Feuchtevariabilität: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Januar 2022, 11:15 Uhr
Feuchtevariable Dampfbremsen (auch: "Feuchteadaptive -", "Intelligente Dampfbremsen") ändern, im Gegensatz zu konventionellen Dampfbremsen, ihren Dampfdiffusionswiderstand in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit.
- Im Winter, bei geringer relativen Luftfeuchte, sind sie stark diffusionshemmend ,
- im Sommer, bei hoher relativen Luftfeuchte, hoch diffusionsoffen.
Letzteres bietet das hohe Rücktrocknungspotential.
Feuchtevariable Dampfbremsen bieten daher zu jeder Jahreszeit ein hohes Bauschadensfreiheitspotential.
Je größer die Variabilität des Diffusionswiderstandes zwischen Winter und Sommer ist, umso mehr Sicherheit bietet die Dampfbremse.
Feuchtesituation in der Konstruktion
Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Studie[1]:
Austrocknung der Konstruktion nach innen
Feuchtesituation in der Konstruktion
Der Diffusionsstrom geht immer von der warmen zur kalten Seite.
Daraus folgt: Erhöhte Feuchtigkeit auf der Innenseite. |
1. Funktionsprinzip feuchtevariable Bahnen |
Darstellung der rel. Luftfeuchtigkeiten an der Dampfbremse, abhängig von der Jahreszeit. |
2. sd-Wert-Verhalten von PE-Folie |
PE-Folie: keine Feuchtevariabilität |
3. sd-Wert-Verhalten von pro clima Dampfbremsbahnen |
DB+: Mittlere Feuchtevariabilität INTELLO: Hohe Feuchtevariabilität |
Eine entscheidende Trocknungsmöglichkeit bietet sich für das Bauteil nach innen: Immer wenn die Temperatur außenseitig der Dämmung höher ist als innenseitig, kehrt sich der Diffusionsstrom um – im Bauteil enthaltene Feuchtigkeit strömt zur Innenseite. Dies erfolgt bereits bei sonnigen Tagen im Frühjahr und im Herbst sowie verstärkt in den Sommermonaten.
Wäre eine Dampfbrems- und Luftdichtungsebene diffusionsoffen, könnte die eventuell in der Konstruktion befindliche Feuchtigkeit nach innen austrocknen. Eine diffusionsoffene Dampfbremse würde aber im Winter zu viel Feuchtigkeit in die Konstruktion diffundieren lassen und dadurch einen Bauschaden verursachen.
Bei Verwendung von Dampfsperren scheint die Konstruktion auf den ersten Blick gegen Feuchtigkeit geschützt. Erfolgt allerdings ein Eintrag von Feuchtigkeit durch Konvektion, Flankendiffusion oder erhöhte Baustofffeuchtigkeit, ist eine Rücktrocknung im Sommer nach innen nicht möglich. Da diese Bauteile Feuchtefallen begünstigen, wurde diesen im Falle von Flachdachkonstruktionen der Status der anerkannten Regeln auf dem 2. Holz[Bau]Physik-Kongress im Februar 2011 aberkannt. [2]
Ideal ist daher eine Dampfbremse mit einem hohen Diffusionswiderstand im Winter und einem niedrigen Diffusionswiderstand im Sommer. Seit Jahren haben sich diese „intelligenten“ Dampfbremsen mit feuchtevariablem sd-Wert bewährt. Sie verändern ihren Diffusionswiderstand entsprechend der mittleren sie umgebenden relativen Luftfeuchtigkeit. So sind sie im winterlichen Klima diffusionsdichter und schützen die Konstruktion vor Feuchtigkeit. Im sommerlichen Klima sind sie diffusionsoffener und ermöglichen somit eine Austrocknung von Feuchtigkeit, die sich evtl. in der Konstruktion befindet, in den Innenraum.
Wirkungsweise des feuchtevariablen Diffusionswiderstandes
Die Richtung des Diffusionsstroms wird durch das Gefälle des Wasserdampfteildrucks bestimmt. Dieser ist abhängig von der Temperatur und dem Feuchtegehalt der Luft in bzw. außerhalb eines Gebäudes.
Betrachtet man vereinfacht nur die Temperatur, so strömt die Feuchtigkeit von der warmen Seite zur kalten Seite. Im Winter von innen nach außen und
im Sommer von außen nach innen.
Messungen in Dachkonstruktionen haben gezeigt, dass im winterlichen Klima durch den Transport der Feuchtigkeit im Sparrenfeld nach außen die Dampfbremse in einer mittleren Umgebungsfeuchtigkeit von ca. 40 % liegt. Im sommerlichen Klima kommt es bei Feuchtigkeit im Sparrenfeld dagegen zu einer erhöhten relativen Luftfeuchtigkeit an der Dampfbremse, z. T. sogar zu Sommerkondensat. (siehe Abb. 1)
Dampfbremsen mit einem feuchtevariablen Diffusionswiderstand sind in trockener Umgebung diffusionsdichter und in feuchter Umgebung diffusionsoffener.
Seit 1991 hat sich die pro clima DB+ in Millionen verlegten m² bewährt. Ihr Diffusionswiderstand kann sd-Werte zwischen 0,6 und 4 m annehmen.
Im Jahr 2004 hat die Firma MOLL bauökologische Produkte GmbH die Hochleistungs-Dampfbremse pro clima INTELLO entwickelt. INTELLO hat - wie auch die INTELLO PLUS und die INTELLO X Familie - einen besonders großen, in allen Klimabereichen wirksamen feuchtevariablen Diffusionswiderstand von 0,25 m bis über 10 m. (siehe Abb. 3)
Hoher Diffusionswiderstand im Winter
Diffusionsströme der feuchtevariablen pro clima Dampfbremsen | |||||||||||||||||||||||||||||
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Diffusionsstrom | WDD-Wert in g/m² pro Woche
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im Winter | im Sommer | ||||||||||||||||||||||||||||
Diffusions-richtung | nach außen Richtung
Unterdeckung |
nach innen Richtung
Dampfbremse | |||||||||||||||||||||||||||
DB+ | 28 | 175 | |||||||||||||||||||||||||||
INTELLO Familie | 7 | 560 |
Der Diffusionswiderstand der Dampfbremse INTELLO, INTELLO PLUS und INTELLO X Familie ist so eingestellt, dass die Bahn im winterlichen Klima einen sd-Wert von mehr als 25 m erreichen kann. Das bewirkt, dass im Winter, wenn der Feuchtigkeitsdruck auf die Konstruktion am größten ist, die Dampfbremse fast keine Feuchtigkeit in das Bauteil gelangen lässt.
Die Funktion des feuchtevariablen Diffusionswiderstandes ist unabhängig von der Gebäudehöhenlage. Auch bei kalten langen Wintern bleibt die Eigenschaft erhalten.
Bei Konstruktionen mit diffusionsdichten Abdichtungsbahnen auf der Außenseite, können die Bahnen den Feuchtehaushalt regulieren und die Bauteile wirksam vor Feuchtigkeit schützen.
Der hohe sd-Wert ist auch bei außen diffusionsoffenen Dächern von Vorteil, wenn es um eine Reif- und Eisbildung (Dampfsperre) an einer diffusionsoffenen Unterspannbahn geht.
Niedriger Diffusionswiderstand im Sommer
Der Diffusionswiderstand im sommerlichen Klima kann auf einen sd-Wert von 0,25 m fallen. Dies bewirkt eine schnelle Austrocknung von Feuchtigkeit, die sich evtl. in der Konstruktion befindet, nach innen. Je nach Höhe des Dampfdruckgefälles entspricht das einer Austrocknungskapazität von 5 – 12 g/m² H2O pro Stunde, entsprechend ca. 80 g/m² H2O pro Tag, bzw. 560 g/m² H2O pro Woche. (Siehe Tabelle)
Dieses hohe Austrocknungsvermögen bewirkt, dass ein Bauteilgefach schon im Frühjahr schnell austrocknet. Dampfbremsen, die im feuchten Bereich sd-Werte von 1 m erreichen können, bieten keine nennenswerten zusätzlichen Sicherheiten.
Ausgewogenes Diffusionsprofil
In Zeiten besserer Luftdichtungen und damit verbundenen erhöhten Luftfeuchtigkeiten in Neubauten in Massivbauweise kommt dem Diffusionswiderstand bei höherer rel. Luftfeuchtigkeit (LF) eine wichtige Bedeutung zu.
Ausgelagerte Abschnitte:
- Neubauten: Die 60/2-Regel
- Bauphase: Die 70/1,5 Regel
Höchste Sicherheit
Das »intelligente« Verhalten der feuchtevariablen Dampfbremsen von pro clima macht Wärmedämmkonstruktionen je nach Bauart und Lage sehr sicher, auch bei unvorhergesehenem Feuchtigkeitseintrag in die Konstruktion, z. B. durch widrige Klimabedingungen, Undichtheiten, Flankendiffusion oder erhöhte Einbaufeuchtigkeit von Bauholz oder Dämmstoff. Die feuchtevariablen pro clima Dampfbremsen wirken wie eine Feuchtigkeitstransportpumpe, die aktiv Feuchtigkeit aus dem Bauteil zieht, welche sich evtl. unvorhergesehen in ihm befindet.
Einzelnachweis
- ↑ Moll bauökologische Produkte GmbH: WISSEN 2014/15 - Studie „Berechnung des Bauschadensfreiheitspotential von Wärmedämmungen in Holz- und Stahlbaukonstruktionen“ , 2012, S. 68 (- oder zum Download)
- ↑ Konsenspapier des 2. Internationalen Holz[Bau]Physik-Kongresses: 10./11.02.2011 Leipzig, holzbauphysik-kongress.eu: Konsens_Flachdaecher_2011_03_END.pdf
Luftdichtung • Konvektion • Diffusion • Flankendiffusion • Einbaufeuchte
Feuchtetransport •
Diffusion-Berechnungsmodelle •
Dampfdurchlässigkeit •
Tauwasserausfall •
Feuchtevariabilität
60/2 und 70/1,5-Regel •
1:1, 2:1 & 3:1 Lösung •
Bauschadens-Freiheits-Potenzial
Studie •
Sanierungs-Studie /
Kurzfassung:
Dachsanierung von außen •
Konstruktionsdetails