Pflanzenöl: Unterschied zwischen den Versionen

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|valign="top"|[[Bild:Umwelt nawaro pflanzenoel kraftstoffeigenschaft.png|thumb|800px| Pflanzenöle (Kraftstoffeigenschaften) - Quelle: TFZ, ASG, [[FNR]] (geändert 2011)]]
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Als Rohstoff werden einheimische Pflanzen aber auch zunehmend Palm- und Sojapflanzen genutzt. Aus klimatischen Gründen lässt sich Raps hierzulande am kostengünstigsten anbauen und verwerten. Dabei hat [[Raps]] einen Ölgehalt von etwa 42%. Auch Sonnenblumen kommen als Rohstoff in Frage, aus Kostengründen spielen sie in Deutschland jedoch eine untergeordnete Rolle. Da Soja- und Palmöle gegenüber [[Raps]]öl in der Regel preisliche Vorteile bieten, werden auch diese Öle in Deutschland als Kraftstoff genutzt. Sie dienen jedoch vor allem als Rohstoff für die [[Biodiesel]]herstellung und für Pflanzenöl-[[BHKW]].
Die Voraussage Rudolf Diesels erfüllen heute überwiegend einheimische Ölpflanzen, die als Rohstofflieferant dienen. So wird in Deutschland vor allem Rapsöl als Kraftstoff eingesetzt. Auch die Nutzung von Soja-, Palm- und Sonnenblumenöl ist prinzipiell möglich, jedoch durch die Norm für Rapsölkraftstoff (DIN 51605) eingeschränkt.


Um den Anbau von Ölpflanzen zur Energiegewinnung auch auf Grenzertragsstandorten zu erweitern, werden Ölpflanzenarten wie z. B. Leindotter genauer betrachtet. In einem [[FNR]]-Projekt wurde untersucht, unter welchen Bedingungen  Leindotteröl als Kraftstoff oder Zumischkomponente eingesetzt werden kann.
[[Raps]] ist hierzulande die wichtigste Ölpflanze und gleichzeitig der wichtigste Eiweißlieferant. Etwa zwei Drittel der Saat werden zu eiweißreichem Futtermittel verarbeitet. Auf rund 1,4 Mio. Hektar oder etwa 12 Prozent der Ackerfläche wird Raps als bedeutendste Blattfrucht in unserer getreidebetonten Fruchtfolge angebaut.
 
Unter Berücksichtigung des einheimischen Rapsölbedarfs für Nahrungs- und Futtermittel sowie für industrielle Produkte bleibt eine verfügbare Fläche von ca. 1 Mio. Hektar zum Beispiel für die energetische Verwendung.
 
Die Nutzung von Raps und damit auch die von Rapsöl als Kraftstoff trägt nicht nur zur Sicherung der Einkommen in der Landwirtschaft bei, sie ermöglicht durch acker- und pflanzenbauliche Vorteile eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer landwirtschaftlichen Flächen und Kulturlandschaften.
 
Um den Anbau von Ölpflanzen zur Energiegewinnung auch auf Grenzertragsstandorten zu erweitern, werden Ölpflanzenarten wie z. B. Leindotter genauer betrachtet. In einem FNR-Projekt wurde untersucht, unter welchen Bedingungen  Leindotteröl als Kraftstoff oder Zumischkomponente eingesetzt werden kann.


=== Herstellung von Pflanzenöl als Kraftstoff ===
=== Herstellung von Pflanzenöl als Kraftstoff ===
Grundsätzlich gibt es zwei Herstellungsverfahren für Pflanzenöl: Die dezentrale Kaltpressung, die oft direkt in landwirtschaftlichen Betrieben oder Genossenschaften stattfindet, und die zentrale Herstellung durch Hexanextraktion in industriellen Großanlagen.
Grundsätzlich gibt es zwei Herstellungsverfahren für Pflanzenöle: die dezentrale Kaltpressung, die oft regional direkt in landwirtschaftlichen Betrieben oder Genossenschaften stattfindet, und die zentrale Herstellung in industriellen Großanlagen.


Bei der Kaltpressung wird die gereinigte Ölsaat ausschließlich durch mechanischen Druck bei Temperaturen von max. 40°C ausgepresst; Schwebstoffe werden durch Filtration oder Sedimentation entfernt. Neben dem Öl bleibt der Presskuchen mit einem Restölgehalt von mehr als 10% übrig, der als eiweißreiches Tierfutter genutzt wird.
'''Herstellung in dezentralen Ölmühlen:'''


Bei der zentralen Ölgewinnung werden die Ölsaaten nach einer Vorbehandlung bei höheren Temperaturen ausgepresst. Aus dem verbleibenden Ölpresskuchen wird das restliche Öl mit Lösemitteln bei Temperaturen bis 80°C herausgelöst. Übrig bleibt das so genannte Extraktionsschrot, das ebenfalls als Tierfutter zum Einsatz kommt. Die Lösemittel werden anschließend durch Verdampfen vom Öl abgetrennt. Nach diesen Verfahrensschritten enthält das Öl mehr unerwünschte Begleitstoffe als bei der Kaltpressung, die anschließend durch Raffination entfernt werden. Endprodukt ist ein auch als Vollraffinat bezeichnetes Pflanzenöl.
Bei der Kaltpressung – in der Regel in dezentralen Ölmühlen mit einer Verarbeitungskapazität von 0,5 bis 25 t Ölsaat pro Tag - wird die gereinigte Ölsaat ausschließlich durch mechanischen Druck bei Temperaturen von max. 40 °C ausgepresst. Die Schwebstoffe im Öl entfernen Filtrations- oder Sedimentationsverfahren. Neben dem Öl bleibt der Presskuchen mit einem Restölgehalt von 10 bis 18 % als eiweißreiches Tierfutter übrig. Die Ölausbeute liegt bei der Kaltpressung im Vergleich zur zentralen Ölpressung zwar niedriger, der schonende Pressvorgang ist jedoch Voraussetzung für die Herstellung hochwertiger, nativer Speiseöle. Für die Nutzung als Kraftstoff werden in einfachen Nachbehandlungsverfahren ablagerungs- und aschebildende Elemente im Rapsöl (Phosphor, Calcium, Magnesium) auf Minimalwerte reduziert.
 
'''Herstellung in zentralen, industriellen Ölmühlen:'''
 
Zentrale, industrielle Ölmühlen können pro Tag bis zu 4.000 t Saat verarbeiten und pressen die Ölsaaten nach einer Vorbehandlung bei höheren Temperaturen aus. Aus dem verbleibenden Ölpresskuchen wird das restliche Öl mit Lösemitteln bei Temperaturen bis 80 °C extrahiert, also herausgelöst. Übrig bleibt ein Extraktionsschrot, das ebenfalls als Tierfutter zum Einsatz kommt. Durch Verdampfen erfolgt die Abtrennung des Öls vom Lösungsmittel. Nach diesen Verfahrensschritten enthält das Öl einige unerwünschte Begleitstoffe, die anschließend durch Raffination entfernt werden. Endprodukt ist ein auch als Vollraffinat bezeichnetes Pflanzenöl.


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Konkrete Informationen zur Herstellung von Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen". Dieses Handbuch liefert Hinweise zur Planung und  Auswahl der technischen Komponenten, zur Lagerung und Qualitätssicherung aber auch zu wirtschaftlichen Aspekten und rechtlichen Rahmenbedingungen.   
Konkrete Informationen zur Herstellung von Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen". Dieses Handbuch liefert Hinweise zur Planung und  Auswahl der technischen Komponenten, zur Lagerung und Qualitätssicherung aber auch zu wirtschaftlichen Aspekten und rechtlichen Rahmenbedingungen.   
* [http://www.bio-energie.de/index.php?id=1205&idtitel=300&idkat=-1&pflanzen=0&verarbeitung=0&gruppen=0&level=403&spezial=0&titelsuche= Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen"].  
* [http://mediathek.fnr.de/herstellung-von-rapsolkraftstoff-in-dezentralen-olgewinnungsanlagen.html Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen"].  


Eine Liste von Anbietern von Pflanzenölpressen sowie Pflanzenölproduzenten finden Sie unter:
Eine Liste von Anbietern von Pflanzenölpressen sowie Pflanzenölproduzenten finden Sie unter:
* [http://www.bio-energie.de/index.php?id=360&tabelle=9&bhkw=1 Anbieter von Pflanzenölpressen]
* [http://datenbank.fnr.de/anbieter/bioenergie/biokraftstoffanlagen/ Anbieter von Pflanzenölpressen]
* [http://www.bio-energie.de/index.php?id=621&GID=0&OID=0&KID=22 zentrale Anlagen zur Herstellung von Pflanzenöl in Deutschland]
* [http://datenbank.fnr.de/karte/ zentrale Anlagen zur Herstellung von Pflanzenöl in Deutschland]


=== Umrüstung ===
=== Umrüstung ===
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=== Kraftstoffeigenschaften und -qualität ===
=== Kraftstoffeigenschaften und -qualität ===
Reines Pflanzenöl hat bestimmte Eigenschaften, die es von Dieselkraftstoff unterscheiden und seinen Einsatz im Verbrennungsmotor nur nach Anpassungsmaßnahmen ermöglichen. Die Viskosität von Pflanzenöl ist vor allem bei niedrigen Temperaturen bis zu zehn mal höher als die von fossilem Diesel, was bei herkömmlichen Motoren zu technischen Herausforderungen insbesondere beim Winterbetrieb und beim Kaltstart des Motors führt. Der Flammpunkt liegt mit rund 240 oC deutlich höher als der von normalem Diesel, Pflanzenöl ist deshalb bei Lagerung und Transport besonders sicher, einfach handhabbar und in keine Gefährdungsklasse der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten eingestuft.
Reines Pflanzenöl hat bestimmte Eigenschaften, die es von Dieselkraftstoff unterscheiden und seinen Einsatz im Verbrennungsmotor nur nach Anpassungsmaßnahmen ermöglichen. Die Viskosität von Pflanzenöl ist vor allem bei niedrigen Temperaturen bis zu zehn mal höher als die von fossilem Diesel, was bei herkömmlichen Motoren zu technischen Herausforderungen insbesondere beim Winterbetrieb und beim Kaltstart des Motors führt. Der Flammpunkt liegt mit rund 240 °C deutlich höher als der von normalem Diesel, Pflanzenöl ist deshalb bei Lagerung und Transport besonders sicher, einfach handhabbar und in keine Gefährdungsklasse der Verordnung über brennbare Flüssigkeiten eingestuft.


Entscheidend für einen störungsfreien Betrieb ist die Qualität des Pflanzenöls. Um die Qualität von Rapsöl zu definieren, hat die Bayerische Landesanstalt für Landtechnik Weihenstephan im Jahr 2000 den so genannten RK-Qualitätsstandard 5/2000 für Rapsöl als Kraftstoff veröffentlicht. Diese Anforderungen bildeten auch die Grundlage für die Vornorm DIN V 51605. Mit der DIN V 51605 liegt somit seit Juli 2006 eine rechtsverbindliche Norm für die Produktion und Vermarktung von Rapsöl als Kraftstoff vor. Sie wird durch Bezugnahme verbindlich - z.B. in einem Vertrag zwischen privaten Parteien oder in Gesetzen und Verordnungen.
Entscheidend für einen störungsfreien Betrieb ist die Qualität des Pflanzenöls. Um die Qualität von Rapsöl zu definieren, hat die Bayerische Landesanstalt für Landtechnik Weihenstephan im Jahr 2000 den so genannten RK-Qualitätsstandard 5/2000 für Rapsöl als Kraftstoff veröffentlicht. Diese Anforderungen bildeten auch die Grundlage für die Vornorm DIN V 51605. So lag bereits seit Juli 2006 eine rechtsverbindliche Norm für die Produktion und Vermarktung von Rapsöl als Kraftstoff vor.  


Mit der DIN V 51605 ist der Normungsprozess aber nicht abgeschlossen. In Hinblick auf steigende emissionsrechtliche und motorentechnische Anforderungen wird die Vornorm nach hinreichenden Erfahrungen bei der Anwendung von Rapsölkraftstoff in "Vornorm-Qualität" und dann bei erkennbarem Bedarf zur Norm weiterentwickelt.
Das Deutsche Institut für Normung e. V. hat im September 2010 die Norm DIN 51605 "Kraftstoffe für pflanzenöltaugliche Motoren - Rapsölkraftstoff - Anforderungen und Prüfverfahren" veröffentlicht. Diese löst somit die bisherige Vornorm DIN V 51605 ab.  


Konkrete Informationen zur Qualitätssicherung Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen".  
Konkrete Informationen zur Qualitätssicherung Pflanzenölkraftstoff finden Sie in dem Handbuch "Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen".  


Die DIN V 51605 kann beim Beuth-Verlag unter www.beuth.de bezogen werden.  
Die DIN V 51605 kann beim Beuth-Verlag unter www.beuth.de bezogen werden.


=== Verbreitung ===
=== Verbreitung ===
2008 wurden in Deutschland 418.000 Tonnen (2007: 840.000 t) Pflanzenöl als Kraftstoff abgesetzt. Den größten Anteil davon fragte der Nutzfahrzeugsektor nach. Auch in der Landwirtschaft hat sich Pflanzenöl gut etabliert.
Aufgrund attraktiver Rohstoffpreise wurden Mitte des vergangenen Jahrzehnts in Deutschland erhebliche Mengen an Pflanzenöl als Kraftstoff verbraucht. Für die Land- und  Forstwirtschaft, vor allem aber für Speditionen boten Pflanzenölkraftstoffe eine wirtschaftlich interessante und umweltfreundliche Alternative zum Dieselkraftstoff.
 
Bei steigenden Rohstoffpreisen in den vergangenen Jahren konnten die Mehrkosten für Motoranpassung, Wartung, Versicherung, Lagerung und Mehrverbrauch nicht mehr kompensiert werden. Fuhrparks stellten in dieser Folge ihre Fahrzeuge wieder auf Dieselkraftstoff um. Mit etwa 25.000 Tonnen lag der Absatz von Pflanzenölkraftstoff 2012 deutlich unter dem Maximum von 840.000 t aus dem Jahr 2007. Zu dieser Entwicklung trug auch die schrittweise Besteuerung von Pflanzenölen bei. So ist für Pflanzenölkraftstoff ab 2013 der volle Energiesteuersatz zu entrichten.
 
In der Land- und Forstwirtschaft bleibt der Einsatz von Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff von der Energiesteuer befreit. Da in diesem Sektor jedoch auch fossiler Dieselkraftstoff steuerbegünstigt ist, bleibt der Anreiz zur Verwendung von Pflanzenöl auch hier gering.


Das Netz der Pflanzenöltankstellen Deutschland besteht erst aus ca.  400 Stationen. Da jedoch zusätzliche Kosten für Umrüstung und häufigere Ölwechsel anfallen, rechnet sich das Fahren mit Pflanzenöl erst mit höheren km-Fahrleistungen- bei PKW´s ab ca. 100.000 km. Die Entwicklung und Serienfertigung von pflanzenöltauglichen Motoren durch die Automobilindustrie ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Erste Traktoren, die ab Werk für Pflanzenölkraftstoff freigegeben sind, wurden bereits auf der Agritechnika 2007 vorgestellt.
Ohne einen Preisabstand zum Dieselkraftstoff ist davon auszugehen, dass der Absatz von Pflanzenöl als Reinkraftstoff in Zukunft keine wesentliche Rolle spielen wird. Nach Branchenschätzungen ist zur Kompensation des Mehraufwandes in Abhängigkeit von Einsatzbereich und Jahreskraftstoffbedarf ein Preisabstand von etwa 20 Cent/l erforderlich.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Quelle ==
== Quelle ==
* [http://www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/pflanzenoel.html www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/pflanzenoel.html]
* [http://www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/pflanzenoel.html www.bio-kraftstoffe.info/kraftstoffe/pflanzenoel.html]
* http://mediathek.fnr.de/broschuren/bioenergie/bioenergie.html - Abgerufen: 10.10.2013
* http://mediathek.fnr.de/broschuren/bioenergie/bioenergie.html - Abgerufen: 11.08.2017
   
   


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