Luftdichtungs-Studie: Unterschied zwischen den Versionen

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: <span style="font-size:120%;>  – Dach, Wand, Decke –  </span>
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  Computergestützte Simulationsberechnung des gekoppelten Wärme- und Feuchtetransports von Dach- und Wandkonstruktionen unter Berücksichtigung der natürlichen Klimabedingungen und innerbaustofflichen Flüssigkeitstransporte.
  Computergestützte Simulationsberechnung des gekoppelten Wärme- und Feuchtetransports  
von Dach- und Wandkonstruktionen unter Berücksichtigung der natürlichen Klimabedingungen und innerbaustofflichen Flüssigkeitstransporte.




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|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;"> Jahrestemperaturverläufe Holzkirchen, Höhe: 680 m über NN, Südbayern, Deutschland - Dach: rote Ziegel bzw. Kies </span>
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;"> Jahrestemperaturverläufe Holzkirchen, Höhe: 680 m über NN, Südbayern, Deutschland - Dach: rote Ziegel bzw. Kies </span>
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| 12. Lufttemperaturen <br /> (Feuchtereferenzklima) [[Bild:BPhys GD 2Studie 12_Lufttemperatur.jpg|center|260px|12. Lufttemperaturen (Feuchtereferenzklima)]]
| '''12. Lufttemperaturen <br /> (Feuchtereferenzklima)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 12_Lufttemperatur.jpg|center|260px|12. Lufttemperaturen (Feuchtereferenzklima)]]
| 13. Dachoberflächentemperatur <br /> Nordseite, 40° Dachneigung [[Bild:BPhys GD 2Studie 13_Dachofltemp_N_40.jpg|center|260px|13. Dachoberflächentemperatur <br /> Nordseite, 40° Dachneigung]]
| '''13. Dachoberflächentemperatur <br /> Nordseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 13_Dachofltemp_N_40.jpg|center|260px|13. Dachoberflächentemperatur <br /> Nordseite, 40° Dachneigung]]
| 14. Dachoberflächentemperatur <br /> Südseite, 40° Dachneigung [[Bild:BPhys GD 2Studie 14_Dachofltemp_S_40.jpg|center|260px|14. Dachoberflächentemperatur <br /> Südseite, 40° Dachneigung]]
| '''14. Dachoberflächentemperatur <br /> Südseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 14_Dachofltemp_S_40.jpg|center|260px|14. Dachoberflächentemperatur <br /> Südseite, 40° Dachneigung]]
| 15. Dachoberflächentemperatur <br /> Kiesdach [[Bild:BPhys GD 2Studie 15_Dachofltemp_Kiesdach.jpg|center|260px|15. Dachoberflächentemperatur <br /> Kiesdach]]
| '''15. Dachoberflächentemperatur <br /> Kiesdach''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 15_Dachofltemp_Kiesdach.jpg|center|260px|15. Dachoberflächentemperatur <br /> Kiesdach]]
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Unter Berücksichtigung der Globalstrahlung (direkte Sonneneinwirkung plus Streulicht) ergibt sich, verglichen mit der Lufttemperatur, eine z. T. wesentlich höhere  Dachoberflächentemperatur. Wenn die Außentemperatur (rot) die Innentemperatur (blau) überschreitet, findet in Konstruktionen mit feuchtevariablen Dampfbremsen eine Austrocknung nach innen statt. Selbst bei nordorientierten Steildächern ist dadurch in Holzkirchen an vielen Tagen im Jahr eine [[Rücktrocknungspotenzial|Rückdiffusion]] möglich, bei Südorientierung bereits im Winter an sonnigen Tagen. Im vorliegenden Berechnungsfall wurde der ungünstigste Fall angenommen: Nordausrichtung der Dachfläche mit 40° Neigung.
Unter Berücksichtigung der Globalstrahlung (direkte Sonneneinwirkung plus Streulicht) ergibt sich, verglichen mit der Lufttemperatur, eine z. T. wesentlich höhere  Dachoberflächentemperatur. Wenn die Außentemperatur (rot) die Innentemperatur (blau) überschreitet, findet in Konstruktionen mit feuchtevariablen Dampfbremsen eine Austrocknung nach innen statt. Selbst bei nordorientierten Steildächern ist dadurch in Holzkirchen an vielen Tagen im Jahr eine [[Rücktrocknungspotenzial|Rückdiffusion]] möglich, bei Südorientierung bereits im Winter an sonnigen Tagen. Im vorliegenden Berechnungsfall wurde der ungünstigste Fall angenommen: Nordausrichtung der Dachfläche mit 40° Neigung.
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|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;"> Berechnung des Bauschadens-Freiheits-Potenzials Standort Holzkirchen, Dach </span>
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;"> Berechnung des Bauschadens-Freiheits-Potenzials Standort Holzkirchen, Dach </span>
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| align="center" width="460px" | '''Angenommene zusätzl. Feuchtigkeit zu Beginn: <br /> 4.000 g/m² Feuchtegehalt der Konstruktion im Trockenzustand <br /> (= Feuchtigkeitsgehalt der [[Holzschalung]] bei 15 %): 1.700 g/m²''' <br> <br>
| align="center" width="460px" | '''Angenommene zusätzl. Feuchtigkeit zu Beginn: <br /> 4.000 g/m² Feuchtegehalt der Konstruktion im Trockenzustand <br /> (= Feuchtigkeitsgehalt der Holzschalung bei 15 %): 1.700 g/m²''' <br> <br>
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| '''16. Bauschadens-Freiheits-Potenzial [[Steildach]], Nordseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 16 BSFP N 40.jpg|center|400px|16. Bauschadens-Freiheits-Potenzial <br /> [[Steildach]], Nordseite, 40° Dachneigung]]
| '''16. Bauschadens-Freiheits-Potenzial [[Steildach]], Nordseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 16 BSFP N 40.jpg|center|400px|16. Bauschadens-Freiheits-Potenzial <br /> [[Steildach]], Nordseite, 40° Dachneigung]]
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'''Richtungsabhängig variable Dampfbremse:''' <br />
'''Richtungsabhängig variable Dampfbremse:''' <br />
Im Vergleich mit der [[INTELLO]] und der [[DB+]] bietet diese Dampfbremse insgesamt ein geringeres Sicherheitspotential. Bei 200 mm liegt es bei 1.800, bei 300 mm bei 1.700 und bei 400 mm bei 1.600 g/m²·Jahr (siehe Abb. 19).
Im Vergleich mit der [[INTELLO]] und der [[DB+]] bietet diese Dampfbremse insgesamt ein geringeres Sicherheitspotential. Bei 200 mm liegt es bei 1.800, bei 300 mm bei 1.700 und bei 400 mm bei 1.600 g/m²·Jahr (siehe Abb. 19).
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s<sub>d</sub>-Wert 5 m:''' <br />
'''s<sub>d</sub>-Wert 5 m:''' <br />
Bei 200 mm Dämmdicke hat die Konstruktion mit der Dampfbremse mit dem konstanten s<sub>d</sub>-Wert von 5 m bereits ein sehr geringes Bauschadens-Freiheits-Potenzial. Bei höheren Dämmdicken sinkt dieses nochmals. Jedoch sind die Sicherheiten bereits bei geringen Dämmdicken so gering, dass eine Verwendung bei außen diffusionsdichten Bauteilen sowohl bei geringen als auch bei hohen Dämmdicken nicht empfehlenswert ist (ohne Abb.).
Bei 200 mm Dämmdicke hat die Konstruktion mit der Dampfbremse mit dem konstanten s<sub>d</sub>-Wert von 5 m bereits ein sehr geringes Bauschadens-Freiheits-Potenzial. Bei höheren Dämmdicken sinkt dieses nochmals. Jedoch sind die Sicherheiten bereits bei geringen Dämmdicken so gering, dass eine Verwendung bei außen diffusionsdichten Bauteilen sowohl bei geringen als auch bei hohen Dämmdicken nicht empfehlenswert ist (ohne Abb.).


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Auch bei nordorientierten, außen diffusionsdichten Steildachkonstruktionen (DN 40°) mit hohen Dämmdicken und roten Dachziegeln sind Bauteile ausreichend sicher und bieten im Vergleich die größten Bauschadens-Freiheits-Potentiale. Unterstützung bei der feuchtetechnischen Bemessung von Steildächern, Bahnendächern sowie Flachdächern mit zusätzlichen Bauteilschichten oberhalb der Abdichtungsbahn (z. B. Bekiesungen, Begrünungen, Terrassenbelägen) bietet die [[Technik-Hotline|technische Hotline]] von pro clima.
Auch bei nordorientierten, außen diffusionsdichten Steildachkonstruktionen (DN 40°) mit hohen Dämmdicken und roten Dachziegeln sind Bauteile ausreichend sicher und bieten im Vergleich die größten Bauschadens-Freiheits-Potentiale. Unterstützung bei der feuchtetechnischen Bemessung von Steildächern, Bahnendächern sowie Flachdächern mit zusätzlichen Bauteilschichten oberhalb der Abdichtungsbahn (z. B. Bekiesungen, Begrünungen, Terrassenbelägen) bietet die [[Technik-Hotline|technische Hotline]] von pro clima.
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==== Klimadaten Standort Davos ====
==== Klimadaten Standort Davos ====
Davos liegt auf einer Seehöhe von 1.560 m und zählt zum Hochgebirgsklima. Die nachfolgenden Diagramme zeigen die Temperaturverläufe über ein Jahr betrachtet. Die blaue Linie zeigt die Innentemperatur, die roten Balken die Außentemperaturen. (Siehe Abb. 20 - 23)  
Davos liegt auf einer Seehöhe von 1.560 m und zählt zum Hochgebirgsklima. Die nachfolgenden Diagramme zeigen die Temperaturverläufe über ein Jahr betrachtet. Die blaue Linie zeigt die Innentemperatur, die roten Balken die Außentemperaturen. (Siehe Abb. 20 - 23)  
{|align="right" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 15px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
{|align="right" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 15px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;">  Temperaturverläufe Davos, Höhe: 1.560 m über NN, Schweiz - Dach: rote Ziegel/Kies </span>
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;">  Jahrestemperaturverläufe Davos, Höhe: 1.560 m über NN, Schweiz - Dach: rote Ziegel/Kies </span>
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| 20. Lufttemperatur <br /> (Davos, kalt) [[Bild:BPhys GD 2Studie 20 lufttemp.jpg|center|260px|20. Lufttemperatur <br /> (Davos, kalt)]]
| '''20. Lufttemperatur <br> (Davos, kalt)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 20 lufttemp.jpg|center|260px|20. Lufttemperatur <br /> (Davos, kalt)]]
| 21. Dachoberflächentemperatur<br /> Nordseite, 40° Dachneigung [[Bild:BPhys GD 2Studie 21 Dachofl N40.jpg|center|260px|21. Dachoberflächentemperatur<br /> Nordseite, 40° Dachneigung]]
| '''21. Dachoberflächentemperatur<br /> Nordseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 21 Dachofl N40.jpg|center|260px|21. Dachoberflächentemperatur<br /> Nordseite, 40° Dachneigung]]
| 22. Dachoberflächentemperatur<br /> Südseite, 40° Dachneigung [[Bild:BPhys GD 2Studie 22 Dachofl S40.jpg|center|260px|22. Dachoberflächentemperatur<br /> Südseite, 40° Dachneigung]]
| '''22. Dachoberflächentemperatur<br /> Südseite, 40° Dachneigung''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 22 Dachofl S40.jpg|center|260px|22. Dachoberflächentemperatur<br /> Südseite, 40° Dachneigung]]
| 23. Dachoberflächentemperatur<br /> Kiesdach [[Bild:BPhys GD 2Studie 23 Dachofl Kies.jpg|center|260px|23. Dachoberflächentemperatur<br /> Kiesdach]]
| '''23. Dachoberflächentemperatur<br /> Kiesdach''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 23 Dachofl Kies.jpg|center|260px|23. Dachoberflächentemperatur<br /> Kiesdach]]
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Betrachtet man die Lufttemperatur in Davos, zeigt sich nur an sehr wenigen Tagen im Jahr eine höhere Außen- als Inneraumtemperatur. Unter Berücksichtigung der Sonnen- und Globalstrahlung stellt sich, verglichen zur Lufttemperatur, eine höhere Dachoberflächentemperatur ein. <br />
Betrachtet man die Lufttemperatur in Davos, zeigt sich nur an sehr wenigen Tagen im Jahr eine höhere Außen- als Inneraumtemperatur. Unter Berücksichtigung der Sonnen- und Globalstrahlung stellt sich, verglichen zur Lufttemperatur, eine höhere Dachoberflächentemperatur ein. <br />
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|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;">  Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit für Bauteile <br> nach Abb. 11 </span>  
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;">  Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit für Bauteile <br> nach Abb. 11 </span>  
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|align="center" width="460px" | '''26. Gebrauchstauglichkeit Steildach (40°/ Mineralwolle 035''' (INTELLO 400 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen) [[Bild:BPhys GD 2Studie 26 Gebrtglk 40-400.jpg|center|400px|26. Gebrauchstauglichkeit Steildach (40°/ Mineralwolle 035 (INTELLO 400 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)</small>]]
| width="460px" | '''26. Gebrauchstauglichkeit Steildach 40° <br> (Mineralwolle 035 (INTELLO 400 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 26 Gebrtglk 40-400.jpg|center|400px|26. Gebrauchstauglichkeit Steildach (40°/ Mineralwolle 035 (INTELLO 400 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)</small>]]
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| '''27. Gebrauchstauglichkeit Kiesdächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 300 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 27 Gebrtglk Kies 300.jpg|center|400px|27. Gebrauchstauglichkeit Kiesdächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 300 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)</small>]]
| '''27. Gebrauchstauglichkeit Kiesdächer <br> (Mineralwolle 035 (INTELLO 300 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 27 Gebrtglk Kies 300.jpg|center|400px|27. Gebrauchstauglichkeit Kiesdächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 300 mm; DB+ 200 mm) / Holzkirchen)</small>]]
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| '''28. Gebrauchstauglichkeit Gründächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 200 mm; DB+ 180 mm) / Holzkirchen)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 28 Gebrtglk Gruen 200.jpg|center|400px|28. Gebrauchstauglichkeit Gründächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 200 mm; DB+ 180 mm) / Holzkirchen) </small>]]
| '''28. Gebrauchstauglichkeit Gründächer <br> (Mineralwolle 035 (INTELLO 200 mm; DB+ 180 mm) / Holzkirchen)''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 28 Gebrtglk Gruen 200.jpg|center|400px|28. Gebrauchstauglichkeit Gründächer (Mineralwolle 035 (INTELLO 200 mm; DB+ 180 mm) / Holzkirchen) </small>]]
|}
|}
Neben dem Bauschadens-Freiheits-Potenzial ist es weiterhin entscheidend, welche Feuchtigkeitsgehalte sich im Bauteil im Gebrauchszustand einstellen. Bei einer feuchtetechnischen Bemessung wird zunächst ermittelt, welche Schichten im Bauteil einer kritischen Betrachtung unterzogen werden müssen. Im Regelfall sind diese Schichten außen angeordnete Holzschalungen oder Holzwerkstoffplatten (OSB- oder 3-Schicht-Platten). Sind diese identifiziert werden instationäre Berechnungen durchgeführt und das Bauteil im Bemessungsprozess erforderlichenfalls so lange durch eine wachsende Zusatzdämmung oberhalb der Tragkonstruktion ergänzt bis sich die Feuchtegehalte in der oder den kritischen Schichten unterhalb von zulässigen Werten einstellen.
Neben dem Bauschadens-Freiheits-Potenzial ist es weiterhin entscheidend, welche Feuchtigkeitsgehalte sich im Bauteil im Gebrauchszustand einstellen. Bei einer feuchtetechnischen Bemessung wird zunächst ermittelt, welche Schichten im Bauteil einer kritischen Betrachtung unterzogen werden müssen. Im Regelfall sind diese Schichten außen angeordnete Holzschalungen oder Holzwerkstoffplatten (OSB- oder 3-Schicht-Platten). Sind diese identifiziert werden instationäre Berechnungen durchgeführt und das Bauteil im Bemessungsprozess erforderlichenfalls so lange durch eine wachsende Zusatzdämmung oberhalb der Tragkonstruktion ergänzt bis sich die Feuchtegehalte in der oder den kritischen Schichten unterhalb von zulässigen Werten einstellen.
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==== Verfahren zur Bemessung ====
==== Verfahren zur Bemessung ====
Für eine feuchtetechnische Bemessung ist es sinnvoll, Feuchteeinträge durch unvermeidbare Restleckagen (Konvektion) zu berücksichtigen.  
Für eine feuchtetechnische Bemessung ist es sinnvoll, Feuchteeinträge durch unvermeidbare Restleckagen ([[Konvektion]]) zu berücksichtigen.  
Dazu bietet WUFI pro die Möglichkeit mithilfe des Luftinfiltrationsmodells den Feuchteeintrag infolge Konvektion in die Wärmedämmebene zu simulieren. Der Maßstab ist der hüllflächenbezogene Luftwechsel q<sub>50</sub>, der sich nicht wie der n<sub>50</sub>-Wert auf das Volumen, sondern auf die Außenhülle eines Gebäudes bezieht. Der q<sub>50</sub>- und der [[Luftwechselrate|n<sub>50</sub>-Wert]] sind bis zu einem A/V-Verhältnis (Hüllfläche zu Volumen des betrachteten Gebäudes) von 0,9 1/m in etwa zahlengleich. Bei kleineren A/V-Verhältnissen sinkt der q<sub>50</sub>-Wert im Vergleich zum [[Luftwechselrate|n<sub>50</sub>-Wert]] (z. B. A/V = 0,7 1/m: q<sub>50</sub>-Wert = 2,3 m³/m²·h bei n<sub>50</sub> = 3 1/h) (vgl. <ref name="Qu_09" />).
Dazu bietet [[WUFI pro]] die Möglichkeit mithilfe des Luftinfiltrationsmodells den Feuchteeintrag infolge Konvektion in die Wärmedämmebene zu simulieren. Der Maßstab ist der hüllflächenbezogene Luftwechsel q<sub>50</sub>, der sich nicht wie der n<sub>50</sub>-Wert auf das Volumen, sondern auf die Außenhülle eines Gebäudes bezieht. Der q<sub>50</sub>- und der [[Luftwechselrate|n<sub>50</sub>-Wert]] sind bis zu einem A/V-Verhältnis (Hüllfläche zu Volumen des betrachteten Gebäudes) von 0,9 1/m in etwa zahlengleich. Bei kleineren A/V-Verhältnissen sinkt der q<sub>50</sub>-Wert im Vergleich zum [[Luftwechselrate|n<sub>50</sub>-Wert]] (z. B. A/V = 0,7 1/m: q<sub>50</sub>-Wert = 2,3 m³/m²·h bei n<sub>50</sub> = 3 1/h) (vgl. <ref name="Qu_09" />).


Das '''Luftinfiltrationsmodell''' unterscheidet standardmäßig drei Luftdichtigkeitsklassen (A, B, C), welche einem q<sub>50</sub>-Wert von 1 m³/m²·h (Klasse A), 3 m³/m²·h (Klasse B) und 5 m³/m²·h (Klasse C) entsprechen. Klasse A kann bei vorelementierten Bauteilen bzw. bei geprüfter Luftdichtheit mit Leckageortung, Klasse B bei geprüfter Luftdichtheit und Klasse C bei Konstruktionen mit ungeprüfter Luftdichtheit angenommen werden, um die unvorhergesehene Feuchtelast durch Leckagen zu simulieren. <br />
Das '''Luftinfiltrationsmodell''' unterscheidet standardmäßig drei Luftdichtigkeitsklassen (A, B, C), welche einem q<sub>50</sub>-Wert von 1 m³/m²·h (Klasse A), 3 m³/m²·h (Klasse B) und 5 m³/m²·h (Klasse C) entsprechen. Klasse A kann bei vorelementierten Bauteilen bzw. bei geprüfter Luftdichtheit mit Leckageortung, Klasse B bei geprüfter Luftdichtheit und Klasse C bei Konstruktionen mit ungeprüfter Luftdichtheit angenommen werden, um die unvorhergesehene Feuchtelast durch Leckagen zu simulieren. <br />
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=== Flankendiffusion ===
=== Flankendiffusion ===
{|align="right" width="460px" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 20px; padding: 5px 5px 5px 5px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
{|align="right" width="460px" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 20px; padding: 5px 5px 5px 5px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
|+ id="Ü-id" | '''2-dimensionale Berechnung der Wärme- und Feuchteströme mit WUFI 2D'''
|+ id="Ü-id" | <span style="font-size:130%;">  2-dimensionale Berechnung der <br> Wärme- und Feuchteströme mit WUFI 2D </span>
|- id="K-id"
|- id="K-id"
| '''29. Konstruktionsaufbau: Einbindende Wand'''
| '''29. Konstruktionsaufbau: Einbindende Wand'''
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|-
| style="border-bottom:solid; border-width:1px; border-color:#aaaaaa;" | [[Bild:BPhys_GD_2Studie_26_komstruktionsaufbau.jpg|center|400px|]] <br />
| [[Bild:BPhys_GD_2Studie_26_komstruktionsaufbau.jpg|center|400px|]] <br> <br>
|-
|-
| '''30. Feuchteerhöhung mit einer [[PE]]-Folie <br /> &nbsp; &nbsp; &nbsp; ⇒ Auffeuchtung = Bauschaden'''
| '''30. Feuchteerhöhung mit einer [[PE]]-Folie <br> &nbsp; &nbsp; &nbsp; ⇒ Auffeuchtung = Bauschaden''' <br> <br>
|-
|-
| &nbsp; &nbsp; &nbsp; '''Feuchtereduzierung mit der [[INTELLO]] <br /> &nbsp; &nbsp; &nbsp; ⇒ Austrocknung = [[Bauschadensfreiheit]]'''
| &nbsp; &nbsp; &nbsp; '''Feuchtereduzierung mit der [[INTELLO]] <br /> &nbsp; &nbsp; &nbsp; ⇒ Austrocknung = [[Bauschadensfreiheit]]'''
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|-
| style="border-bottom:solid; border-width:1px; border-color:#aaaaaa;" | [[Bild:BPhys_GD_2Studie_27_Flankendiffusion.jpg|center|400px|]] <br />
| [[Bild:BPhys_GD_2Studie_27_Flankendiffusion.jpg|center|400px|]] <br />
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| height="60px" align="center" style="background:#CD071E; border: 2px solid #CD071E; color: #FFF;" |'''Ansteigender Feuchtegehalt im Bauteil mit <br /> PE-Folie s<sub>d</sub>-Wert = 100 m konstant'''
| height="60px" align="center" style="background:#CD071E; border: 2px solid #CD071E; color: #FFF;" |'''Ansteigender Feuchtegehalt im Bauteil mit <br /> PE-Folie s<sub>d</sub>-Wert = 100 m konstant'''
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==== Wandkonstruktionen ====
==== Wandkonstruktionen ====
{{{TabH1/2 r}} Temperaturverläufe Wand, Putzfassade hell
{|align="right" width="460px" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 20px; padding: 5px 5px 5px 5px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"
|-
|+ id="Ü-id" |  <span style="font-size:130%;"> Temperaturverläufe Wand, Putzfassade hell </span>
|- id="K-id"
| colspan="2" align="center" width="600px" | '''Holzkirchen'''
| colspan="2" align="center" width="600px" | '''Holzkirchen'''
|-
|-
| 31. Wandtemperatur Nordseite [[Bild:BPhys GD 2Studie 31 Wandtemp N Holzk.jpg|center|240px|31. Wandtemperatur Nordseite]]
| '''31. Wandtemperatur Nordseite''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 31 Wandtemp N Holzk.jpg|center|260px|31. Wandtemperatur Nordseite]]
| 32. Wandtemperatur Südseite [[Bild:BPhys GD 2Studie 32 Wandtemp S Holzk.jpg|center|240px|32. Wandtemperatur Südseite]]
| '''32. Wandtemperatur Südseite''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 32 Wandtemp S Holzk.jpg|center|260px|32. Wandtemperatur Südseite]]
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|-
|  colspan="2" align="center" | '''Davos'''
|  colspan="2" align="center" | <br> '''Davos'''
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|-
| 33. Wandtemperatur Nordseite [[Bild:BPhys GD 2Studie 33 Wandtemp N Davos.jpg|center|240px|33. Wandtemperatur Nordseite]]
| '''33. Wandtemperatur Nordseite''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 33 Wandtemp N Davos.jpg|center|260px|33. Wandtemperatur Nordseite]]
| 34. Wandtemperatur Südseite [[Bild:BPhys GD 2Studie 34 Wandtemp S Davos.jpg|center|240px|34. Wandtemperatur Südseite]]
| '''34. Wandtemperatur Südseite''' [[Bild:BPhys GD 2Studie 34 Wandtemp S Davos.jpg|center|260px|34. Wandtemperatur Südseite]]
|}
|}
Wandkonstruktionen erfahren durch ihre senkrechte Ausrichtung eine geringere Erwärmung durch die Sonne als Dächer. Daher ist das [[Rücktrocknungspotenzial]] geringer. Im Regelfall sind Wände im Gegensatz zu Dächern außenseitig nicht diffusionsdicht. Es werden keine Bitumenbahnen verwendet, da im Gegensatz z. B. zu [[Flachdach|Flachdächer]]n und [[Gründach|Gründächer]]n keine hohen Anforderungen an die Wasserdichtheit bestehen. <br />
Wandkonstruktionen erfahren durch ihre senkrechte Ausrichtung eine geringere Erwärmung durch die Sonne als Dächer. Daher ist das [[Rücktrocknungspotenzial]] geringer. Im Regelfall sind Wände im Gegensatz zu Dächern außenseitig nicht diffusionsdicht. Es werden keine Bitumenbahnen verwendet, da im Gegensatz z. B. zu [[Flachdach|Flachdächer]]n und [[Gründach|Gründächer]]n keine hohen Anforderungen an die Wasserdichtheit bestehen. <br />
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=== Konstruktionen ===
=== Konstruktionen ===
{|align="right" width="460px" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 20px; padding: 5px 5px 5px 5px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
{|align="right" width="460px" style="border-style:solid; border-width:1px; margin: 0px 0px 0px 20px; padding: 5px 5px 5px 5px;" class="rahmenfarbe1" id="ganz_oben"  
|+ id="Ü-id" | '''Voraussetzung für die Wirkung feuchtevariabler Dampfbremsen'''
|+ id="Ü-id" | <span style="font-size:130%;"> Voraussetzung für die Wirkung <br> feuchtevariabler Dampfbremsen </span>
|- id="K-id"
|- id="K-id"
| '''35. Innenseitig dürfen sich nur diffusionsoffene Bauteilschichten befinden, um eine Austrocknung von Feuchtigkeit durch die Rückdiffusion zum Innenraum nicht zu behindern.'''
| '''35. Innenseitig dürfen sich nur diffusionsoffene Bauteilschichten befinden, um eine Austrocknung von Feuchtigkeit durch die Rückdiffusion zum Innenraum nicht zu behindern.'''
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Konstruktionen mit außenseitig diffusionsdichtem Aufbau, z. B. Bitumenbahnen, [[Flachdach|Flachdächer]] und [[Gründach|Gründächer]] sowie Dächer mit Blecheindeckungen, verringern die bauphysikalischen Sicherheiten des Bauteils. <br />
Konstruktionen mit außenseitig diffusionsdichtem Aufbau, z. B. Bitumenbahnen, [[Flachdach|Flachdächer]] und [[Gründach|Gründächer]] sowie Dächer mit Blecheindeckungen, verringern die bauphysikalischen Sicherheiten des Bauteils. <br />
[[Vollholzschalung]]en bieten höhere Sicherheiten als [[Holzwerkstoffplatte]]n (z. B. [[OSB]]), da Holz einen feuchtevariablen Diffusionswiderstand hat und kapillar leitend ist. <br />  
[[Vollholzschalung]]en bieten höhere Sicherheiten als [[Holzwerkstoffplatte]]n (z. B. [[OSB]]), da Holz einen feuchtevariablen Diffusionswiderstand hat und kapillar leitend ist. <br />  
Die INTELLO-Linie bietet durch die große Feuchtevariabilität ein sehr hohes Sicherheitspotenzial, auch bei [[Holzwerkstoff]]en.
Die INTELLO-Linie bietet durch die große Feuchtevariabilität ein sehr hohes Sicherheitspotenzial.


=== Steildachkonstruktionen ===
=== Steildachkonstruktionen ===
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Für Holzrahmenbau-Wandkonstruktionen mit [[WDVS|WDV-Systemen]] aus Schaumdämmstoffen oder für Innendämmungen von Konstruktionen aus Mauerwerk oder Beton können die feuchtevariablen Dampfbremsen ebenfalls eingesetzt werden. Für die feuchtetechnische Bewertung muss muss ein Bauphysiker beauftragt werden. Die technische Hotline von pro clima kann hier ebenfalls Unterstützung bieten.
Für Holzrahmenbau-Wandkonstruktionen mit [[WDVS|WDV-Systemen]] aus Schaumdämmstoffen oder für Innendämmungen von Konstruktionen aus Mauerwerk oder Beton können die feuchtevariablen Dampfbremsen ebenfalls eingesetzt werden. Für die feuchtetechnische Bewertung muss muss ein Bauphysiker beauftragt werden. Die technische Hotline von pro clima kann hier ebenfalls Unterstützung bieten.


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=== Qualitätssicherung ===
=== Qualitätssicherung ===
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Die intelligente Funktionsweise von allen Bahnen der INTELLO-Linie und der DB+ unterstützt diese Sicherheitsregel und ermöglicht die Realisation von besonders sicheren Konstruktionen.
Die intelligente Funktionsweise von allen Bahnen der INTELLO-Linie und der DB+ unterstützt diese Sicherheitsregel und ermöglicht die Realisation von besonders sicheren Konstruktionen.
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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<ref name="Qu_10">WTA-Merkblatt 6-8: ''Feuchtetechnische Bewertung von Holzbauteilen – Vereinfachte Nachweise und Simulation''; Fraunhofer IRB-Verlag; 08/2016</ref>
<ref name="Qu_10">WTA-Merkblatt 6-8: ''Feuchtetechnische Bewertung von Holzbauteilen – Vereinfachte Nachweise und Simulation''; Fraunhofer IRB-Verlag; 08/2016</ref>
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Stand: 12-2025


== Download dieser Studie ==
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