Nachwachsende Rohstoffe im Überblick

Nachwachsende Rohstoffe, so die Definition, sind land- und forstwirtschaftlich erzeugte Produkte, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel Verwendung finden, sondern stofflich oder zur Erzeugung von Wärme, Strom oder Kraftstoffen genutzt werden.

Nachwachsende Rohstoffe wuchsen im Jahr 2012 in Deutschland auf ca. 2,5 Millionen Hektar. Das sind rund 21 Prozent unserer Ackerflächen. Zusätzlich liefern die 11,1 Millionen Hektar Wald - die immerhin ein Drittel der bundesdeutschen Fläche ausmachen - Holz für die Industrie und die Energieversorgung.

Nachwachsende Rohstoffe helfen, den Klimawandel zu bremsen, in dem sie bei der energetischen Nutzung weniger Treibhausgase freisetzen als fossile Rohstoffe und bei der stofflichen Nutzung sogar Kohlendioxid konservieren. Sie dienen der Versorgungssicherheit, denn sie sind nicht endlich und können in nahezu allen Ländern der Erde gewonnen werden. Ihre Nutzung ist häufig mit Umweltvorteilen verbunden, zum Beispiel in umweltsensiblen Bereichen. Produkte aus ihnen sind oftmals weniger (öko-) toxisch und ihre Herstellung häufig weniger energieaufwändig. Zudem bietet der Anbau nachwachsender Rohstoffe entgegen der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für ein breiteres Artenspektrum in der Landwirtschaft. Denn schließlich ist die Palette der Energie- und Rohstoffpflanzen breit und viel größer als das Spektrum der heute vorwiegend angebauten Nahrungs- und Futterpflanzen.

Werden nachwachsende Rohstoffe in heimischer Land- und Forstwirtschaft erzeugt und hierzulande auch weiter verarbeitet und verbraucht, bleibt die damit zusammenhängende Wertschöpfung im Land und generiert in der Regel neue Arbeitsplätze. Gerade für den strukturschwachen und oft von Abwanderung geprägten ländlichen Raum bietet dies große Chancen und neue Perspektiven für die Menschen vor Ort.

Nachwachsende Rohstoffe kommen in den unterschiedlichsten Bereichen der Industrie und im privaten Umfeld zum Einsatz. Neben der speicherbaren Bioenergie, die in verschiedenen Verfahren in Strom, Wärme und/oder Kraftstoffe umgewandelt werden kann, gibt es bei der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe ein immenses Produktspektrum. Es reicht von Baustoffen über Papier und Pappe, Werkstoffe, Schmierstoffe, Zwischen- und Endprodukte für die chemische Industrie bis hin zu Arzneimitteln, Kosmetika, Farbstoffen, Textilien und vielem mehr.

Einführung und Angaben zur wirtschaftlichen Bedeutung

Arbeitskräfte im Bereich erneuerbarer Energien (Schätzung 2009) (Quelle: FNR)

Rohstoffe aus Land- und Forstwirtschaft sind aus Industrie und Energieerzeugung nicht mehr weg zu denken. Das ist nicht nur dem steigenden Umweltbewusstsein zu verdanken. Nachwachsende Rohstoffe bieten in vielen Bereichen effektive und interessante Alternativen zu fossilen Rohstoffen, deren Vorräte begrenzt und deren Nutzung oft mit ökologischen Nachteilen verbunden ist.

Die Auswirkungen nachwachsender Rohstoffe auf die Wirtschaft sind spürbar, es liegen dazu jedoch kaum konkrete Zahlen vor. Lediglich für erneuerbare Energien gibt es Schätzungen: 2006 wurden in diesem Sektor rund 21,6 Mrd. Euro umgesetzt. Die Bioenergie trägt mit 38 % dazu am stärksten bei. Rund 91.900 Beschäftigte stehen durch ihre Nutzung in Lohn und Brot.

2009
300.000 Menschen waren 2009 im Bereich der erneuerbare Energien beschäftigt. 34 Prozent davon oder 101.000 entfielen auf die Bioenergie-Branche.

Da es zum Gesamtthema „Nachwachsende Rohstoffe“ keine Beschäftigungszahlen gibt, sollen Daten aus einzelnen Branchen Anhaltspunkte geben. (Nachfolgend Zahlen aus 2006:) Mit der Erzeugung landwirtschaftlicher Rohstoffe für die Industrie beispielsweise sind rund 130.000 Arbeitnehmer beschäftigt, rund 260.000 kümmern sich um Verarbeitung und Logistik. Dazu kommen rund 98.000 Beschäftigte in der Forstwirtschaft und 851.000 Beschäftigte in der Holzwirtschaft und der Papierindustrie.

Wie wichtig nachwachsende Rohstoffe für die Wirtschaft sind, wird auch anhand der genutzten Rohstoffmengen deutlich. Für die verschiedensten Anwendungsbereiche nutzen Gewerbe und Industrie rund ein Viertel der in Deutschland landwirtschaftlich erzeugten nachwachsenden Rohstoffe und drei Viertel des inländischen Waldrohholzaufkommens. Aus deutschem Anbau kommen jedoch nur etwa 30–40 Prozent der in Deutschland eingesetzten agrarischen Rohstoffe. Der größere Teil der 2,7 Mio. t im chemisch-technischen Bereich genutzten nachwachsenden Rohstoffe wird importiert. 2,1 Mio. t davon werden direkt in der Chemischen Industrie verarbeitet.

Unter den erneuerbaren Energien hat sich auch die Bioenergie als festes Standbein der deutschen Energieversorgung etabliert. Sie trägt auch erheblich dazu bei, den CO2-Ausstoß Deutschlands zu verringern. 2006 konnten durch die Nutzung erneuerbarer Energien 101,5 Mio. t CO2 eingespart werden. Damit leisten erneuerbaren Energien einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erfüllung der deutschen Kyoto-Verpflichtungen.

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Entwicklung des Anbaus nachwachsender Rohstoffe in Deutschland

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Entwicklung des Anbaus von Rohstoffpflanzen bis 2009 (Quelle: FNR)
Datei:Umwelt nawaro anbau 2009.jpg
Anbau nachwachsender Rohstoffe 2009 (Quelle: FNR)

Die deutsche Landwirtschaft ist der wichtigste Lieferant für erneuerbare Rohstoffe, sowohl für die Energiegewinnung als auch die industrielle Nutzung. Auf jedem fünften Acker in Deutschland stehen mittlerweile nachwachsende Rohstoffe. Nach einer ersten Schätzung der FNR liegt die Anbaufläche für das Erntejahr 2012 bei mittlerweile etwas mehr als 2,5 Millionen Hektar. Das ist, im Vergleich zum Vorjahr, ein Zuwachs von knapp 7 Prozent. Damit setzt sich der in den letzten Jahren erfolgte Anbauzuwachs weiter fort.

Der Anbauzuwachs ergibt sich zum einen durch Korrekturen in der Erfassungsstruktur im Bereich der Industriepflanzen und zum anderen durch nur noch moderate Zuwächse im Bereich des Anbaus nachwachsender Rohstoffe für die energetische Nutzung. Nach dem Biokraftstoff-Boom der Jahre 2003 und 2004 flacht nun auch der Biogas-Boom aus den Jahren 2009 bis 2011 ab.

Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen rund um den Wandel von einer mineralölbasierten zu einer biobasierten Wirtschaft, wie sie die Bundesregierung anstrebt, einen dritten Anbau-Boom, dieses Mal bei den Industriepflanzen, auslösen.

Mit einem Anteil an der Anbaufläche von 84 Prozent stellen die Energiepflanzen immer noch die größere Gruppe der nachwachsenden Rohstoffe, das entspricht 2,1 Millionen Hektar. Die wichtigste Kulturart bleibt Raps, der, wie im Vorjahr, auf insgesamt 1 Million Hektar angebaut wird. 913.000 Hektar der Anbaufläche entfallen auf die energetische Nutzung (im Wesentlichen als Biokraftstoff ), die verbleibenden 120.000 Hektar Anbaufläche gehen in die industrielle Nutzung (chemische Industrie, Bioschmierstoffe).

Der in den letzten Jahren rasante Anstieg bei der Anbaufläche für Pflanzen zur Gewinnung von Biogas hat sich in diesem Jahr abgeschwächt, das Plus beträgt nur noch 7 Prozent. Für das Erntejahr 2012 wird die Anbaufläche auf 962.000 Hektar geschätzt. Leicht gestiegen ist der Anbau von Stärke- und Zuckerpflanzen zur Gewinnung von Bioethanol, von 240.000 Hektar auf 243.000 Hektar.

Auf niedrigem Niveau, aber weiterhin mit deutlichen Steigerungsraten, bewegt sich der Anbau von Pflanzen für Festbrennstoffe (2011: 6.000 Hektar, 2012: 6.500 Hektar, das entspricht einem Plus von 8 Prozent). Antriebsmotor dieser Entwicklung sind vor allem große Stromproduzenten, die in regionaler Nähe zu ihren dezentralen Biomasseheizkraftwerken Kurzumtriebsplantagen anlegen.

Auf die Industriepflanzen entfällt eine Anbaufläche von insgesamt 401.500 Hektar, das bedeutet, im Vergleich zum Vorjahr, eine deutliche Steigerung um 29 Prozent. Ein deutlicher Flächenzuwachs ergibt sich im Wesentlichen bei den stärkeliefernden Pflanzen. Das resultiert überwiegend aus einer Änderung der Erfassungsstruktur, aber auch aus einem realen Verbrauchszuwachs.

Ein Zuwachs von 20 Prozent ist bei den zuckerliefernden Pflanzen zu verzeichnen. Dabei muss die weitere Entwicklung zeigen, ob es sich um eine tatsächliche Steigerung bei den Verbrauchsmengen handelt oder ob sich hier nur kurzfristige Verschiebungen in der Rohstoffgrundlage der chemischen Industrie zwischen Zucker und Stärke widerspiegeln.

Die Anbaufläche für das zur stofflichen Nutzung eingesetzte Rapsöl stagniert. Konstant bleiben auch die Werte für die im stofflichen Bereich genutzten Öle von Sonnenblumen und Lein. Die entsprechenden Einsatzgebiete (Schmierstoff-Herstellung, Produktion von Farben und Lacken) gehören zu stabilen Marktgefügen, die auf der Anbauseite durch langjährige Kontrakte gekennzeichnet sind.

Die Anbaufläche von Faserpflanzen, das ist in Deutschland praktisch nur noch Hanf, blieb auf dem extrem niedrigen Stand von 500 Hektar stehen.

Im Gegensatz dazu verzeichnet der Anbau von Arznei-, Gewürz- und Färbepflanzen zum ersten Mal seit mehreren Jahren eine Erhöhung, und zwar gleich um 30 Prozent, auf eine Fläche von 13.000 Hektar. Bei diesen Werten ist allerdings zu berücksichtigen, dass gerade die Anbauzahlen für Arznei-, Gewürz- und Färbepflanzen eine hohe statistische Unsicherheit in sich tragen, da die letzte Primärdatenerhebung vor rund zehn Jahren erfolgte.

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Waldholznutzung 2008
(Quelle: Mantau/ Waldtsrategie 2020) (Quelle: FNR)

Die 11 Mio. ha deutscher Wald setzen sich aus rund 62 Prozent Nadelholz und 38 Prozent Laubholz zusammen. Die Bundeswaldinventur (BWI2) von 2003 hat Holzvorräte im deutschen Wald von 3,4 Mrd. m³ (320 m³/ha) ermittelt. Man schätzt, dass in nächster Zeit pro Jahr etwa 10 m³/ha an Vorrat zuwachsen. Modellrechnungen der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft haben Reserven für eine Ausweitung der Holznutzung ermittelt. Ohne dass die Nachhaltigkeit der Holznutzung gefährdet würde, liegt das Potenzial je nach Nutzungsintensität zwischen 78 und 100 Mio. Festmeter Holz (nach Abzug von Ernte- und Rindenverlusten) oder 120 bis 150 Mio. Festmeter Biomasse (einschließlich Reisig und Astholz) jährlich. In den südlichen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) wächst der meiste Wald. Grundsätzlich dominieren Fichten (36 Prozent) vor Kiefern (20 Prozent) und Buchen (17 Prozent).

Im Jahr 2008 betrug das Inlandsaufkommen an Waldrohholz rund 127 Mio. Festmeter. Aufgrund von Importen und Exporten, vor allem von Nadelschnittholz, liegt die in der Grafik dargestellte Inlandsverfügbarkeit des Waldrohholzes etwas niedriger.

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Fördermaßnahmen

Förderung über das Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe"

Über das von der FNR betreute Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe" fördert das BMELV Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsvorhaben, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der stofflichen und energetischen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen.

Quelle


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