Pflanzenöl: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 12. Mai 2010, 18:58 Uhr

Pflanzenöl

Als Kraftstofflieferanten werden einheimische Pflanzen genutzt. Aus klimatischen Gründen lässt sich Raps hierzulande am kostengünstigsten anbauen und verwerten. Auch Sonnenblumen kommen in Frage; ihr Öl ist in der Produktion jedoch deutlich teurer.

Weltweit weisen auch Soja und Palmöl beträchtliche Potenziale auf, die aufgrund ihrer Zusammensetzung in Mitteleuropa jedoch nur bedingt eingesetzt werden können.

Biodiesel wird aus Pflanzenöl gewonnen.

Steckbrief Rapsölkraftstoff
Rohstoffe Rapsöl
Jahresertrag je Hektar ca. 1.550 l/ha (Dieseläquvalent: 1.480 l/ha )
Kraftstoff-Äquivalent 1l Rapsöl ersetzt ca. 0,96l Diesel
Marktpreis 0,75 – 1,05 EUR/l (Stand September/2008)
CO2-Minderung > 80% gegenüber Diesel
Technische Hinweise Umrüstung des Motors erforderlich

Rohstoffe

Als Rohstoff werden einheimische Pflanzen aber auch zunehmend Palm- und Sojapflanzen genutzt. Aus klimatischen Gründen lässt sich Raps hierzulande am kostengünstigsten anbauen und verwerten. Dabei hat Raps einen Ölgehalt von etwa 42%. Auch Sonnenblumen kommen als Rohstoff in Frage, aus Kostengründen spielen sie in Deutschland jedoch eine untergeordnete Rolle. Da Soja- und Palmöle gegenüber Rapsöl in der Regel preisliche Vorteile bieten, werden auch diese Öle in Deutschland als Kraftstoff genutzt. Sie dienen jedoch vor allem als Rohstoff für die Biodieselherstellung und für Pflanzenöl-BHKW.

Um den Anbau von Ölpflanzen zur Energiegewinnung auch auf Grenzertragsstandorten zu erweitern, werden Ölpflanzenarten wie z. B. Leindotter genauer betrachtet. In einem FNR-Projekt wurde untersucht, unter welchen Bedingungen Leindotteröl als Kraftstoff oder Zumischkomponente eingesetzt werden kann.

Herstellung von Pflanzenöl als Kraftstoff

Grundsätzlich gibt es zwei Herstellungsverfahren für Pflanzenöl: Die dezentrale Kaltpressung, die oft direkt in landwirtschaftlichen Betrieben oder Genossenschaften stattfindet, und die zentrale Herstellung durch Hexanextraktion in industriellen Großanlagen.

Bei der Kaltpressung wird die gereinigte Ölsaat ausschließlich durch mechanischen Druck bei Temperaturen von max. 40°C ausgepresst; Schwebstoffe werden durch Filtration oder Sedimentation entfernt. Neben dem Öl bleibt der Presskuchen mit einem Restölgehalt von mehr als 10% übrig, der als eiweißreiches Tierfutter genutzt wird.

Bei der zentralen Ölgewinnung werden die Ölsaaten nach einer Vorbehandlung bei höheren Temperaturen ausgepresst. Aus dem verbleibenden Ölpresskuchen wird das restliche Öl mit Lösemitteln bei Temperaturen bis 80°C herausgelöst. Übrig bleibt das so genannte Extraktionsschrot, das ebenfalls als Tierfutter zum Einsatz kommt. Die Lösemittel werden anschließend durch Verdampfen vom Öl abgetrennt. Nach diesen Verfahrensschritten enthält das Öl mehr unerwünschte Begleitstoffe als bei der Kaltpressung, die anschließend durch Raffination entfernt werden. Endprodukt ist ein auch als Vollraffinat bezeichnetes Pflanzenöl.

Vergleich (de)-zentrale Pflanzenölerzeugung

Vorlage:TabF2

Ölgewinnung aus 1 t Rapssaat dezentral zentral
Abpressgrad [%] 80 99
Ölausbeute [kg/t Saat] 336 416
Ausbeute Presskuchen [kg/t Saat] 660
Ausbeute Extraktionsschrot [kg/t Saat] - 580
Ölertrag [l/t Saat] 365 452
Ölertrag [l/ha] 1.278 1.582

Konkrete Informationen zur Herstellung von Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen". Dieses Handbuch liefert Hinweise zur Planung und Auswahl der technischen Komponenten, zur Lagerung und Qualitätssicherung aber auch zu wirtschaftlichen Aspekten und rechtlichen Rahmenbedingungen.

Eine Liste von Anbietern von Pflanzenölpressen sowie Pflanzenölproduzenten finden Sie unter:

Umrüstung

Bevor unverändertes Pflanzenöl als Kraftstoff genutzt wird, muss der Motor an den Kraftstoff angepasst werden, um den Viskositäts- und Verbrennungseigenschaften der Pflanzenöle gerecht zu werden. Mehrere Anbieter in Deutschland haben dafür verschiedene Umrüstkonzepte entwickelt. Diese sorgen entweder für die Vorwärmung von Kraftstoff und Einspritzsystemen oder verfügen über ein "2-Tank-System", bei dem der Motor mit Diesel startet und erst bei Betriebstemperatur auf Pflanzenölbetrieb umschaltet.

Die verschiedenen, in der Praxis inzwischen genutzten Umrüstverfahren kosten je nach Motor zwischen gut einem und mehreren Tausend Euro. Eine Garantie auf Veränderungen am Motor wird nicht immer gewährt.

Gut erprobt sind Anpassungen von älteren Vorkammer-Diesel-Motoren, wohingegen in modernen Common-rail- oder Pumpe-Düse-Systemen nicht alle Probleme restlos gelöst sind. Zudem erfordert der Eintrag von Pflanzenöl in das Motoröl häufig deutlich verkürzte Ölwechselintervalle.

In nicht angepassten Motoren sollte Pflanzenöl weder in Reinform noch in Mischungen mit Diesel zum Einsatz kommen, da seine Verbrennungseigenschaften zu stark von denen des Dieselkraftstoffes abweichen und Schäden an den Einspritzsystemen sowie durch Ablagerungen im Motor nicht auszuschließen sind.

Derzeit wird daran gearbeitet, einen pflanzenöltauglichen Traktor zur Serienreife zu bringen. Im Rahmen eines Projektes, das die Fachagentur im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums begleitet, wollen die John Deere Werke Mannheim, die Vereinigten Werkstätten für Pflanzenöltechnologie (VWP) und die Universität Rostock, Traktormotoren auf den Pflanzenölkraftstoff anpassen und auf langfristige Betriebssicherheit untersuchen. Diese Motoren erfüllen selbstverständlich die Grenzwerte der Abgasstufe T3.

Ein ab Werk für den Betrieb mit Pflanzenöl freigegebener Traktor bringt klare Vorteile mit sich, da die Sicherheit der Werksgarantie und die Betreuung durch den Fachhandel gegeben ist.

Bereits im 100-Traktoren-Demonstrationsprojekt ("Praxiseinsatz von serienmäßig neuen rapsöltauglichen Traktoren") wurde die Praxistauglichkeit von Rapsöl in serienmäßig gefertigten Traktoren getestet. Dabei wurde deutlich, dass nicht jeder Motortyp für den Betrieb mit Rapsöl geeignet ist sowie ein störungsfreier Motorbetrieb nur auf Basis einer genormten Kraftstoffqualität möglich ist.

Drei Jahre nach Abschluss dieses Projektes wurden 76 Traktoren im Jahr 2008 erneut wissenschaftlich untersucht. Die Auswertung der Tier I-Motoren im Rapsölbetrieb von 2001 bis 2008 stützt sich auf 69 Traktoren mit 1-Tanksystem und 7 Traktoren mit 2-Tanksystem. Ziele des Projektes (Dauerhaltbarkeit von Rapsölmotoren im Praxiseinsatz) waren die Dokumentation und Bewertung des Zustands der Traktoren, die Erfassung des Aufwandes der Traktorenbetreiber beim Einsatz von Rapsölkraftstoff und die Erfassung aller Betriebsstörungen sowie das Leistungsverhalten der Traktoren in den letzten drei Jahren.

Kraftstoffeigenschaften und -qualität

Reines Pflanzenöl hat bestimmte Eigenschaften, die es von Dieselkraftstoff unterscheiden und seinen Einsatz im Verbrennungsmotor nur nach Anpassungsmaßnahmen ermöglichen. Die Viskosität von Pflanzenöl ist vor allem bei niedrigen Temperaturen bis zu zehn mal höher als die von fossilem Diesel, was bei herkömmlichen Motoren zu technischen Herausforderungen insbesondere beim Winterbetrieb und beim Kaltstart des Motors führt. Der Flammpunkt liegt mit rund 240 oC deutlich höher als der von normalem Diesel, Pflanzenöl ist deshalb bei Lagerung und Transport besonders sicher, einfach handhabbar und in keine Gefährdungsklasse der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten eingestuft.

Entscheidend für einen störungsfreien Betrieb ist die Qualität des Pflanzenöls. Um die Qualität von Rapsöl zu definieren, hat die Bayerische Landesanstalt für Landtechnik Weihenstephan im Jahr 2000 den so genannten RK-Qualitätsstandard 5/2000 für Rapsöl als Kraftstoff veröffentlicht. Diese Anforderungen bildeten auch die Grundlage für die Vornorm DIN V 51605. Mit der DIN V 51605 liegt somit seit Juli 2006 eine rechtsverbindliche Norm für die Produktion und Vermarktung von Rapsöl als Kraftstoff vor. Sie wird durch Bezugnahme verbindlich - z.B. in einem Vertrag zwischen privaten Parteien oder in Gesetzen und Verordnungen.

Mit der DIN V 51605 ist der Normungsprozess aber nicht abgeschlossen. In Hinblick auf steigende emissionsrechtliche und motorentechnische Anforderungen wird die Vornorm nach hinreichenden Erfahrungen bei der Anwendung von Rapsölkraftstoff in "Vornorm-Qualität" und dann bei erkennbarem Bedarf zur Norm weiterentwickelt.

Konkrete Informationen zur Qualitätssicherung Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen".

Die DIN V 51605 kann beim Beuth-Verlag unter www.beuth.de bezogen werden.

Tipps und Hinweise für die Praxis

siehe Tipps und Hinweise für die Praxis

Verbreitung

2008 wurden in Deutschland 418.000 Tonnen (2007: 840.000 t) Pflanzenöl als Kraftstoff abgesetzt. Den größten Anteil davon fragte der Nutzfahrzeugsektor nach. Auch in der Landwirtschaft hat sich Pflanzenöl gut etabliert.

Das Netz der Pflanzenöltankstellen Deutschland besteht erst aus ca. 400 Stationen. Da jedoch zusätzliche Kosten für Umrüstung und häufigere Ölwechsel anfallen, rechnet sich das Fahren mit Pflanzenöl erst mit höheren km-Fahrleistungen- bei PKW´s ab ca. 100.000 km. Die Entwicklung und Serienfertigung von pflanzenöltauglichen Motoren durch die Automobilindustrie ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Erste Traktoren, die ab Werk für Pflanzenölkraftstoff freigegeben sind, wurden bereits auf der Agritechnika 2007 vorgestellt. Eine Liste mit Pflanzenöltankstellen in Deutschland finden Sie unter: www.pflanzenoel-tankstelle.de.

Siehe auch

Quelle