Kondensation - Taupunkt - Tauwassermenge

Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Studie[1]:

Die Wärmedämmung in Holz- und Stahlbauten trennt die warme Innenluft mit ihrem hohen Feuchtegehalt von der winterlich kalten Außenluft mit geringer absoluter Feuchtigkeit.

Dringt warme Innenraumluft (z. B. durch Konvektion) in ein Bauteil ein, kühlt sie sich auf ihrem Weg durch die Konstruktion ab. Dabei kann Wasser kondensieren. Ursächlich für den Wasserausfall ist das physikalische Verhalten der Luft: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte Luft.

Tauwasserausfall, Kondenswasser bzw. Kondensat tritt also auf, wenn beim Abkühlen der Luft die entsprechende Taupunkttemperatur erreicht wird, bzw. bei Überschreiten des Wasserdampfsättigungsdrucks.


 
Beim Abkühlen auf 0 °C
fällt Kondensat von 3,85 g/m³ Luft aus.

Bei der "Norm-Innenraumluft" (20 °C, 50 % rel. Luftfeuchtigkeit (rel LF)) liegt die Taupunkttemperatur bei 9,2 °C.

Aus einem Kubikmeter Luft, der in die Konstruktion eindringt und auf 0 °C abkühlt kondensieren 3,85 g Wasser,

 
Unter Normklimabedingungen
(20 °C / 50 % rel. Luftfeuchte) wird der Taupunkt bei 9,2 °C erreicht.
Bei -10 °C fällt Kondensat von 6,55 g/m³ Luft aus.
 
Bei erhöhter Raumluftfeuchtigkeit von 65 % rel. Luftfeuchte wird der Taupunkt schon bei 13,2 °C erreicht.
Bei -10 °C fällt Kondensat von 9,15 g/m³ Luft aus.


bei Abkühlung auf -10 °C (winterliche Norm-Außentemperatur n. DIN 4108) sind es sogar 6,55 g Wasser.

Bei höherer rel. Raumluftfeuchtigkeit (z. B. Neubauten mit 65 %) erhöht sich die Taupunkttemperatur und als unmittelbare Folge die Tauwassermenge.

Diese Baufeuchte mindert den Wärmedämmwert und kann zu Bauschäden (z. B. Schimmel) führen.


Tauwasser fällt an, wenn sich eine diffusionsdichtere Bauteilschicht unterhalb der Taupunkttemperatur befindet. Das heißt: Bauphysikalisch ungünstig sind Bauteilschichten, die auf der Außenseite der Wärmedämmung diffusionsdichter sind als die Bauteilschichten auf der Innenseite.

Sehr problematisch ist es, wenn warme Luft durch konvektive Ströme, d. h. infolge von Undichtheiten in der Luftdichtungsebene, in das Bauteil gelangen kann.



Primärtauwasser, Sekundärtauwasser - Sommerkondensat

Primärtauwasser

Primärtauwasser ist der Tauwasserausfall aufgrund zu großer Wasserdampfbelastung infolge Diffusion oder Konvektion (s. o.).

Sekundärtauwasser

Das Sekundärtauwasser (auch Sommerkondensat) entsteht z.B. an der Unterseite von Dachschalungen, insbesondere bei nächtlicher Wärmeabstrahlung. So kann zum Beispiel die Temperatur der Luftschicht(en) unter Dachziegel tagsüber auf über 80°C aufheizen und nachts auf unter 20°C fallen. Die in den Luftschichten enthaltene Luftfeuchte kondensiert und es kommt zum Tauwasserausfall.
Bei konstruktiv richtiger Auslegung des Hinterlüftungsraums kann das Sekundärtauwasser abgelüftet werden. [2]

Unter Sommerkondensation versteht man auch den Fall der Umkehrdiffusion.

So kann am Dach, bei außen gegenüber innen höheren Temperaturen (Luftfeuchtigkeiten), der von außen nach innen diffundierende Dampf zum Tauwasserausfall an den raumseitig liegenden Ebenen des Bauteils führen.

Unter ungünstigen Bedingungen kann dies auch im Frühjahr vorkommen, wenn die Sonne das Dach aufheizt und Baustoffe mit hoher Materialfeuchte verbaut wurden.

Einzelnachweise

  1. pro clima: WISSEN 2010/11 "Studie", 2010, S. 50 - zum Download | zum Stammartikel
  2. INFORMATIONSDIENST HOLZ, spezial, Flachdächer in Holzbauweise, Oktober 2008, S. 5