Mineralfaser: Unterschied zwischen den Versionen

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! colspan="3" |Mineralfaser (Glaswolle/Steinwolle)
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| width="200" | [[Wärmeleitfähigkeit]] λ [W/(mK)]:  
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| rowspan="5" width="200" | [[Bild:Daemm_mifa.jpg|200px|Mineralfaser]]
| rowspan="4" width="200" | [[Bild:Daemm_mifa.jpg|200px|Mineralfaser]]
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|[[Dampfdiffusionswiderstand]] μ :  
|[[Dampfdiffusionswiderstand]] μ :  
| align="right" | 1 - 2
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| Brandverhalten, [[Baustoffklasse]] :  
| [[Baustoffklasse]] (Brandschutz):
| align="right" | ''n. [[DIN 4102]]:'' A1/A2/B1 <br /> ''n. [[DIN EN 13501]]:'' bis A1
| align="right" | ''n. [[DIN 4102]]:'' A1/A2/B1 <br /> ''n. [[DIN EN 13501]]:'' bis A1
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|Druckfestigkeit:  
|Druckfestigkeit:  
| align="right" | gering bis mittel
| align="right" | gering bis mittel
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|Materialkosten: <br />(Orientierungswert Jan. 2008)
| align="right" | 75 €/m³
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===Kurzbeschreibung===
===Kurzbeschreibung===
Die Hauptvertreter der künstlichen '''Mineralfaserdämmstoffe''' ('''KMF''') sind '''Glaswolle''' und '''Steinwolle'''. Sie dominieren den bundesdeutschen Dämmstoffmarkt seit vielen Jahren mit einem Anteil von derzeit knapp 60 %. Die Rohstoffvorräte sind nahezu unbegrenzt.
Die Hauptvertreter der künstlichen '''Mineralfaserdämmstoffe''' ('''KMF''') sind '''Glaswolle''' ('''GW''') und '''Steinwolle''' ('''SW'''). Sie dominieren den bundesdeutschen Dämmstoffmarkt seit vielen Jahren mit einem Anteil von 55 - 60 %. Die Rohstoffvorräte sind nahezu unbegrenzt.


===Produktionsprozess===
===Produktionsprozess===
Glaswolle besteht im allgemeinen zu 60 % aus Altglas, sowie Quarzsand, [[Soda]], und Kalk. Steinwolle wird aus Kalkstein, Basalt, Dolomit oder Diabasgestein hergestellt. Als Bindemittel werden jeweils [[Formaldehyd]]harze eingesetzt (0,5 – 9% bei GW bzw. 1 – 3% bei SW). Es werden je nach Hersteller verschiedene Produktionsverfahren angewendet. Zuerst werden die Rohstoffe bei 1.200 – 1.600° C eingeschmolzen. Aus der Schmelze erzeugt man durch Schleudern, Ziehen oder Blasen die Fasern gewünschter Längen und Stärken (2-9 μm) im Mikrometerbereich. Anschließend werden die Fasern unter Zugabe von Bindemitteln (meist [[Formaldehyd]]harze) zu Platten und Vliesen weiterverarbeitet, Faseranteil mindestens 90 %.
Glaswolle besteht im allgemeinen zu 60 % aus Altglas, sowie Quarzsand, [[Soda]], und Kalk. Steinwolle wird aus Kalkstein, Basalt, Dolomit oder Diabasgestein hergestellt. Als Bindemittel werden jeweils Phenol-[[Formaldehyd]]harze eingesetzt (0,5 – 9% bei GW bzw. 1 – 3% bei SW). Es werden je nach Hersteller verschiedene Produktionsverfahren angewendet. Zuerst werden die Rohstoffe bei 1.200 – 1.600° C eingeschmolzen. Aus der Schmelze erzeugt man durch Schleudern, Ziehen oder Blasen die Fasern gewünschter Längen und Stärken (2-9 μm) im Mikrometerbereich. Anschließend werden die Fasern unter Zugabe von Bindemitteln (meist [[Formaldehyd]]harze) zu Platten und Vliesen weiterverarbeitet, Faseranteil mindestens 90 %.


===Hinweise zur Verarbeitung===
===Hinweise zur Verarbeitung===
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===Einsatzbereiche===
===Einsatzbereiche===
Mineralfasern sind nahezu universell einsetzbar zum Wärme-, [[Schallschutz|Schall-]] und [[Brandschutz]], im Innen- und Außenbereich, in [[Steildach|Steildächern]] und Decken, als Akkustikdämmung sowie im Heizungs-/Sanitärbereich. Für höhere Druckbelastungen ist der Dämmstoff jedoch ungeeignet. KMF sind beständig gegen Verrottung, Ungeziefer und Pilzbefall. Von einer Anwendung im Einblasverfahren wird aufgrund der hohen Faserbelastung abgeraten.
Mineralfasern sind nahezu universell einsetzbar zum Wärme-, [[Schallschutz|Schall-]] und [[Brandschutz]], im Innen- und Außenbereich (nicht Perimeterbereich), in [[Steildach|Steildächern]] und Decken, als Akkustikdämmung sowie im Heizungs-/Sanitärbereich. Für höhere Druckbelastungen ist der Dämmstoff jedoch ungeeignet. KMF sind beständig gegen Verrottung, Ungeziefer und Pilzbefall. Von einer Anwendung im Einblasverfahren wird aufgrund der hohen Faserbelastung abgeraten.


===Baubiologische Stellungnahme===
===Baubiologische Stellungnahme===
Die Herstellung von Mineralwolle ist mit hohem Energieaufwand verbunden. Mineralwolle kann zur Wiederverwertung in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Die Verarbeitung ist für den Handwerker unangenehm durch die Reizung von Haut und Schleimhäuten. Beim Ein- bzw. Ausbau muss unter Umständen mit der Freisetzung einiger hunderttausend Fasern/m³ Raumluft gerechnet werden. Das Einatmen der Fasern sowie der Eintrag in benachbarte Räume sollte vermieden und eine Feinreinigung (z. B. Staubsauger mit Hepa-Filter) nach der Verarbeitung durchgeführt werden.
Die Herstellung von Mineralwolle ist mit hohem Energieaufwand verbunden. Mineralwolle kann zur Wiederverwertung in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Die Verarbeitung ist für viele Handwerker unangenehm durch die Reizung von Haut und Schleimhäuten. Beim Ein- bzw. Ausbau muss unter Umständen mit der Freisetzung einiger
hunderttausend Fasern/m³ Raumluft gerechnet werden. Das Einatmen der Fasern sowie der Eintrag in benachbarte Räume sollte vermieden und eine Feinreinigung (z. B. Staubsauger mit Hepa-Filter) nach der Verarbeitung durchgeführt werden.


Seit 1. 1. 2005 gilt die neue europäische Gefahrstoffverordnung. Sie enthält ein Herstellungs- und Verwendungsverbot von biopersistenten bzw. kanzerogenen Fasern für [[Wärmedämmung|Wärme-]] und [[Schalldämmung]]en im Hochbau. Dieses Verbot gilt auch für im Ausland hergestellte Erzeugnisse. Für die Einhaltung dieser Verordnung und damit für eine gute Biolöslichkeit (KI40, Halbwertszeit <= 40 Tage) bürgt das Gütezeichen RAL-GZ 388 „Erzeugnisse aus Mineralwolle“. Diese Produkte decken nach Angaben der Gütegemeinschaft Mineralwolle inzwischen nahezu 100 % des deutschen KMF-Marktes ab. Erfahrungen mit dieser KI40-Mineralwolle existieren allerdings erst seit 10 Jahren. Beim Ausbau älterer KMF-dämmungen ist mit krebserregenden Faserstäuben in hoher Konzentration zu rechnen. Bei Temperaturen über 200 °C beginnt in der Regel der Abbau der Phenolharzbindung. Im Brandfall ist deshalb mit Reizerscheinungen durch [[Formaldehyd]]dämpfe zu rechnen. Geringe Rauchentwicklung.
Seit 1. 1. 2005 gilt die neue europäische Gefahrstoffverordnung. Sie enthält ein Herstellungs- und Verwendungsverbot von biopersistenten bzw. kanzerogenen Fasern für [[Wärmedämmung|Wärme-]] und [[Schalldämmung]]en im Hochbau. Dieses Verbot gilt auch für im Ausland hergestellte Erzeugnisse. Für die Einhaltung dieser Verordnung und damit für eine gute Biolöslichkeit (KI40, Halbwertszeit <= 40 Tage) bürgt das Gütezeichen RAL-GZ 388 „Erzeugnisse aus Mineralwolle“. Diese Produkte decken nach Angaben der Gütegemeinschaft Mineralwolle inzwischen nahezu 100 % des deutschen KMF-Marktes ab. Erfahrungen mit dieser KI40-Mineralwolle existieren allerdings erst seit 12 Jahren. Beim Ausbau älterer KMF-Dämmungen ist mit krebserregenden Faserstäuben in hoher Konzentration zu rechnen. Bei Temperaturen über 200° C beginnt in der Regel der Abbau der Phenolharzbindung. Im Brandfall ist deshalb mit Reizerscheinungen durch [[Formaldehyd]]dämpfe zu rechnen. Geringe Rauchentwicklung.


'''Auszug aus:''' [http://www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/doc/2663.php Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden] ''':'''
;Quelle: Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/rgu/beratung_foerderung/bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2_pdf.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 64
 
===Auszug aus: Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden ===
Quelle: Innenraumlufthygiene-Kommission, [[Umweltbundesamt]], [http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-fuer-innenraumhygiene-in-schulgebaeuden Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]


Umfangreiche Messungen in verschiedenen Gebäuden, die Anfang der 1990er-Jahre durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass dort, wo Dämmstoffe aus Mineralfasern vorschriftsgemäß verbaut wurden, in der Regel keine Konzentrationen an KMF gemessen wurden, die über der normalen Hintergrundkonzentration in der Außenluft liegen.
Umfangreiche Messungen in verschiedenen Gebäuden, die Anfang der 1990er-Jahre durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass dort, wo Dämmstoffe aus Mineralfasern vorschriftsgemäß verbaut wurden, in der Regel keine Konzentrationen an KMF gemessen wurden, die über der normalen Hintergrundkonzentration in der Außenluft liegen.
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KMF können eine Reizwirkung ausüben. So können aus Schallschutzdeckenkonstruktionen freigesetzte KMF zu Irritationen der Augen und der oberen Atemwege bei Personen führen, die sich längere Zeit in dem belasteten Raum aufhalten. Bei Schallschutzkonstruktionen lässt sich dies durch Anbringen eines [[Rieselschutz]]es weitgehend vermeiden.
KMF können eine Reizwirkung ausüben. So können aus Schallschutzdeckenkonstruktionen freigesetzte KMF zu Irritationen der Augen und der oberen Atemwege bei Personen führen, die sich längere Zeit in dem belasteten Raum aufhalten. Bei Schallschutzkonstruktionen lässt sich dies durch Anbringen eines [[Rieselschutz]]es weitgehend vermeiden.


===Siehe auch===
;Quelle / Auszug aus:  Innenraumlufthygiene-Kommission, [[Umweltbundesamt]], [http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitfaden-fuer-innenraumhygiene-in-schulgebaeuden Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]
* '''[[Wärmedämmstoff#Wärmedämmstoffe_im_Überblick|Wärmedämmstoffe im Überblick]]'''
 
 
[[Bild:Daemm produktionsprozess glasfaser.png|550px|thumb|Quelle: http://www.ecobine.de/]]
 
=== Prozessketten und Kurzbewertung Mineralfaser-Dämmstoffe ===
Die Herstellung von Glasfaser-Dämmstoffen basiert im Wesentlichen auf dem Einsatz natürlicher Mineralien, häufig unter dem Zusatz großer Mengen Altglas. Je nach Anteil des Zusatzes an Altglas variiert der Aufwand an zugeführter Energie. Als Bindemittel werden in der Regel gesundheitlich ''diskutierte'' Phenol-Formaldehydharze eingesetzt.
 
Die Herstellung von Steinwolle-Dämmstoffen basiert auf dem Einsatz natürlicher Mineralien, häufig unter dem Zusatz großer Mengen Altglas. Der Herstellungsprozess ist mit hohem Energieaufwand verbunden. Als Bindemittel werden in der Regel gesundheitlich ''diskutierte'' Phenol-Formaldehydharze eingesetzt.


===Quelle===
:'''[[Bauzentrum München]]'''
:[http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/oekolog_waermedaemmstoffe.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe]


:'''Autor''':
;Quelle: Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 42
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN)
:Planungs- und Beratungsbüro für energieeffizientes, ökologisches und gesundes Bauen und Sanieren.


:Stand: Juli 2009
==Siehe auch==
* [http://www.bmu.de/gesundheit_und_umwelt/doc/2663.php Leitfaden für die Innenraumlufthygiene in Schulgebäuden]  
* '''[[Wärmedämmstoff#Wärmedämmstoffe_im_Überblick|Wärmedämmstoffe im Überblick]]'''


[[Kategorie:Wärmedämmstoffe]][[Kategorie:Baumaterial]][[Kategorie:Stoffkunde]][[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Wärmedämmstoffe]][[Kategorie:Baumaterial]][[Kategorie:Stoffkunde]][[Kategorie:Glossar]]
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