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==Biodiesel== | == Biodiesel == | ||
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|valign="top"|[[Bild:Umwelt nawaro biodiesel absatz.png|thumb|400px| Biodieselabsatz in Deutschland <br /> Quelle: [[BAFA]], FNR (2013) - © [[FNR]] 2013]] | |||
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Biodiesel oder auch Fettsäuremethylester (FAME) hat mit etwa 65 Prozent den größten Marktanteil der in Deutschland verbrauchten [[Biokraftstoff]]e. An über 30 Produktionsstandorten wird er aus Pflanzenölen und Fetten – hierzulande vor allem aus [[Raps]]öl – produziert, daher auch der Name Rapsölmethylester (RME). Bei der Herstellung werden die im Öl enthaltenen drei Fettsäuren in Gegenwart eines Katalysators vom Glycerin abgespalten und mit Methanol verestert. <br /> | |||
Die für die Kraftstoffqualität notwendigen Anforderungen schreibt die europaweit gültige Norm [[DIN EN 14214]] fest. | |||
Seit 2004 mischen Mineralölkonzerne herkömmlichem Diesel bis zu 5 und seit 2010 bis zu 7 Prozent Biodiesel bei – auf diesen Anteil bezieht sich auch die Kraftstoffbezeichnung „B7“. Während 2006 nur etwa 40 Prozent des deutschen Biodiesels über die Beimischung abgesetzt wurden, sind es heute über 90 Prozent. | |||
{{{TabH1/1}} | |||
! Beimischung | |||
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| Die Mineralölkonzerne sind nach dem Biokraftstoffquotengesetz als sogenannte „Inverkehrbringer“ von Kraftstoffen verpflichtet, bestimmte Mindestanteile ihres Diesel- und Ottokraftstoffabsatzes durch biogene Kraftstoffe sicherzustellen. Hierfür sind definierte Quoten verbindlich vorgegeben. Dies erfolgt hauptsächlich durch die Beimischung von Biodiesel zu Diesel bzw. von [[Bioethanol]] zu Superbenzin. Die Obergrenzen dafür geben die Kraftstoff-Qualitätsnormen vor: Demnach dürfen bis zu 7 Prozent Biokraftstoffe dem Diesel und bis zu 10 Prozent dem Benzin beigemischt werden. | |||
Mit der Beimischungsverpflichtung kommt Deutschland europäischen Vorgaben zum Klimaschutz nach. So schreibt die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU vor, dass bis zum Jahr 2020 in allen Mitgliedsstaaten 10 Prozent des Endenergieverbrauchs im Verkehrssektor aus erneuerbaren Energien stammen müssen. | |||
Ab 2015 wird die Biokraftstoffquote in Deutschland auf eine Treibhausgasvermeidungsquote umgestellt. Für sie ist dann nicht mehr der mengenmäßige Anteil der in Verkehr gebrachten Biokraftstoffe entscheidend, sondern ihr Beitrag zur Treibhausgasminderung. | |||
Während Reinkraftstoffe in den Anfangsjahren des Biokraftstoff-Booms in Deutschland eine wichtige Rolle spielten, wird der Markt heute von der Beimischung dominiert. Beigemischte und andere auf die Biokraftstoffquote angerechnete Biokraftstoffe sind nicht steuerbefreit. | |||
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{{{TabH1/2}}Steckbrief Biodiesel | {{{TabH1/2}}Steckbrief Biodiesel | ||
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===Rohstoffe=== | === Rohstoffe === | ||
In Deutschland wird Biodiesel vor allem aus [[Raps]] gewonnen. Als Ausgangsbasis sind aber auch andere Pflanzenöle (Palm- und Sojaöl) sowie Altspeise- und Tierfette möglich. | In Deutschland wird Biodiesel vor allem aus [[Raps]] gewonnen. Als Ausgangsbasis sind aber auch andere Pflanzenöle (Palm- und Sojaöl) sowie Altspeise- und Tierfette möglich. | ||
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===Herstellung=== | === Herstellung === | ||
Die Herstellung von Biodiesel erfolgt durch Umesterung von [[Pflanzenöl]]. Hierfür ist [[Methanol]] notwendig, das mit Pflanzenöl im Verhältnis 1:9 gemischt wird. | Die Herstellung von Biodiesel erfolgt durch Umesterung von [[Pflanzenöl]]. Hierfür ist [[Methanol]] notwendig, das mit Pflanzenöl im Verhältnis 1:9 gemischt wird. | ||
Zusätzlich wird 0,5 bis 1 Prozent eines Katalysators wie Natrium- oder Kaliumhydroxid bei einer Temperatur von 50 bis 80°C zugeführt. Bei der dann ablaufenden chemischen Reaktion wird das Pflanzenölmolekül, das aus Glycerin und 3 Fettsäureketten besteht, aufgespalten. Die Fettsäuren verbinden sich mit [[Methanol]] zu Biodiesel. Zusätzlich entsteht Glyzerin, ein Alkohol, der in vielen Bereichen wie der Pharma- und Lebensmittelindustrie und der Oleochemie Anwendung findet und normalerweise synthetisch hergestellt wird. | Zusätzlich wird 0,5 bis 1 Prozent eines Katalysators wie Natrium- oder Kaliumhydroxid bei einer Temperatur von 50 bis 80°C zugeführt. Bei der dann ablaufenden chemischen Reaktion wird das Pflanzenölmolekül, das aus Glycerin und 3 Fettsäureketten besteht, aufgespalten. Die Fettsäuren verbinden sich mit [[Methanol]] zu Biodiesel. Zusätzlich entsteht Glyzerin, ein Alkohol, der in vielen Bereichen wie der Pharma- und Lebensmittelindustrie und der Oleochemie Anwendung findet und normalerweise synthetisch hergestellt wird. | ||
===Kraftstoffeigenschaften und -qualität=== | === Kraftstoffeigenschaften und -qualität === | ||
Bei der Umesterung zu Biodiesel handelt es sich um eine Anpassung des Kraftstoffes an den Motor. Denn Biodiesel hat, was die Viskosität und die Zündwilligkeit betrifft, ähnliche Eigenschaften wie [[Fossile Energie|fossiler Diesel]]. Durch die Zugabe von Additiven, die auch bei herkömmlichem Kraftstoff üblich ist, wird zudem die Wintertauglichkeit erreicht - bis minus 20°C kann mit Biodiesel problemlos gefahren werden. Die Schmierfähigkeit von Biodiesel, wichtig für einen geringen Verschleiß des Motors, ist sogar deutlich höher als die von fossilem Kraftstoff. Etwas geringer ist hingegen der Energiegehalt pro Liter, der zu einem Mehrverbrauch von bis zu 5 Prozent führen kann. | Bei der Umesterung zu Biodiesel handelt es sich um eine Anpassung des Kraftstoffes an den Motor. Denn Biodiesel hat, was die Viskosität und die Zündwilligkeit betrifft, ähnliche Eigenschaften wie [[Fossile Energie|fossiler Diesel]]. Durch die Zugabe von Additiven, die auch bei herkömmlichem Kraftstoff üblich ist, wird zudem die Wintertauglichkeit erreicht - bis minus 20°C kann mit Biodiesel problemlos gefahren werden. Die Schmierfähigkeit von Biodiesel, wichtig für einen geringen Verschleiß des Motors, ist sogar deutlich höher als die von fossilem Kraftstoff. Etwas geringer ist hingegen der Energiegehalt pro Liter, der zu einem Mehrverbrauch von bis zu 5 Prozent führen kann. | ||
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Eine Datenbank über die Bezugsquellen von Biodiesel finden Sie auf den Internetseiten der AGQM, [[Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel|Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e. V.]] | Eine Datenbank über die Bezugsquellen von Biodiesel finden Sie auf den Internetseiten der AGQM, [[Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel|Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e. V.]] | ||
===Verbreitung=== | === Verbreitung === | ||
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|valign="top"|[[Bild:Umwelt nawaro biokraftstoffe 2008.jpg|thumb|300px| Biokraftstoffe in Deutschland '''2008''' <br /> (Quelle: [[BAFA]]/ [[FNR]], 2009)]] | |valign="top"|[[Bild:Umwelt nawaro biokraftstoffe 2008.jpg|thumb|300px| Biokraftstoffe in Deutschland '''2008''' <br /> (Quelle: [[BAFA]]/ [[FNR]], 2009)]] | ||
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Wenngleich Biodiesel im Jahr 2007 an über 1900 öffentlichen Tankstellen erhältlich war, wurden über diesen Vertriebsweg nur 456.000 t (14 %) Biodiesel abgesetzt. Es sind die Nutzfahrzeuge des Transportgewerbes, die mit 1,35 Mio. Tonnen die größte Menge an reinem Biodiesel (B100) verbrauchen. Die Mineralölindustrie mischte 2007 über 1,4 Mio. Tonnen Biodiesel konventionellem Diesel bei. Im Jahr 2008 wurden 2,7 Mio. t Biodiesel abgsetzt - davon 1,6 Mio. t als Beimischung und 1,1 Mio. t als Reinkraftstoff. | Wenngleich Biodiesel im Jahr 2007 an über 1900 öffentlichen Tankstellen erhältlich war, wurden über diesen Vertriebsweg nur 456.000 t (14 %) Biodiesel abgesetzt. Es sind die Nutzfahrzeuge des Transportgewerbes, die mit 1,35 Mio. Tonnen die größte Menge an reinem Biodiesel (B100) verbrauchen. Die Mineralölindustrie mischte 2007 über 1,4 Mio. Tonnen Biodiesel konventionellem Diesel bei. Im Jahr 2008 wurden 2,7 Mio. t Biodiesel abgsetzt - davon 1,6 Mio. t als Beimischung und 1,1 Mio. t als Reinkraftstoff. | ||
===Freigabe=== | === Freigabe === | ||
Bereits die deutsche Vornorm für Biodiesel war die Grundlage für einige Automobilhersteller, viele ihrer Modelle für Biodiesel freizugeben. Insbesondere der Volkswagen-Konzern, aber auch andere Hersteller haben eine Vielzahl ihrer Modelle für Biodiesel-tauglich erklärt. Bei den freigegebenen Modellreihen sind empfindliche Kunststoff- und Gummibauteile schon vom Hersteller durch Biodiesel-resistente Materialien ersetzt worden. | Bereits die deutsche Vornorm für Biodiesel war die Grundlage für einige Automobilhersteller, viele ihrer Modelle für Biodiesel freizugeben. Insbesondere der Volkswagen-Konzern, aber auch andere Hersteller haben eine Vielzahl ihrer Modelle für Biodiesel-tauglich erklärt. Bei den freigegebenen Modellreihen sind empfindliche Kunststoff- und Gummibauteile schon vom Hersteller durch Biodiesel-resistente Materialien ersetzt worden. | ||
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== Quelle == | |||
<!--* [http://www.fnr-server.de/ftp/pdf/literatur/pdf_303fg_dafa_071107.pdf Nachwachsende Rohstoffe - Daten und Fakten (PDF)] - mit Daten von 2006, aktualisiert mit: --> | <!--* [http://www.fnr-server.de/ftp/pdf/literatur/pdf_303fg_dafa_071107.pdf Nachwachsende Rohstoffe - Daten und Fakten (PDF)] - mit Daten von 2006, aktualisiert mit: --> | ||
* [http://www.nachwachsenderohstoffe.de/service/daten-und-fakten/anbau.html www.fnr.de / Daten und Fakten] - Stand: 09.05.2010 | * [http://www.nachwachsenderohstoffe.de/service/daten-und-fakten/anbau.html www.fnr.de / Daten und Fakten] - Stand: 09.05.2010 | ||
* [http://www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/biodiesel.html www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/biodiesel.html] | * [http://www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/biodiesel.html www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/biodiesel.html] | ||
* http://mediathek.fnr.de/broschuren/bioenergie/bioenergie.html - Abgerufen: 10.10.2013 | |||
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