierefreie_Dokumente/Energieeffizient_Sanieren,_Anlage_151,_152,_430,_gueltig_ab_01.04.2012_.jsp kfw - Energieeffizient Sanieren, Anlage (151, 152, 430), gültig ab 01.04.2012] </ref>
<ref name="Qu_003"> [http://www.kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Foerderprogramme/barrierefreie_Dokumente/Energieeffizient_Sanieren,_Anlage_151,_152,_430,_gueltig_ab_01.04.2012_.jsp kfw - Energieeffizient Sanieren, Anlage (151, 152, 430), gültig ab 01.04.2012] </ref>
<ref name="Qu_004"> [[quadriga|''die neue quadriga'']] - Ausgabe 5/2011, S.20, Autor: Robert Borsch-Laaks, Sachverständiger für Bauphysik, Aachen </ref>
</references>
</references>