Bauphysik Sanierungs-Studie: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. September 2010, 18:33 Uhr

Sanierungs-Studie

Lösungen für die Luftdichtheit bei energietechnischen Sanierungen von Dachkonstruktionen

Auszug einer von MOLL bauökologische Produkte GmbH initiierten Sanierungs-Studie[1]:

Einführung

Es ist allgemein bekannt, dass Luftdichtheit die Voraussetzung für die Funktion einer Wärmedämmkonstruktion ist.
Luftdichte Konstruktionen sorgen für ein behagliches Innenraumklima und helfen Bauschäden durch Auffeuchtung infolge Kondensation zu vermeiden. Insbesondere konvektive Feuchteströme können große Mengen an Feuchtigkeit innerhalb kürzester Zeit in eine Wärmedämmebene eintragen und damit sowohl die Tragkonstruktion als auch die Wärmedämmung in ihrer Funktion gefährden. Nicht selten führt dies zu Schimmelbildung und Beeinträchtigung der Funktion der Konstruktion.

Bei bestehenden Dachkonstruktionen stellt sich die Frage, mit welchen Möglichkeiten die im Regelfall mangelhafte Luftdichtheit bei der energetischen Sanierung in Kombination mit einer erhöhten Dämmstärke aufgewertet werden kann.
Dabei sind zunächst die verschiedenen Möglichkeiten hinsichtlich des Einbauortes zu prüfen.
Im Entwurf zur DIN 4108-7 wird unter Punkt 5 „Planung und Ausführung“ angegeben, dass die Luftdichtheitsschicht „in der Regel […] raumseitig der Dämmebene und möglichst auch raumseitig der Tragkonstruktion anzuordnen“ ist. Diese Empfehlung der Norm setzt den idealtypischen Zustand eines Neubauvorhabens voraus. Bei einer Dachsanierung ist dieser nur unter großem Aufwand zu erreichen und mit großen Unannehmlichkeiten für die Bewohner des zu sanierenden Objekts verbunden. Dementsprechend kann gemäß der Normung die Luftdichtheit von Gebäuden in jeder Ebene des Bauteils realisiert werden.

Bei der Wahl der Lage einer Luftdichtungsebene muss der Tauwasserausfall in der Konstruktion entsprechend den Anforderungen der DIN 4108-3 betrachtet werden.

  • Verfügt eine innenseitig angeordnete Luftdichtungsebene über einen zu geringen Diffusionswiderstand (sd-Wert), kann ggf. zu viel Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringen und in Abhängigkeit der folgenden Bauteilschichten als Tauwasser ausfallen –
  • ist eine Luftdichtungsebene außenseitig mit einem zu hohen Sperrwert vorhanden, kann es bei niedrigen Widerständen innen ebenfalls zu einer Feuchteakkumulation in der Konstruktion kommen.

Ziel dieser Studie ist es, die einzelnen Varianten zu untersuchen, zu bewerten und Empfehlungen für nachhaltig sichere Konstruktionen aufzuzeigen, die über ein möglichst großes Bauschadensfreiheitspotential verfügen. Fehlertolerante Aufbauten sind beim Bauen im Bestand besonders wichtig.

Funktionstechnische Platzierung der Luftdichtung in Konstruktionen

Goldene Regel 1/3 zu 2/3

- Dieser Artikel ist ausgelagert

Quellen für einen Feuchtigkeitseintrag

Zwei grundlegende Ursachen für einen Feuchteeintrag in Wärmedämmkonstruktionen werden unterschieden:

Feuchtigkeitstransporte aus Diffusionsvorgängen lassen sich berechnen durch Anwendung pauschaler stationärer Klimadaten (z. B. gemäß DIN 4108-3) oder als realitäts nahe instationäre Berechnung der Feuchtetransporte durch Anwendung realer Klima- und Baustoffkenndaten gemäß DIN EN 15026.
Feuchtigkeitstransporte durch Konvektion sind nicht berechenbar und führen oft zu einer Feuchtigkeitsmenge in der Konstruktion, die im Vergleich zur Diffusion mehrere hundert Mal größer sein kann.

Ausgelagerte Artikel:


Untersuchte Konstruktionen

Im ersten Teil dieser Studie werden auf Grundlage der formulierten Kriterien folgende Konstruktionen auf ihre mögliche Schimmelwahrscheinlichkeit hin untersucht. Diese werden mit WUFI pro des Fraunhofer-Institutes mit dem Klimadatensatz für Holzkirchen vergleichend für folgende Konstruktionen durchgeführt:

Sorptionsfähige Dämmstoffe bieten ein zusätzliches Sicherheitsplus. Sie können Feuchtespitzen im Bauteil an den Grenzschichten abpuffern. Dies erfolgt z. B. bei Holzweichfaser- bzw. Zellulosedämmstoffen durch Aufnahme der Feuchtigkeit in die Zellen des enthaltenen Holzanteils.

Das Innenklima wird entsprechend den Annahmen des WTA-Merkblatts6-2-01/D[2] (in WUFI enthalten) mit normaler Feuchtelast festgelegt, wie es in Räumen bewohnter Häuser (Schlaf- und Wohnräume, Bäder und Küchen) vorhanden ist. Die angegebenen Konstruktionen werden zur Abschätzung des Einflusses der Dichtheit der Innenbekleidung mitvollflächig vorhandener Gipsbauplatte (Stärke 10 mm) und ohne Gipsbauplatte berechnet, um den Einfluss von Profilbrettschalungen bzw. mangelhaft luftdichten Innenbekleidungen zu berücksichtigen.

Die folgenden dargestellten Fälle 1, 2 und 4 werden mit nicht sorptiven Dämmmaterialien (Mineralfaser) betrachtet. Bei Fall 3 wurde ein Dämmstoff mit sorptiven Eigenschaften eingesetzt (Zellulose).

Ergebnisdiskussion

Untersucht wird die Feuchtigkeitssituation an der Grenzfläche der Luftdichtungsbahn. Dazu wird

Ziel:

Innerhalb von wärmegedämmten Konstruktionen treten die höchsten rel. Luftfeuchtigkeiten bzw. Feuchtigkeitsgehalte an der Grenzschicht beim Wechsel von Materialien mit unterschiedlichen μ-Werten auf. Der Wassergehalt der Wärmedämmung in der äußersten Schicht (1 mm) und die relative Luftfeuchtigkeit sollen nicht signifikant erhöht sein.


Fall 1: 35 mm Holzweichfaser

1a: Ohne Luftdichtung innen
1b: Mit Luftdichtung innen
  • Überdämmung der Sparren mit Holzweichfaser 35 mm,
  • darunter außenliegende diffusionsoffene Luftdichtung (sd = 0,02 m),
  • Faserförmige Zwischensparrendämmung, nicht sorptiver Dämmstoff 120 mm
  • a) Ohne Innenbekleidung
  • b) Mit perfekter Luftdichtung innen (hier: Gipsbauplatte 10 mm)

(Abweichend von den Empfehlungen der DIN EN ISO 12572 bzw. der DIN 4108-3 wird die Berechnung mit einem sd-Wert von 0,02 m (statt der in der Norm festgelegten 0,10 m) durchgeführt.)

Berechnungen zu Fall 1a - ohne Luftdichtung innen
Feuchte an 157 Tagen > 90 %, an 15 Tagen Tauwasser
=> Schimmel sehr wahrscheinlich
Max. Feuchtegehalt an der Grenzschicht während mehrerer Monate erhöht - über 150 kg/m³

Dieser Fall simuliert Konstruktionen mit nicht perfekter Luftdichtung bei Gipsbauplatten, verputzten Flächen, und Profilholzschalungen.

Derartige Konstruktionen erhalten gemäß dargestellten Berechnungsergebnis an der Grenzschicht zwischen Wärmedämmstoff und außenliegender Luftdichtungsebene sehr hohe rel. Luftfeuchtigkeiten weit über 90 % bis hin zum Tauwasserausfall. An 157 Tagen pro Jahr liegt die rel. Luftfeuchtigkeit an der Grenzschicht über 90 % – an 15 Tagen kommt es sogar zur Bildung von Tauwasser. Es besteht eine sehr hohe Gefahr von Schimmelpilzbildung, da die hohen rel. Luftfeuchten in einem zeitlichen Zusammenhang mit Temperaturen weit über 0 °C stehen. Der Wassergehalt in der Grenzschicht steigt bis über 150 kg/m³ an.

Bei derartigen Konstruktionen mit nichtperfekter Luftdichtung besteht die Gefahr eines Bauschadens.

Berechnungen zu Fall 1b - mit Luftdichtung innen
Feuchte an 84 Tagen > 90 %, an 6 Tagen Tauwasser
=> Erhöhte Schimmelwahrscheinlichkeit
Max. Feuchtegehalt an der Grenzschicht länger als 1 Monaterhöht – bis 60 kg/m³

Ist im Bestand eine vollflächige Innenbekleidung aus Gipsbauplatten vorhanden, wird diese in der Berechnung als luftdicht angesehen. Der Feuchtigkeitseintrag in die Konstruktion erfolgt ausschließlich durch Diffusion.

Diese Konstruktion weist an 84 Tagen pro Jahr sehr hohe rel. Luftfeuchtigkeiten oberhalb von 90 % auf – an 6 Tagen kommt es sogar zum Ausfall von Tauwasser. Die Wärmedämmung wird kurzfristig an der Grenzschicht zur Luftdichtungsbahn mit bis zu 60 kg/m³ an Feuchtigkeit belastet. In dieser Konstruktion gibt es trotz der funktionsfähigen luftdichten Innenbekleidung eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Schimmelbildung an der Grenzschicht DämmstoffLuftdichtungsbahn.

Fall 2: 50-50-Lösung

Die Luftdichtungsebene liegt zwischen zwei gleich starken Dämmschichten: 50 % der Wärmedämmung vor der Luftdichtungsebene – 50 % der Wärmedämmung auf den Sparren. Beide Dämmstoffe haben die gleiche Wärmeleitzahl λ.

(Abweichend von den Empfehlungen der DIN EN ISO 12572 bzw. der DIN 4108-3 wird die Berechnung mit einem sd-Wert von 0,02 m durchgeführt.)

Berechnungen
Feuchte an 7 Tagen > 90 %, kein Tauwasser
=> Geringe Schimmelwahrscheinlichkeit
Nur sehr geringe Feuchtegehalte an der Grenzschicht

Werden 50 % der Wärmedämmung (des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes) vor der Luftdichtungsebene angeordnet, treten rel. Luftfeuchtigkeiten oberhalb von 90 % nur eine Woche innerhalb der Winterperiode auf. Tauwasserbildung findet dabei nicht statt. An der Grenzschicht entstehen keine maßgeblichen Feuchtemengen. Ist eine intakte Innenbekleidung vorhanden, liegt die rel. Luftfeuchtigkeitan der Grenzschicht Dämmstoff–Luftdichtungsbahn ganzjährig unterhalb von 90 %. Schimmelpilzwachstum ist hier entsprechend [3] nicht möglich, auch wenn die innere Luftdichtungsebene (Innenbekleidung) Fehlstellen aufweist.

Fall 3: 30-70-Lösung

Datei:BPhys GD 3SS 08 30-70-regel.jpg
3: bei sorptiven Dämmstoffen und 30-70-Regel


Berechnungen
Feuchte an 45 Tagen > 90 %, kein Tauwasser
=> Geringe Schimmelwahrscheinlichkeit mit sorptivem Dämmstoff
Unkritische Feuchtegehalte in der Grenzschicht

Werden Dämmstoffe eingesetzt, die in der Lage sind, Feuchtigkeit kurzfristig durch Sorption zu speichern, kann das Verhältnis von Zwischensparren- zu Aufdachdämmung auf 30 % oberhalb der Sparren und 70 % zwischen den Sparren festgelegt werden. Voraussetzung ist, dass die eingesetzten Dämmmaterialien die gleiche Wärmeleitzahl besitzen. Bei dem betrachteten Beispiel sind 120 mm Zwischensparren- und 60 mm Aufdachdämmung durch eine diffusionsoffene Luftdichtungsbahn voneinander getrennt. Bei dieser Konstruktion treten Feuchtegehalte von 90 % an der Grenzschicht über längere Zeiträume auf. Zum Teil wird diese Grenze überschritten. Durch die sorptiven Eigenschaften von z. B. Zellulose oder Holzweichfaser sind diese Feuchtigkeitsgehalte tolerierbar. Die Feuchtigkeitsgehalte an der Grenzschicht zwischen der Dämmebene und der Luftdichtungsbahn sind unkritisch.

Bei einer Sanierung kann ein bereits im Bauteil vorhandener nicht sorptiver Dämmstoff (z. B. Mineralwolle) in der Konstruktion verbleiben, wenn bis zur Luftdichtungsebene (Sparrenoberkante) mindestens 40 mm eines sorptiven Dämmmaterials (z. B. Holzweichfaser oder Zellulose) ergänzt werden.

Fall 4: Sub-and-Top-Lösung

Die Luftdichtungsebene wird schlaufenförmig (Sub-and-Top) auf der Innenbekleidung und über die Tragkonstruktion geführt.


Berechnungen
Keine Feuchte > 90 %, kein Tauwasser
=> Schimmel sehr unwahrscheinlich
Unkritische Feuchtegehalte in der Grenzschicht

Die Sub-and-Top-Verlegung der Sanierungs-Dampfbremse DASATOP stellt die sichere Luftdichtheit her und schützt durch den feuchtevariablen sd-Wert die Wärmedämmung in allen Schichten vor bauteilschädigenden, erhöhten Feuchtigkeitsgehalten.

Die Sanierungs-Dampfbremse kann mit allen faserförmigen Dämmstoffen kombiniert werden. Eine Luftdichtungsbahn oberhalb der Zwischensparrendämmung ist dabei nicht erforderlich. Durch den Einsatz der Sanierungs-Dampfbremse liegt das Feuchtigkeitsniveau in der Wärmedämmung unmittelbar unter der Holzweichfaserplatte im unschädlichen Bereich. Die Feuchtigkeitsspitze von 85 % tritt nur sehr kurz bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf. Es treten keine materialschädigenden Feuchtegehalte auf. Unter diesen Randbedingungen können Schimmelpilze bei den verwendeten Materialien weder auskeimen, noch ist ein weiteres Schimmelpilzwachstum möglich. Konstruktionen mit dieser Sanierungs-Dampfbremse sind bei luftdichter Verlegung und Verklebung keiner Gefahr von Schimmelpilzbildung im Bauteil ausgesetzt. Sie bieten damit die größte Sicherheit für alle faserförmigen Dämmstoffe und für die Konstruktion.


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Einzelnachweis

  1. pro clima: WISSEN 2010/11 "Sanierungs-Studie", 2010, S. 74-83
  2. WTA Merkblatt 6-2-01/D: „Simulationwärme- und feuchtetechnischer Prozesse“, Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. -WTA- Referat 6 Physikalisch-Chemische Grundlagen, München, 05/2002
  3. Tagung Schimmelpilze im Wohnbereich: „Schimmelpilz aus bauphysikalischer Sicht - Beurteilung durch aw-Werte oder Isoplethensysteme?“, Klaus Sedlbauer, Martin Krus, Fraunhofer IBP, Holzkirchen, 26.06.2002



Siehe auch