Definition

Jedes Baumaterial hat eine spezifische Wärmeleitfähigkeit (siehe auch Materialkonstante), die zahlenmäßig mit der Wärmeleitzahl (λ (Lambda)) ausgedrückt wird. Je kleiner der λ-Wert ist, desto besser ist die Wärmedämmwirkung bzw. Wärmedämmung des Materials. Ein Wärmedämmstoff hat einen sehr geringen λ-Wert von <0,1 W/mK. Die dämmende Wirkung wird dabei durch viele kleine vom Wärmedämmstoff umschlossene Poren und Lufteinschlüsse hergestellt.

Um sich die Wirkungsweise eines Wärmedämmstoffs besser vorstellen zu können, kann man diesen vereinfacht mit einem grobmaschigen Wollpullover vergleichen. Den wärmenden Effekt erreicht man nicht durch die Wolle, sondern durch die in den Maschen und in den Fäden vorhandenen Lufteinschlüsse. Um garantieren zu können, dass ein Wärmedämmstoff richtig dämmt muss er vor Feuchtigkeit und Luftbewegungen geschützt werden. Die Auswirkungen von Luftbewegungen kann man sich leicht mit dem Wollpullover verdeutlichen. Steht man an einem kalten Tag mit einem solchen Pullover draußen in einem windgeschützten Bereich, so wärmt der Pullover sehr gut. Sobald aber ein Windstoß kommt, wird die in den Poren erwärmte Luft abtransportiert und man beginnt schnell zu frieren. Schützt man den Pullover vor Luftbewegungen, z.B. durch einen Windbreaker, kann die warme Luft nicht abtransortiert werden und die wärmende Wirkung setzt wieder ein. Ebenso wichtig ist ein Schutz vor Feuchtigkeit. Wasser hat einen relativ hohen λ-Wert und leitet Wärme gut weiter. Ist ein Wärmedämmstoff feucht, so kann er nur so gut dämmen, wie das in ihm enthaltende Wasser.

Daraus resultiert, das nur ein vor Luftbewegungen und Feuchtigkeit geschützter Wärmedämmstoff wirklich dämmt. Eine Wärmedämmung ohne Luftdichtung erfährt also eine erhebliche Reduzierung ihrer Leistungsfähigkeit, da es zu Luftbewegungen kommt und dadurch erhebliche Mengen Feuchtigkeit über Konvektion in das Material eingeführt werden können. Ist ein Wärmedämmstoff nass, so dämmt er nur so gut wie das enthaltene Wasser und verliert deutlich an Leistungsfähigkeit.

Wärmedämmstoffgruppen

Dämmstoffe lassen sich aufgrund ihrer Rohstoffe in zwei Hauptgruppen einteilen - organisch und anorganisch. Darüber hinaus wird in den jeweiligen Gruppen zwischen natürlichen und synthetischen Materialien unterteilt. In Abhängigkeit der Struktur wird dann z. B. in Faserdämmstoffe, Schäume und Granulate unterschieden. Die größte Produktvielfalt hat die Gruppe der organisch natürlichen Rohstoffe zu bieten.

Dämmstoffgruppen
organisch (natürlich/nachwachsend) anorganisch bzw. mineralisch
natürliche Rohstoffe synthetische Rohstoffe natürliche Rohstoffe synthetische Rohstoffe
Flachs Harnstoff- F-Ortsschaum Blähglimmer Blähglas
Getreidegranulat Melaminharz-Hartschaum Blähton Kalzium-Silikat
Hanf Phenolharz-Hartschaum Naturbims Mineralfaser
Holzfaser Polyesterfaser Perlite Mineralschaum
Holzspäne expandiertes Polystyrol EPS Schaumglas
Holzwolle extrudiertes Polystyrol XPS
Kokosfaser Polyurethan Hartschaum PUR
Kork Polyurethan Ortsschaum PUR
Schafwolle
Schilfrohr
Stroh
Wiesengras
Zellulose

Wärmedämmstoffe im Überblick

Wärmedämmstoffe im Überblick
Material/Produkt Brandverhalten Baustoffklasse
DIN EN 13501 / DIN 4102
Diffussions-
widerstand
μ
Rohdichte
p

[kg/m³]
Wärmeleitfähig-
keit λD

[W/(mK)]
Spezifische
Wärmekapazität
c
[J/(kgK)]
Organische Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Flachs E (EN)
B2 (DIN)
1 – 2 30 – 50 0,040 – 0,050 1600
Hanf E (EN)
B2 (DIN)
1 – 2 20 – 40 0,040 – 0,060 1700
Holzfaser E (EN)
B2 (DIN)
1 – 5 40 – 270 0,038 – 0,055 1700 – 2100
Holzspäne B2 (DIN) 2 50 – 90 0,045 2100
Holzwolle LBP bis A2-s1,d0 (EN)
B1/B2 (DIN)
5 – 6 360 – 600 0,075 – 0,150 2100
Kokosfasern B2/B3 (DIN) 1 70 – 110 0,045 – 0,050 k. A.
Korkplatte E (EN)
B2 (DIN)
5 – 10 100 – 140 0,045 1800
Korkschrot B2 (DIN) 2 50 – 90 0,045 2100
Roggen/Getreide B2 (DIN) 0,050 – 0,070 1900
Schafwolle B2 (DIN) 1 – 5 10 – 25 0,040 – 0,045 1720
Schilfrohr B2 (DIN) 2 190 – 200 0,045 – 0,065 k. A.
Stroh B2 (DIN) 2 k. A. 0,090 – 0,150 k. A.
Zelluloseflocken E (EN)
B2 (DIN)
1 – 2 25 – 70 0,040 – 0,045 2100
Zelluloseplatten E (EN)
B2 (DIN)
1 – 2 65 – 100 0,040 – 0,045 2000
Anorganische Dämmstoffe aus synthetischen und natürlichen Rohstoffen
Blähglas A1 (DIN) k. A. 120 – 400 0,060 – 0,070
Blähglimmer A1 (DIN) 1 70 – 220 0,070
Blähton A1 (DIN) 2 – 8 300 – 800 0,080 – 0,200
Kalzium-Silikat A1/A2 (DIN) 3 100 – 120 0,050 – 0,070
Mineralschaum A1 (DIN) 5 k. A. 0,045
Perlite A1 (DIN) 4 – 5 90 – 300 0,045 – 0,100
Schaumglas A1/A2 (DIN) Dampfdicht 100 – 165 0,040 – 0,055
Konventionelle Mineralfaser Dämmstoffe
Glaswolle bis A1 (EN)
A1/A2/B1 (DIN)
1 – 2 10 – 400 0,032 – 0,050
Steinwolle bis A1 (EN)
A1/A2/B1 (DIN)
1 – 4 10 – 400 0,035 – 0,050
Konventionelle organisch-synthetische Dämmstoffe
Polyesterfaser B1 (DIN) 1 15 – 20 0,035 – 0,045
Polystyrol EPS 15 E (EN)
B1/B2 (DIN)
20 – 50 15 0,035 – 0,040
Polystyrol EPS 20 E (EN)
B1/B2 (DIN)
30 – 70 20 0,035 – 0,040
Polystyrol EPS 30 E (EN)
B1/B2 (DIN)
40 – 100 30 0,035 – 0,040
Polystyrol EPS 40 E (EN)
B1/B2 (DIN)
60 – 100 40 0,035 – 0,040
Polystyrol XPS E (EN)
B1/B2 (DIN)
80 – 300 28 – 45 0,030 – 0,040
Polyurethan PUR B1/B2 (DIN) 50 – 100 20 – 80 0,020 – 0,040
Innovative Entwicklungen am Dämmstoffmarkt
Vakuumdämmung A (DIN) Dampfdicht 0,004

Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit

Neben den bauphysikalischen Eigenschaften sollte ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten bei der Auswahl von Dämmstoffen hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Allumfassende Ökobilanzen sind für das einzelne Produkt jedoch nur sehr aufwändig zu erstellen, sind doch zahlreiche Parameter zu berücksichtigen, z. B. der Energieverbrauch bei Herstellung, Transport, Verarbeitung, Nutzung und Entsorgung. Ebenso spielen die Lebensdauer eines Rohstoffs, dessen Verfügbarkeit, Masseverbrauch und Wiederverwertbarkeit eine wichtige Rolle. Letztendlich sind auch noch die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bewohner, sowie der Beschäftigten in Handwerk und Produktion von großer Bedeutung. In den letzten Jahren haben sich mehrere Institute und öffentliche Einrichtungen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung mit Ökobilanzen von Dämmstoffen beschäftigt. Näheres dazu im Kapitel Ökobilanzen. Allgemein kann jedoch im Hinblick auf Energiebilanzen festgestellt werden, dass sich der erforderliche Energieaufwand bis zur Verarbeitung jedes marktüblichen Dämmstoffes innerhalb weniger Monate bis maximal 2 Jahren durch die Energieeinsparung amortisiert hat.

Fazit

Die wärmetechnische Ertüchtigung bestehender Gebäude und ein weitreichender Wärmeschutz für Neubauten werden aufgrund gesetzlicher Anforderungen sowie hoher und weiter steigender Energiepreise auch künftig ein zentrales Thema im Baugeschehen sein. Naturfaserdämmstoffe können und sollten dabei eine gewichtige Rolle spielen.

Naturfaserdämmstoffe verfügen über günstige bauphysikalische Eigenschaften, unterstützen durch ihre regionale Verfügbarkeit regionale Wirtschaftskreisläufe, benötigen meist nur kurze Transportwege und sind auf Basis nachwachsender Rohstoffe langfristig und „preiswert“ verfügbar.

Aufgrund vielfältiger Einsatzmöglichkeiten ökologischer Baumaterialien ist es grundsätzlich möglich, unter Beachtung bestehender Gesetze, Normen und Richtlinien auch moderne Energiesparhäuser oder energieeffiziente Gebäudesanierungen in konsequent ökologischer Bauweise durchzuführen. Dem Wunsch vieler Bauherren nach gesunden Wohn- und Arbeitsräumen in ressourcenschonender und umweltgerechter Bauweise kann dadurch entsprochen werden.

Quelle

der Absätze "Wärmedämmstoffgruppen", "Wärmedämmstoffe im Überblick" und "Fazit":

Bauzentrum München
Ökologische Wärmedämmstoffe
Autor:
Herbert Danner, Baubiologe (IBN)
Planungs- und Beratungsbüro für energieeffizientes, ökologisches und gesundes Bauen und Sanieren.
Stand: Juli 2009

Normenreihe

Die Normenreihe für Wärmedämstoffe finden sich in DIN EN 13162 bis DIN EN 13171.
Die Übersicht siehe: DIN#Wärmedämmstoff-Normen

Siehe auch