Holzfaserdämmstoff: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Borathaltige Stoffe''', siehe: [[Borate]]
'''Borathaltige Stoffe''', siehe: [[Borate]]
=== Produktionsprozess von Holzfaserdämmstoffen ===
Holzfaserdämmstoffe sind genormte, werkmäßig hergestellte Dämmstoffe für den Wärme- und Schallschutz. Sie bestehen zu mindestens 85% aus Holzfasern, und werden im Nass- oder Trockenverfahren, ggfs. unter Beigabe von Zusatzstoffen oder Bindemitteln hergestellt.<br />
Im Rahmen der nächsten Überarbeitung der [[DIN EN 13171]] (01) soll der Holzfaseranteil erstmals auch normativ auf mindestens 80% gesenkt werden.
Zur Herstellung werden u. a. wegen guter Verfügbarkeit primär Nadelhölzer verwendet. Deren Faserqualität verleiht den fertigen Platten im Verhältnis zur Rohdichte eine hohe Festigkeit. Als Ausgangsmaterial werden vor allem Resthölzer (z. B. aus Sägewerken) in Form von Hackschnitzel, Spreißel und Schwarten verwendet, unter Einwirkung von Wasserdampf aufgeweicht und so für die nachfolgende Verarbeitung vorbereitet.
[[Bild:Daemm produktionsprozess holzfaser.png|500px|thumb|Quelle: Gutex Holzfaserplattenwerk]]
==== Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Trockenverfahren ====
Zur Herstellung formstabiler und druckbelastbarer Dämmplatten im Trockenverfahren werden die Fasern unmittelbar nach dem Aufschlussprozess auf die für den Beleimungsprozess notwendige Restfeuchte getrocknet, und anschließend in einem Beleimungskanal oder -turm mit einem Bindemittel (meist [[PUR]]-Harzleim) beleimt. Die beleimten Fasern werden
ausgestreut, auf die gewünschte Plattendicke gepresst und durch ein Dampf-Luft-Gemisch ausgehärtet.
Bei der Herstellung flexibler Holzfaserdämmplatten werden die Fasern nach der Trocknung mit textilen Bindefasern verstärkt. Die Mischung wird über eine Formstraße zu einem endlosen Strang geformt. Bei der anschließenden Trocknung und Abkühlung kommt es zum partiellen Aufschmelzen und Vernetzen der Bindefasern. Die Verwendung von [[PUR]]-Harzleim
ist hier nicht erforderlich.
'''Vorteil im Trockenverfahren:''' geringerer Energieverbrauch als im Nassverfahren, keine Begrenzung einschichtiger Platten auf 4 cm.<br />
'''Nachteil:''' Verwendung problematischer Bindemittel, meist ca. 4 % [[PUR]] (siehe Prozesskette und Beschreibung [[Polyurethan]]).
==== Herstellung von Holzfaserdämmplatten im Nassverfahren ====
Zur Herstellung von Holzfaserplatten im Nassverfahren werden Holzhackschnitzel unter Einwirkung von Wasserdampf bei einem Druck von 3 - 8 bar aufgeweicht und dann zerfasert. Entsprechend den Anforderungen wird bei nachfolgenden Aufschließungsprozessen die Faseroberfläche aktiviert, so dass beim Trocknen oder Pressen die holzeigenen Bindekräfte (Lignin) zusammen mit Wasser zur Abbindung gebracht werden. Es ist ein Aufschlämmen der Fasern in bis zu 98 % Wasser üblich.
Eine Beigabe von Klebstoffen ist bei diesem Verfahren nicht mehr erforderlich. Bei einzelnen Produkten (z. B. [[Unterdeckplatte]]n) werden aber harz-, latex- oder bitumenhaltige Zusatzmittel eingesetzt, um beispielsweise die wasserabweisenden Eigenschaften zu verbessern. Die aufgeschlämmten Fasern werden zuerst in Bütten zwischengelagert und anschließend auf einer Formmaschine zu Faserkuchen geformt. Nach dem mechanischen Auspressen eines Großteils des Wassers wird der Faserkuchen auf Länge geschnitten bevor er in einem Trockenkanal bei Temperaturen zwischen 160 und 220° C getrocknet wird. Anschließend werden die Platten auf Format geschnitten (konfektioniert). Mit diesem Verfahren können Dämmplatten mit einer Stärke von bis zu 4 cm hergestellt werden. Für größere Dämmstärken müssen einzelne Schichten miteinander verleimt werden, z. B. unter Verwendung von Weißleim (Polyvinylacetat/Essigsäurevinylester) oder Wasserglas, oder pflanzlicher Stärke. <br />
Weißleim kann ohne Lösemittel und Weichmacher hergestellt werden. Über Wasserglas (auch Hauptbestandteil umweltfreundlicher Silikatfarben) und pflanzlicher Stärke sind dem Verfasser bei sachgerechter Anwendung keine negativen Umweltauswirkungen bekannt.
'''Vorteil im Nassverfahren:''' keine Verwendung toxischer [[PUR]]-Bindemittel erforderlich, da die holzeigenen Bindemittel (Lignin) genutzt werden können. <br />
'''Nachteil:''' Erhöhter Energieverbrauch. Schichtverleimung mit Vinylacetat, dieser Stoff ist in der [[MAK-Liste]] als krebsverdächtig eingestuft.




==Quelle==
==Quelle==
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 49
:Herbert Danner, Baubiologe (IBN), [[Bauzentrum München]], [http://www.muenchen.de/cms/prod2/mde/_de/rubriken/Rathaus/70_rgu/03_beratung_foerderung/003_bauzentr/pdf/2010/06_10/oekolog_waermedaemmstoffe_v_2.pdf Ökologische Wärmedämmstoffe im Vergleich 2.0], Juni 2010, S. 37, 38, 49


==Siehe auch==
==Siehe auch==

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