Wärmedämmstoff, ökologisch: Unterschied zwischen den Versionen

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manche haben beide Varianten im Programm, wieder Andere setzen auch Kartoffelstärke ein (z. B. [[Flachs]]). Stopf[[hanf]] benötigt keinerlei Stützfasern. Als sogenanntes Fällungsmittel zur Lockerung der Naturfasern wird Aluminiumsulfat genutzt. Bei sachgerechter Anwendung vorgenannter Stoffe sind nach derzeitiger Kenntnis des Verfassers keine oder nur geringe gesundheitliche Probleme zu erwarten. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes sollten möglichst natürliche Bindemittel zum Einsatz kommen, wenngleich deren Produktionsprozess auch sehr aufwändig und teuer sein kann.
manche haben beide Varianten im Programm, wieder Andere setzen auch Kartoffelstärke ein (z. B. [[Flachs]]). Stopf[[hanf]] benötigt keinerlei Stützfasern. Als sogenanntes Fällungsmittel zur Lockerung der Naturfasern wird Aluminiumsulfat genutzt. Bei sachgerechter Anwendung vorgenannter Stoffe sind nach derzeitiger Kenntnis des Verfassers keine oder nur geringe gesundheitliche Probleme zu erwarten. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes sollten möglichst natürliche Bindemittel zum Einsatz kommen, wenngleich deren Produktionsprozess auch sehr aufwändig und teuer sein kann.


Bei stärkeren einschichtigen, druckfesten Holzfaserplatten im Trockenverfahren wird nach derzeitiger Kenntnis des Verfassers vorwiegend/ausschließlich MDI/PMDI (Poly-Methylen-Diphenyl-di-Isocyanat) verwendet. Isocyanate sind chemisch sehr reaktive
Bei stärkeren einschichtigen, druckfesten Holzfaserplatten im Trockenverfahren wird nach derzeitiger Kenntnis des Verfassers vorwiegend/ausschließlich MDI/PMDI (Poly-Methylen-Diphenyl-di-Isocyanat) verwendet. [[Isocyanate]] sind chemisch sehr reaktive
Stoffe aus der Chlorchemie. Ihre Herstellung erfolgt aus (Di)-Aminen und dem äußerst giftigen Phosgen, früher bekannt als Kampfstoff und aus dem Chemieunfall im indischen Bophal (Quelle: ökologisches Baustofflexikon). Toxische Stoffe sollten nach
Stoffe aus der Chlorchemie. Ihre Herstellung erfolgt aus (Di)-Aminen und dem äußerst giftigen Phosgen, früher bekannt als Kampfstoff und aus dem Chemieunfall im indischen Bophal (Quelle: ökologisches Baustofflexikon). Toxische Stoffe sollten nach
Meinung des Verfassers nicht in den Produktionsprozess von Naturfaser-Baustoffen einfließen, insbesondere wenn Alternativen vorhanden sind. Siehe auch Kapitel Holzfaserdämmplatten im Trockenverfahren sowie Prozesskette [[Polyurethan]] und Steckbrief [[Polyurethan]].
Meinung des Verfassers nicht in den Produktionsprozess von Naturfaser-Baustoffen einfließen, insbesondere wenn Alternativen vorhanden sind. Siehe auch [[Holzfaserdämmstoff#Trockenverfahren|Holzfaserdämmplatten im Trockenverfahren]] sowie Steckbrief / Prozesskette [[Polyurethan]].


Für die Produktion von [[Holzfaserdämmplatte]]n im Nassverfahren werden primär die Bindekräfte des holzeigenen Lignins genutzt. Als Bindemittel der unterschiedlichen Lagen zu stärkeren Dämmplatten wird Weißleim oder Wasserglas eingesetzt, siehe Kapitel
Für die Produktion von [[Holzfaserdämmplatte]]n im Nassverfahren werden primär die Bindekräfte des holzeigenen Lignins genutzt. Als Bindemittel der unterschiedlichen Lagen zu stärkeren Dämmplatten wird Weißleim oder Wasserglas eingesetzt, siehe [[Holzfaserdämmstoff#Nassverfahren|Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren]].
Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren.


=== Brandschutz und vorbeugender Schutz gegen Schädlinge ===
=== Brandschutz und vorbeugender Schutz gegen Schädlinge ===
Als umweltfreundliches Brandschutzmittel kommt bei manchen Herstellern Soda ([[Natriumcarbonat]]) zum Einsatz (Anteil beispielsweise 3-5%). Andere Hersteller verwenden Ammoniumpolyphospat, das laut „ökologischem Baustofflexikon“ als vergleichsweise
Als umweltfreundliches Brandschutzmittel kommt bei manchen Herstellern Soda ([[Natriumcarbonat]]) zum Einsatz (Anteil beispielsweise 3-5%). Andere Hersteller verwenden Ammoniumpolyphospat, das laut „ökologischem Baustofflexikon“ als vergleichsweise
gesundheits- und umweltverträglich gilt (Bewertung des [[Umweltbundesamt]]es, UBA-Texte 25/01: Anwendung unproblematisch). Die bislang insbesondere in [[Zellulose]]-Dämmstoffen eingesetzten [[borat]]haltigen Brandschutzmittel geraten zunehmend aus gesundheitlichen Gründen – insbesondere für die ausführenden Handwerker – in die Kritik. So ist [[Borsäure]] als sogenannter „Nichtnotifizierter alter biozider Wirkstoff gemäß EU-Verordnung 1451/2007“ wegen seines reproduktions-toxischen Potentials gelistet. Derzeit wird im Rahmen der EU-Umweltgesetzgebung ein Verwendungsverbot von Borsäure über 5,5 % Anteil diskutiert.
gesundheits- und umweltverträglich gilt (Bewertung des [[Umweltbundesamt]]es, UBA-Texte 25/01: Anwendung unproblematisch). Die bislang insbesondere in [[Zellulose]]-Dämmstoffen eingesetzten [[borat]]haltigen Brandschutzmittel geraten zunehmend aus gesundheitlichen Gründen – insbesondere für die ausführenden Handwerker – in die Kritik. So ist [[Borsäure]] als sogenannter „Nichtnotifizierter alter biozider Wirkstoff gemäß EU-Verordnung 1451/2007“ wegen seines reproduktions-toxischen Potenzials gelistet. Derzeit wird im Rahmen der EU-Umweltgesetzgebung ein Verwendungsverbot von Borsäure über 5,5 % Anteil diskutiert.


==Zusammenfassende Bewertung natürlicher Dämmstoffe==
==Zusammenfassende Bewertung natürlicher Dämmstoffe==
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===Verbraucherschutz===
===Verbraucherschutz===
Der Hausbesitzer erwartet bei seiner Entscheidung für Naturfaserprodukte in der Regel auch ein ökologisch hochwertiges Naturprodukt. Größtmöglicher Verbraucherschutz wird durch Volldeklarationen der Hersteller erreicht. Derzeit mangelt die Transparenz nicht nur bei konventionellen, sondern leider auch bei einigen „ökologischen Bauprodukten“. Verschiedene Gütesiegel (s. auch [[privatrechtliche Güte- und Qualitätssiegel]]) bringen einen erhöhten Gesundheits- und Verbraucherschutz. Derzeit bieten z. B. das [[R-Siegel]] der [[ARGE-KdR]] e.V. oder das Label [[natureplus]] höhere Sicherheit für den Konsumenten bei Gebrauchstauglichkeit, Umweltverträglichkeit und Gesundheitsvorsorge. Allerdings hat der Konsument bei [[natureplus]] keinen Zugriff auf die Volldeklaration. Ein Schwachpunkt aus Verbrauchersicht, insbesondere vor dem Hintergrund, der Zertifizierung von [[Holzfaserdämmstoff|Holzfaserdämmplatten]] mit [[Isocyanate|isocyanathaltigen]] Bindemitteln, s. [[Holzfaserdämmstoff#Trockenverfahren|Trockenverfahren]].
Der Hausbesitzer erwartet bei seiner Entscheidung für Naturfaserprodukte in der Regel auch ein ökologisch hochwertiges Naturprodukt. Größtmöglicher Verbraucherschutz wird durch Volldeklarationen der Hersteller erreicht. Derzeit mangelt die Transparenz nicht nur bei konventionellen, sondern leider auch bei einigen „ökologischen Bauprodukten“. Verschiedene Gütesiegel (s. auch [[privatrechtliche Güte- und Qualitätssiegel]]) bringen einen erhöhten Gesundheits- und Verbraucherschutz. Derzeit bietet z. B. das Label [[natureplus]] höhere Sicherheit für den Konsumenten bei Gebrauchstauglichkeit, Umweltverträglichkeit und Gesundheitsvorsorge. Allerdings hat der Konsument bei [[natureplus]] keinen Zugriff auf die Volldeklaration. Ein Schwachpunkt aus Verbrauchersicht, insbesondere vor dem Hintergrund, der Zertifizierung von [[Holzfaserdämmstoff|Holzfaserdämmplatten]] mit [[Isocyanate|isocyanathaltigen]] Bindemitteln, s. [[Holzfaserdämmstoff#Trockenverfahren|Trockenverfahren]].


==Quelle==
==Quelle==
Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 17, 18, 34-36
Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/rgu/beratung_foerderung/bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2_pdf.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 17, 18, 34-36


== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweis ==

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