Konvektion
Konvektion - die häufig unvorhergesehene Luftströmung
Unvorhergesehen: Luftströmung (Konvektion) |
Abb 1. Feuchteeintrag in die Dämmung durch Leckagen |
Über eine 1 mm breite Fuge sind Feuchteeinträge von bis zu 800 %g Wasser am Tag möglich. |
Konvektion ist der Feuchtetransport durch Luftströmung, resultierend aus Undichtigkeiten der Gebäudehülle. Der Luftstrom wird angetrieben durch Druckunterschiede infolge vorherrschender Windverhältnisse oder durch Temperaturunterschiede. Zur Verhinderung von Konvektion ist die Gebäudehülle luftdicht auszuführen. [1]
Hintergrund:
Durch Konvektion, also Luftströmung, werden wesentlich größere Feuchtemengen in die Konstruktion transportiert als durch Diffusion. Die konvektiv eingebrachte Feuchtemenge kann leicht das 1000-fache der durch Diffusion eingetragenen Menge übersteigen (siehe Abb. 3).
Durch Leckagen in Konstruktionen mit äußeren diffusionsdichten Bauteilschichten eingedrungene Feuchtigkeit kann schnell zu einem Bauschaden führen. Konvektive Feuchteeinträge können wegen ihrer hohen Feuchtelast aber auch für außen diffusionsoffene Bauteile gefährlich werden, v. a. wenn bereits Tauwasser ausgefallen und es im winterlich kalten Klima zur Bildung von dampfbremsenden Eisschichten z. B. an der Unterdeckung gekommen ist. [2]
- Ergebnis der exemplarischen Laboruntersuchung
Bei der Studie vom Fraunhofer Institut für Bauphysik wurde der Feuchteeintrag in die Konstruktion gemessen.
Durch eine fugenfreie Dämmkonstruktion mit einer Dampfbremse mit einem sd-Wert von 30 m diffundieren pro Normwintertag 0,5 g Wasser pro Quadratmeter in die Konstruktion ein. Dieser rechnerische Wert wurde messtechnisch bestätigt. Auch bei diffusionsoffeneren Dampfbremsen mit einem sd-Wert von 2 m sind die Feuchtemengen für Konstruktionen generell problemlos.
Im gleichen Zeitraum strömt aber durch Konvektion über eine 1 mm breite Fuge in der Dampfbremse 800 g Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion ein.
Das entspricht einer Verschlechterung um den Faktor 1.600.
3. Feuchtigkeitsmenge durch Konvektion |
Feuchtetransport | ||
durch Dampfsperre: durch 1 mm Fuge: |
0,5 g/(m²·24 h) 800 g/(m·24 h) | |
Erhöhung Faktor: | 1.600 | |
Randbedingungen | ||
Dampfbremse sd-Wert: | 30 m | |
Innentemperatur: Außentemperatur: |
+20 °C 0 °C | |
Druckdifferenz: | 20 Pa (entspicht Windstärke 2-3) | |
Messung: | Institut für Bauphysik, Stuttgart [3] |
Abhängigkeit des Feuchteeintrags von der Fugenbreite |
Weitere Messreihen ergaben: siehe Grafik
Berechnungsmodelle für konvektiven Eintrag
Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Sanierungs-Studie[4]:
Der Antrieb der Konvektion ist der Druckunterschied zwischen dem Inneren eines Gebäudes und der Außenluft. Der Druckunterschied resultiert aus der Windanströmung des Gebäudes von außen und dem Aufsteigen der beheizten Luft innerhalb des bewohnten Raums (siehe Abb. 2).
Ab WUFI pro 5.0 steht für die Berechnung von konvektiven Feuchteeinträgen ein Luftinfiltrationsmodell zur Verfügung. Es kann auf Grundlage eines Austausches mit der Innenraumluft einen konvektiven Feuchteeintrag simulieren. Das setzt voraus, dass die Undichtheit der Konstruktion bekannt ist, denn diese dient dazu, den Feuchtigkeitseintrag zu quantifizieren.
Bei Luftströmungen durch Leckagen konzentriert sich der Feuchteeintrag auf eine kleine Fläche. Dadurch ist dieser um ein Vielfaches höher, als es die Berechnungsergebnisse darstellen können. Durch Konvektion kann durch eine Fuge von 1 mm Breite und 1 m Länge (= 1/1000 m²) eine Feuchtigkeitsmenge von 800 g/m und Tag durch Konvektion in die Wärmedämmkonstruktion
gelangen (siehe Abb. 3).
So viel Feuchtigkeit kann auch die diffusionsoffenste Unterdeckbahn nicht austrocknen lassen.
Anreicherung der Feuchtigkeitsmenge infolge innerer Konvektion
Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Sanierungs-Studie[4]:
Konvektionsströme können auch innerhalb von Konstruktionen auftreten. Durch die Erwärmung der Konstruktion von außen beim direkten Bescheinen durch die Sonne kann Feuchtigkeit innerhalb des Bauteils aufsteigen und sich ggf. an Stellen sammeln, an denen weitere Konvektionsvorgänge, z. B. durch Wechsel, unterbrochen sind.
Eisschichten sind Dampfsperren
Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Sanierungs-Studie[4]:
Kommt es zu einem Tauwasserausfall an Materialschichten, die im Frostbereich liegen (z. B. an außen liegenden Luftdichtungsbahnen), kann sich dort bei Minustemperaturen eine Eisschicht bilden. Infolge der verhinderten Austrocknung nach außen aus der Konstruktion heraus kommt es zur weiteren Bildung von sehr großen Kondensatmengen, die wiederum gefrieren. Das Resultat ist eine verringerte Dämmwirkung des eingesetzten Dämmstoffes sowie eine starke Gefährdung der in der Konstruktion enthaltenen Materialien.
Baupraktische Folgen mangelnder Luftdichtung
Schimmel aufgrund von Tauwasser |
Bauschäden durch Schimmelbildung drohen, wenn feuchtwarme Raumluft im Winter z. B. durch Fugen in der Dampfbrems- und Luftdichtungsebene in die Wärmedämmkonstruktion eindringt und große Mengen Tauwasser entstehen. Viele Schimmelpilze setzen als sekundäre Stoffwechselprodukte Gifte, u. a. MVOC (flüchtige organische Verbindungen), und Sporen frei, die für Menschen gesundheitsgefährdend sind. Sie gelten als Allergieauslöser Nummer Eins. Kontakt mit Schimmelpilzen sollte man dringend vermeiden. Dabei ist es unerheblich, ob die MVOC oder die Sporen über das Essen, also den Magen, oder über die Lunge mit der Luft in den Körper gelangen.
Einzelnachweise
- ↑ INFORMATIONSDIENST HOLZ, spezial, Flachdächer in Holzbauweise, Oktober 2008, S. 5
- ↑ Moll bauökologische Produkte GmbH, Bauphysik-Studie - Link zum Absatz; PDF: Download
- ↑ Deutsche Bauzeitung; Heft 12/89, Seite 1639 ff.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Moll bauökologische Produkte GmbH - Sanierungs-Studie: „Energietechnische Dachsanierungen von außen“
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Feuchtevariabilität
60/2 und 70/1,5-Regel •
1:1, 2:1 & 3:1 Lösung •
Bauschadens-Freiheits-Potenzial
Studie •
Sanierungs-Studie /
Kurzfassung:
Dachsanierung von außen •
Konstruktionsdetails