Wasserdampfdurchlässigkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Wasserdampfdurchlässigkeit''', bzw. die '''wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke''' dargestellt mit dem '''s<sub>d</sub>-Wert''',  dient als Maß für den [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|Diffusionswiderstand]] einer Bauteilschicht. <br />
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Genauer: Sie beschreibt die Dicke einer ruhenden Luftschicht mit demselben Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand wie die betrachtete Materialschicht.
Die '''Wasserdampfdurchlässigkeit''' bzw. die '''wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke''' dargestellt mit dem '''s<sub>d</sub>-Wert''',  dient als Maß für den [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|Diffusionswiderstand]] einer Bauteilschicht. <br />
Genauer: Sie beschreibt die Dicke einer ruhenden Luftschicht mit demselben '''Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand''' wie die betrachtete Materialschicht.


: <span style="font-size:120%;"> <math> \mathsf { s_{d} = \mu \cdot d} \qquad </math> </span> [m]
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Ein niedriger s<sub>d</sub>-Wert kann erreicht werden durch einen niedrigen [[μ-Wert]] bei einer größeren Schichtdicke (z. B. [[Holzfaserdämmplatte]]n) oder durch einen höheren μ-Wert bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. [[Unterspannbahn]]en).
Ein niedriger s<sub>d</sub>-Wert kann erreicht werden durch einen niedrigen [[μ-Wert]] bei einer größeren Schichtdicke (z. B. [[Holzfaserdämmplatte]]n) oder durch einen höheren μ-Wert bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. [[Unterspannbahn]]en).


Die [[DIN 4108-3]] unterscheidet:  
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| Einstufung der Stoffe hinsichtlich Dampfdurchlässigkeit nach [[DIN 4108-3]]:  
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{| class="wikitable"
| width="160px" | '''Begriff''' || width="160px" | '''s<sub>d</sub>-Wert (Bereich)'''  
| width="200px" | '''Begriff''' || width="360px" align="center" | '''[[sd-Wert|s<sub>d</sub>-Wert]]''' (Bereich)   
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| diffusionsoffen  || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m
| diffusionsoffene Schicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m
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| diffusionsbremsend  || align="center" | 0,5 m < s<sub>d</sub> ≤ 10 m  
| diffusionsbremsende Schicht || align="center" | 0,5 m < s<sub>d</sub> ≤ 10 m  
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| diffusionshemmend || align="center" | 10 m < s<sub>d</sub> ≤ 100 m
| diffusionshemmende Schicht || align="center" | 10 m < s<sub>d</sub> ≤ 100 m
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| diffusionssperrend || align="center" | 100 m < s<sub>d</sub> < 1.500 m
| diffusionssperrende Schicht || align="center" | 100 m < s<sub>d</sub> < 1.500 m
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| diffusionsdicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m  
| diffusionsdichte Schicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m  
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| Schicht mit variablem s<sub>d</sub>-Wert || align="center" | Bauteilschicht, die ihren s<sub>d</sub>-Wert in Abhängigkeit von der umgebenden relativen Luftfeuchte verändert
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Laut [[WTA]] Merkblatt 6-8:
| width="50px" |
| valign="top" | nach [[WTA]] Merkblatt 6-8:
{| class="wikitable"
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| width="160px" | '''Begriff''' || width="160px" | '''s<sub>d</sub>-Wert (Bereich)'''*)   
| width="160px" | '''Begriff''' || width="160px" align="center" | '''s<sub>d</sub>-Wert''' (Bereich) *)   
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| diffusionsoffen  || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m
| diffusionsoffen  || align="center" | s<sub>d</sub> ≤ 0,5 m
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| dampfdicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m  
| dampfdicht || align="center" | s<sub>d</sub> ≥ 1.500 m  
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: *) Nicht definierte Zwischenbereiche sind in ihrer Wirkung nicht eindeutig zuordenbar.
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Die Wasserdampfdurchlässigkeit wird geregelt in der [[DIN EN ISO 12572]].
 
 
== [[Wasserdampfdurchgang|W<sub>DD</sub>-Werte]] für verschiedene s<sub>d</sub>-Werte ==
{|class="wikitable" cellpadding="3" cellspacing="0" rules="all" style="background: #ffffff; align="right"
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|s<sub>d</sub>-Wert [m] || [[Wasserdampfdurchgang|W<sub>DD</sub>]] [g/m² x 24 h]
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| 0,10  || ~ 160
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| 0,50  || ~ 32
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| 2,0  || ~ 8
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| 5,0  || ~ 3
|- align="center"
| 50,0  || ~ 0,3
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''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Sanierungs-Studie<ref name="Qu_0053" />: <br />
Die [[Wasserdampfdiffusionsstromdichte]] wird ermittelt durch die Differenz der Wasserdampfteildrücke p<sub>i</sub> (innen) [Pa] und p<sub>a</sub> (außen) [Pa] dividiert durch den [[Wasserdampfdiffusions-Durchlasswiderstand]] Z [m² x h x Pa/kg]. Durch Multiplikation mit 24 erhält man den [[Wasserdampfdurchgang]] (W<sub>DD</sub>) [g/m² x 24 h].
Deutlich reduzieren sich die möglichen [[Wasserdampfdurchgang|Wasserdampfdurchgänge]] bereits bei geringen Erhöhungen der s<sub>d</sub>-Werte. Dies hat Auswirkungen auf die Sicherheit einer Konstruktion.
Diese Betrachtung kann nicht unmittelbar auf instationäre Berechnungen übertragen werden, da sich p<sub>i</sub> und p<sub>a</sub> durch das in der Berechnung verwendete reale Klima und in Abhängigkeit von der Lage in der Konstruktion ständig ändern. Für die Austrocknungssituation sind die Werte beispielsweise aufgrund der geringeren Druckdifferenzen auf beiden Seiten der Bahnen geringer.
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== s<sub>d</sub>-Wert und [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] ==
Die Wasserdampfdurchlässigkeit wird geregelt in der [[DIN EN ISO 12572]].
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Sanierungs-Studie<ref name="Qu_0053" />:


Ein niedriger s<sub>d</sub>-Wert kann erreicht werden durch  einen niedrigen [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] bei einer größeren Schichtdicke (z. B. [[Holzfaserdämmplatte]]n) oder durch einen höheren [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. [[Unterspannbahn]]en).


Entscheidend für die [[Tauwasser]]bildung ist zunächst der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert (Dampfdiffusionswiderstandszahl [-])]]. Er beschreibt die „Qualität“ des Baumaterials hinsichtlich einer Sperrwirkung. Der s<sub>d</sub>-Wert (äquivalente Luftschichtdicke [m]) berücksichtigt zusätzlich die Stärke eines Baustoffes. Mit zunehmender Materialstärke verlängert sich die Zeitdauer, die ein Wassermolekül für den Transportvorgang durch den Baustoff benötigt.
== s<sub>d</sub>-Wert und μ-Wert bei Unterdeckbahnen ==
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Bauphysik Studie<ref name="Qu_0052" />:


'''[[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en''' sind [[diffusionsoffen]] und haben einen niedrigen s<sub>d</sub>-Wert. Aufgrund der geringen Schichtdicke ist der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] jedoch vergleichsweise hoch. <br />
Ein niedriger s<sub>d</sub>-Wert kann erreicht werden durch einen niedrigen [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] (Dampfdiffusionswiderstand) bei einer größeren Schichtdicke (z. B. [[Holzfaserdämmplatte]]n) oder durch einen höheren [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. [[Unterdeckbahn]]en). <br />
;In Zahlen:
Maßgeblich ist also zunächst der [[μ-Wert]] und erst dann die Dicke der Baustoffschicht. Das heißt, dass bei einem hohen μ-Wert ein Tauwasserausfall im Vergleich früher auftreten kann als bei einem niedrigen μ-Wert.  
Eine [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]] mit einem [[Mikroporöse Membran|mikroporösen Funktionsfilm]] hat bei einem s<sub>d</sub>-Wert von 0,02 m und einer Dicke von 0,50 mm einen [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] von 40. Im Vergleich mit einem faserförmigen [[Wärmedämmstoff]] (μ-Wert =1) hat die Bahn eine um den Faktor 40 höhere Diffusionsdichtheit. Dadurch kann es auch an diffusionsoffenen [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en zu einem [[Tauwasser]]ausfall kommen.


[[Diffusionsoffen]]e [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en lassen außerdem wesentlich weniger Feuchtigkeit austrocknen, als der [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] und s<sub>d</sub>-Wert vermuten lassen. Grund ist die geringe/fehlende Druckdifferenz eines dünnen Bauteils unter den klimatischbedingten Situationen.
Im Bereich von diffusionsoffenen [[Unterdeckbahn]]en besteht wegen der insbesondere während der kalten Jahreszeiten fehlenden Temperatur- und Feuchtedifferenz nur ein geringes Dampfdruckgefälle. Das erklärt, warum es auch in Kombination mit diffusionsoffenen Unterdeckbahnen zu Bauschäden kommen kann, wenn der Feuchtestrom bedingt durch unvorhergesehene Feuchteeinträge im Bauteil erhöht ist.  


;Hintergrund:  
Beispiel: <br />
Antrieb für einen [[Diffusion]]sstrom sind immer Druckdifferenzen. Befindet sich auf beiden Seiten das gleiche Klima (z. B. 10 °C und 80 % rel. [[Luftfeuchtigkeit]]), dann findet kein Feuchtigkeitstransport statt. Erst wenn Temperatur oder rel. Feuchtigkeit auf beiden Seiten des Bauteils unterschiedlich sind, wollen sich Moleküle über [[Diffusion]] von einer Seite zur anderen bewegen. Bei einer [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtungsbahn bestehen wegen der geringen Dicke des Materials keine Temperaturunterschiede, so dass man sich auf die Differenzen der relativen [[Luftfeuchtigkeit]]en konzentrieren kann. Diese sind im Winter bei [[Tauwasser]]gefahr an der [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtung denkbar gering, wenn innenseitig der Bahn 80 % relative [[Luftfeuchtigkeit]] und mehr bestehen und außenseitig ähnliche Feuchtigkeitssituationen vorhanden sind.
: Eine [[Unterdeckbahn|Unterdeck-]] / [[Unterspannbahn]] mit einem [[Mikroporöse Membran|mikroporösen Funktionsfilm]] hat bei einem s<sub>d</sub>-Wert von 0,02 m und einer Dicke von 0,50 mm einen [[Wasserdampfdiffusionswiderstand|μ-Wert]] von 40. Im Vergleich mit einem faserförmigen [[Wärmedämmstoff]] (μ-Wert =1) hat die Bahn eine um den Faktor 40 höhere Diffusionsdichtheit. Dadurch kann es auch an diffusionsoffenen Unterdeck- / Unterspannbahnen zu einem [[Tauwasser]]ausfall kommen.  <br />
Hintergrund: <br />
: Antrieb für einen [[Diffusion]]sstrom sind immer Druckdifferenzen. Befindet sich auf beiden Seiten das gleiche Klima (z. B. 10 °C und 80 % rel. [[Luftfeuchtigkeit]]), dann findet kein Feuchtigkeitstransport statt. Erst wenn Temperatur oder rel. Feuchtigkeit auf beiden Seiten des Bauteils unterschiedlich sind, wollen sich Moleküle über [[Diffusion]] von einer Seite zur anderen bewegen. Bei einer [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtungsbahn bestehen wegen der geringen Dicke des Materials keine Temperaturunterschiede, so dass man sich auf die Differenzen der relativen [[Luftfeuchtigkeit]]en konzentrieren kann. Diese sind im Winter bei [[Tauwasser]]gefahr an der [[Unterspannbahn]]/äußeren Luftdichtung denkbar gering, wenn innenseitig der Bahn 80 % relative [[Luftfeuchtigkeit]] und mehr bestehen und außenseitig ähnliche Feuchtigkeitssituationen vorhanden sind.


Sicherheitsvorteile bieten hier [[Unterspannbahn|Unterspann-]] / [[Unterdeckbahn]]en mit [[Luftdichtungsbahn monolithisch|monolithischen Funktionsfilmen]]. Im Falle eines [[Kondensat]]ausfalls an der Innenseite der Bahn innerhalb der Konstruktion wird Feuchtigkeit aktiv durch [[Diffusion]] entlang der Molekülketten aus dem Bauteil heraus transportiert. Unter Feuchteeinfluss verringert sich der Diffusionswiderstand von pro clima [[SOLITEX MENTO]] – die Gefahr von Eisbildung sinkt. Bei [[mikroporöse Membran|mikroporösen Membran]]en hingegen kommt es durch [[Tauwasser]]bildung auf der Bahn zu einer verringerten Diffusionsfähigkeit. Feuchtigkeit kann ausschließlich passiv im gasförmigen Zustand durch die Bahnen hindurchgelangen – die Gefahr von Eisbildung (dampfsperrende Wirkung s.u.) ist höher als bei [[Luftdichtungsbahn monolithisch|monolithischen Membranen]].
Dagegen [[Unterdeckbahn|Unterdeck-]] / [[Unterspannbahn]]en mit [[monolithisch]]er porenfreier Membran, z. B. aus der pro clima [[SOLITEX-Familie]], bieten in diesem Fall große Vorteile, da die Diffusion aufgrund der speziellen Polymerkombination nicht passiv durch Poren, sondern aktiv entlang der Molekülketten erfolgt. <br />
Die Bahnen ermöglichen dadurch einen extrem schnellen aktiven Feuchtetransport aus dem Bauteil heraus und schützen die Konstruktion optimal vor hoher Tauwasserbildung und Schimmelpilzbefall. Fällt Tauwasser auf der Innenseite der Unterdeckung aus, kann es bei winterlich kalten Temperaturen zu einer Reif- oder Eisbildung auf der Innenoberfläche der Bahnen kommen. Eis ist für Wasserdampf undurchlässig und führt zur Bildung einer Dampfsperre auf der Außenseite des Bauteils. Die Folge ist, dass die Austrocknung nach außen aus dem Bauteil heraus stark reduziert, wenn nicht sogar ganz gestoppt wird. <br />
Konstruktionen die auf der kalten Außenseite mit [[diffusionshemmend]]en oder [[diffusionsdicht]]en Schichten versehen sind, gelten als bauphysikalisch kritischer als außen [[diffusionsoffen]]e Konstruktionen. Unterdeckbahnen mit aktivem Feuchtetransport reduzieren die Gefahr von Bauschäden im Vergleich deutlich. <br />


== Messunsicherheiten bei hochdiffusionsoffenen Materialien ==
<!--  == Messunsicherheiten bei hochdiffusionsoffenen Materialien ==
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Sanierungs-Studie<ref name="Qu_0053" />:  
''Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten'' Sanierungs-Studie<ref name="Qu_0053" />:  


Eine für die Bestimmung des Diffusionswiderstandes maßgebliche Norm, die [[DIN EN ISO 12572]], enthält im Abschnitt 9 „Messgenauigkeit“ eine Auflistung über mögliche Fehlerquellen. Es werden neben der Qualität der Prüfkörper sowie der Genauigkeit der Messeinrichtungen auch die Klimarandbedingungen während der Messung (Luftdruckschwankungen) als mögliche das Messergebnis fehlerhaft beeinflussende Ursachen angegeben. Die [[DIN EN ISO 12572]] ist entsprechend den Angaben unter Abschnitt 9.8 nicht für die Messung der Eigenschaften von hohen [[Wasserdampfdiffusions-Durchlasskoeffizient]]en (d. h. mit s<sub>d</sub> < 0,1 m) geeignet. Aus den beschriebenen Gründen ist in der [[DIN 4108-3]] für Messungen nach [[DIN EN ISO 12572]] bei der Diffusionsberechnung auf diffusionsoffeneren Materialien ein s<sub>d</sub>-Wert von 0,1 m anzusetzen.
Eine für die Bestimmung des Diffusionswiderstandes maßgebliche Norm, die [[DIN EN ISO 12572]], enthält im Abschnitt 9 „Messgenauigkeit“ eine Auflistung über mögliche Fehlerquellen. Es werden neben der Qualität der Prüfkörper sowie der Genauigkeit der Messeinrichtungen auch die Klimarandbedingungen während der Messung (Luftdruckschwankungen) als mögliche das Messergebnis fehlerhaft beeinflussende Ursachen angegeben. Die [[DIN EN ISO 12572]] ist entsprechend den Angaben unter Abschnitt 9.8 nicht für die Messung der Eigenschaften von hohen [[Wasserdampfdiffusions-Durchlasskoeffizient]]en (d. h. mit s<sub>d</sub> < 0,1 m) geeignet. Aus den beschriebenen Gründen ist in der [[DIN 4108-3]] für Messungen nach [[DIN EN ISO 12572]] bei der Diffusionsberechnung auf diffusionsoffeneren Materialien ein s<sub>d</sub>-Wert von 0,1 m anzusetzen. -->
 
 
; Siehe auch: [[Bauschadensfreiheit#Bewertung der Feuchtigkeitseinflüsse. Definition des Bauschadensfreiheitskriteriums|Bewertung der Feuchtigkeitseinflüsse. Definition des Bauschadensfreiheitskriteriums]]
 
 
 
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[[Unterdeckbahn|Unterdeck-]] und [[Unterspannbahn]]en mit [[Mikroporöse Membran|monolithischer, porenfreier Membran]], z. B. [[SOLITEX]] bieten hier Vorteile, da die [[Diffusion]] nicht passiv durch Poren, sondern aktiv entlang der Molekülketten erfolgt.
 
Der Diffusionswiderstand von [[SOLITEX]] ist variabel. Bei [[Kondensat]]gefahr reduziert er sich unter 0,02 m. Die Bahn ermöglicht dann einen extrem schnellen und aktiven [[Feuchtetransport]] und schützt die Konstruktion optimal gegen [[Tauwasser]] und [[Schimmel]]befall.
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== Eisschichten sind Dampfsperren ==
== Eisschichten sind Dampfsperren ==
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Kommt es zu einem  [[Tauwasser]]ausfall an Materialschichten, die im Frostbereich liegen (z. B. an außen liegenden Luftdichtungsbahnen), kann sich dort bei Minustemperaturen eine Eisschicht bilden. Infolge der verhinderten Austrocknung nach außen aus der Konstruktion heraus kommt es zur weiteren Bildung von sehr großen [[Kondensat]]mengen, die wiederum gefrieren. Das Resultat ist eine verringerte Dämmwirkung des eingesetzten Dämmstoffes sowie eine starke Gefährdung der in der Konstruktion enthaltenen Materialien.
Kommt es zu einem  [[Tauwasser]]ausfall an Materialschichten, die im Frostbereich liegen (z. B. an außen liegenden Luftdichtungsbahnen), kann sich dort bei Minustemperaturen eine Eisschicht bilden. Infolge der verhinderten Austrocknung nach außen aus der Konstruktion heraus kommt es zur weiteren Bildung von sehr großen [[Kondensat]]mengen, die wiederum gefrieren. Das Resultat ist eine verringerte Dämmwirkung des eingesetzten Dämmstoffes sowie eine starke Gefährdung der in der Konstruktion enthaltenen Materialien.
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== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweis ==
<references>
<references>
<ref name="Qu_0053"> ''Moll bauökologische Produkte GmbH'': - [[Bauphysik Sanierungs-Studie#WDD-Werte für verschiedene sd-Werte|''Sanierungs-Studie: „Lösungen für die Luftdichtheit bei energietechnischen Sanierungen von Dachkonstruktionen“ '']]</ref>
<ref name="Qu_0052"> ''Moll bauökologische Produkte GmbH'': - [[Bauphysik Studie#Kondensation - Taupunkt - Tauwassermenge|''Bauphysik-Studie: „Berechnungen des Bauschadens-Freiheits-Potenzials von Wärmedämmungen in Holz- und Stahlbaukonstruktionen “ '']]</ref>
<ref name="Qu_0053"> ''Moll bauökologische Produkte GmbH'': - [[Bauphysik Sanierungs-Studie#Eisschichten sind Dampfsperren|''Sanierungs-Studie: „Lösungen für die Luftdichtheit bei energietechnischen Sanierungen von Dachkonstruktionen“ '']]</ref>
</references>
</references>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Bauschadensfreiheit#Bewertung der Feuchtigkeitseinflüsse. Definition des Bauschadensfreiheitskriteriums|Bewertung der Feuchtigkeitseinflüsse. Definition des Bauschadensfreiheitskriteriums]]
* [[Hydrosafe]]
* [[Hydrosafe]]
* [[Umkehrdiffusion]]
* [[Umkehrdiffusion]]

Aktuelle Version vom 31. Oktober 2024, 13:17 Uhr

Die Wasserdampfdurchlässigkeit bzw. die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke dargestellt mit dem sd-Wert, dient als Maß für den Diffusionswiderstand einer Bauteilschicht.
Genauer: Sie beschreibt die Dicke einer ruhenden Luftschicht mit demselben Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand wie die betrachtete Materialschicht.

[m]
mit
μ Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl (μ-Wert), eine Materialkonstante
d die Schichtdicke des Materials, in m.

Beispiel: Beträgt der sd-Wert einer PE-Folie 20 m, entspricht der Diffusionswiderstand dem einer 20 Meter dicken Luftschicht.


Ein niedriger sd-Wert kann erreicht werden durch einen niedrigen μ-Wert bei einer größeren Schichtdicke (z. B. Holzfaserdämmplatten) oder durch einen höheren μ-Wert bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. Unterspannbahnen).

Einstufung der Stoffe hinsichtlich Dampfdurchlässigkeit nach DIN 4108-3:
Begriff sd-Wert (Bereich)
diffusionsoffene Schicht sd ≤ 0,5 m
diffusionsbremsende Schicht 0,5 m < sd ≤ 10 m
diffusionshemmende Schicht 10 m < sd ≤ 100 m
diffusionssperrende Schicht 100 m < sd < 1.500 m
diffusionsdichte Schicht sd ≥ 1.500 m
Schicht mit variablem sd-Wert Bauteilschicht, die ihren sd-Wert in Abhängigkeit von der umgebenden relativen Luftfeuchte verändert
nach WTA Merkblatt 6-8:
Begriff sd-Wert (Bereich) *)
diffusionsoffen sd ≤ 0,5 m
moderat dampfbremsend 2,0 m < sd ≤ 5,0 m
stark dampfbremsend 10 m < sd < 100 m
dampfsperrend 100 m < sd < 400 m
dampfdicht sd ≥ 1.500 m
*) Nicht definierte Zwischenbereiche sind in ihrer Wirkung nicht eindeutig zuordenbar.


Die Wasserdampfdurchlässigkeit wird geregelt in der DIN EN ISO 12572.


sd-Wert und μ-Wert bei Unterdeckbahnen

Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Bauphysik Studie[1]:

Ein niedriger sd-Wert kann erreicht werden durch einen niedrigen μ-Wert (Dampfdiffusionswiderstand) bei einer größeren Schichtdicke (z. B. Holzfaserdämmplatten) oder durch einen höheren μ-Wert bei einer sehr geringen Schichtdicke (z. B. Unterdeckbahnen).
Maßgeblich ist also zunächst der μ-Wert und erst dann die Dicke der Baustoffschicht. Das heißt, dass bei einem hohen μ-Wert ein Tauwasserausfall im Vergleich früher auftreten kann als bei einem niedrigen μ-Wert.

Im Bereich von diffusionsoffenen Unterdeckbahnen besteht wegen der insbesondere während der kalten Jahreszeiten fehlenden Temperatur- und Feuchtedifferenz nur ein geringes Dampfdruckgefälle. Das erklärt, warum es auch in Kombination mit diffusionsoffenen Unterdeckbahnen zu Bauschäden kommen kann, wenn der Feuchtestrom bedingt durch unvorhergesehene Feuchteeinträge im Bauteil erhöht ist.

Beispiel:

Eine Unterdeck- / Unterspannbahn mit einem mikroporösen Funktionsfilm hat bei einem sd-Wert von 0,02 m und einer Dicke von 0,50 mm einen μ-Wert von 40. Im Vergleich mit einem faserförmigen Wärmedämmstoff (μ-Wert =1) hat die Bahn eine um den Faktor 40 höhere Diffusionsdichtheit. Dadurch kann es auch an diffusionsoffenen Unterdeck- / Unterspannbahnen zu einem Tauwasserausfall kommen.

Hintergrund:

Antrieb für einen Diffusionsstrom sind immer Druckdifferenzen. Befindet sich auf beiden Seiten das gleiche Klima (z. B. 10 °C und 80 % rel. Luftfeuchtigkeit), dann findet kein Feuchtigkeitstransport statt. Erst wenn Temperatur oder rel. Feuchtigkeit auf beiden Seiten des Bauteils unterschiedlich sind, wollen sich Moleküle über Diffusion von einer Seite zur anderen bewegen. Bei einer Unterspannbahn/äußeren Luftdichtungsbahn bestehen wegen der geringen Dicke des Materials keine Temperaturunterschiede, so dass man sich auf die Differenzen der relativen Luftfeuchtigkeiten konzentrieren kann. Diese sind im Winter bei Tauwassergefahr an der Unterspannbahn/äußeren Luftdichtung denkbar gering, wenn innenseitig der Bahn 80 % relative Luftfeuchtigkeit und mehr bestehen und außenseitig ähnliche Feuchtigkeitssituationen vorhanden sind.

Dagegen Unterdeck- / Unterspannbahnen mit monolithischer porenfreier Membran, z. B. aus der pro clima SOLITEX-Familie, bieten in diesem Fall große Vorteile, da die Diffusion aufgrund der speziellen Polymerkombination nicht passiv durch Poren, sondern aktiv entlang der Molekülketten erfolgt.
Die Bahnen ermöglichen dadurch einen extrem schnellen aktiven Feuchtetransport aus dem Bauteil heraus und schützen die Konstruktion optimal vor hoher Tauwasserbildung und Schimmelpilzbefall. Fällt Tauwasser auf der Innenseite der Unterdeckung aus, kann es bei winterlich kalten Temperaturen zu einer Reif- oder Eisbildung auf der Innenoberfläche der Bahnen kommen. Eis ist für Wasserdampf undurchlässig und führt zur Bildung einer Dampfsperre auf der Außenseite des Bauteils. Die Folge ist, dass die Austrocknung nach außen aus dem Bauteil heraus stark reduziert, wenn nicht sogar ganz gestoppt wird.
Konstruktionen die auf der kalten Außenseite mit diffusionshemmenden oder diffusionsdichten Schichten versehen sind, gelten als bauphysikalisch kritischer als außen diffusionsoffene Konstruktionen. Unterdeckbahnen mit aktivem Feuchtetransport reduzieren die Gefahr von Bauschäden im Vergleich deutlich.


Eisschichten sind Dampfsperren

Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Sanierungs-Studie[2]:

Kommt es zu einem Tauwasserausfall an Materialschichten, die im Frostbereich liegen (z. B. an außen liegenden Luftdichtungsbahnen), kann sich dort bei Minustemperaturen eine Eisschicht bilden. Infolge der verhinderten Austrocknung nach außen aus der Konstruktion heraus kommt es zur weiteren Bildung von sehr großen Kondensatmengen, die wiederum gefrieren. Das Resultat ist eine verringerte Dämmwirkung des eingesetzten Dämmstoffes sowie eine starke Gefährdung der in der Konstruktion enthaltenen Materialien.


Einzelnachweis

Siehe auch